Gemeinschaftserhalt analog und digital

Dieser Beitrag zeigt Ihnen Impulse und Ideen auf, wie die Ensemblegemeinschaft analog, sowie digital aufrecht erhalten und gestärkt werden kann und welche neuen Projekte entstehen können.

Inhalt

Gemeinschaftserhalt analog

Wie können Mitglieder analog Kontakt halten? Wie kann eine Ensemblegemeinschaft aufrechterhalten werden?

Während der Pandemie wurde es nötig, Möglichkeiten zu finden, die Mitglieder zu kontaktieren, auf dem Laufenden zu halten und ihnen deutlich zu machen, dass das Ensemble noch existiert und jedes einzelne Mitglied wichtig ist. Besonders Ensembles mit hohem Altersdurchschnitt waren dazu gezwungen, Alternativen zu digitalen Treffen zu finden. Aber auch unabhängig von Kontaktbeschränkungen können kleine „analoge“ Mittel genutzt werden, um jedem Ensemblemitglied deutlich zu machen, dass es wichtig und unentbehrlich ist und dass es Teil einer Gemeinschaft ist.

Analoge gemeinschaftserhaltende Aktionen können neben der Stärkung des Zusammenhalts unterschiedliche Wirkungen verfolgen: Vereinspost, welche vom Vorstand oder von der/dem musikalischen Leiter*in verschickt wird, kann Informationen über das derzeitige Vereinsleben, anstehende Termine, neue Pläne oder Informationen über Neustrukturierungen enthalten, aber auch einfach einen guten Start ins neue Jahr wünschen oder zum Geburtstag gratulieren.  

Eine Postkartenkette, bei der jedes Mitglied eine Postkarte an ein anderes Mitglied verfasst und verschickt, aktiviert jeden einzelnen, den Gemeinschaftserhalt mitzugestalten. In dieser kleinen Aktion trägt jeder einzelne Verantwortung für die Gestaltung der Gemeinschaft. So wird im Kleinen deutlich, dass jedes Mitglied aktiv mitwirken kann und es entstehen möglicherweise neue Freundschaften und Verbindungen.  

Geschenke können sowohl von Ensembleverantwortlichen verschickt werden als auch als Wichtelaktion von einzelnen Mitgliedern. Care-Pakete als Ersatz für die eigentlich angedachte Weihnachtsfeier mit selbstgebackenen Plätzchen, Punsch und einer Kerze oder ein kleines Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk können so eine kleine Freude machen und an Feiern erinnern, die man eigentlich zusammen verbringen würde. 

Sofern möglich können zu besonderen Anlässen wie Jubiläen, Geburtstagen oder (Goldenen) Hochzeiten Ständchen (in kleiner Besetzung) geschenkt werden. Vor allem Ältere, die zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr (regelmäßig) die Probe besuchen können, spüren so, dass sie nachwievor Teil der Gemeinschaft sind. Jüngere spüren wiederum das Verantwortungsgefühl, etwas für Andere zu tun.  

Das Verteilen von Notenmaterial kann nicht als adäquaten Ersatz für regelmäßige Probenarbeit angesehen werden. Es zeigt Ensemblemitgliedern jedoch, dass Ensembleverantwortliche weiterhin planen und neue Ziele stecken. Gleichzeitig weckt es Interesse für neue Stücke. Verknüpft mit konkreten Aufgaben, die das Gruppengefühl stärken, kann es ebenfalls positiven Einfluss auf die Gemeinschaft haben. Eine mögliche Aufgabe könnten lauten: “Setzt euch immer dienstags um 8 (Probentermin) hin und beschäftigt euch mit den ausgeteilten Noten. Übt sie, hört euch die Stücke auf der beigelegten CD an, macht euch Eintragungen oder ruft ein befreundetes Mitglied an, um über euer Lieblingsstück aus dem neuen Programm zu sprechen.” Auch wenn von musikalischen Leitenden an dieser Stelle nicht erwartet werden kann, dass sich alle Mitglieder intensiv mit neuer Literatur auseinandersetzen, motiviert doch die Vorstellung, dass sich alle Ensemblemitglieder zur gleichen Zeit mit dem Ensemble beschäftigen – gleichzeitig erweckt es ein Zugehörigkeitsgefühl.  

Wenn möglich können auch persönliche Besuche von Verantwortlichen genutzt werden, um Geschenke, Briefe, Notenmaterial vorbeizubringen. Diese können genutzt werden, um beispielsweise an der Tür ein kurzes Gespräch zu führen.  

Impulsfragen

  • Was benötigen die Mitglieder des Ensembles, um sich wertgeschätzt zu fühlen? 
  • Wie kann ich Mitglieder in Aktionen einbinden, sodass sie selbst aktiv werden müssen und Selbstwirksamkeit spüren? 
  • Wie erreiche ich wirklich alle Mitglieder? 
  • Welche Anforderungen haben verschiedene Mitglieder? Kann ich gegebenenfalls unterschiedliche Angebote machen? 
  • Welche Anlässe bieten sich für Aktionen, Geschenke, Briefe, Ständchen an? 
  • Gibt es Mitglieder die möglicherweise besondere Zuwendung brauchen? (Ältere, Personen, die unsicher sind, ob sie weitermachen möchten, Anfänger, …) 
  • Welche Aktion passt zu meinem Ensemble und warum? 
  • Was möchte ich mit meiner Aktion erreichen? Welche Möglichkeit passt zu diesem Ziel? 
  • Welche Wirkung können verschiedene Aktionen haben? Womit erreiche ich am besten mein gewünschtes Ziel? 

Gemeinschaftserhalt digital

Digital ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, ist mit ein paar Tricks gar nicht so schwer und kann richtig Spaß machen! Welche Möglichkeiten gibt es für die Umsetzung? Welche neuen Projekte können auch digital entstehen?

Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt sind für ein erfolgreiches und aktives Vereinsleben unabdingbar. Denn nichts motiviert mehr zu einem aktiven, ehrenamtlichen Engagement als Freundschaften, gelungene Projekte, ein Voneinanderlernen und ein inspirierender Austausch. Dieses Gemeinschaftsgefühl kann auch digital erzeugt werden und dabei sogar richtig Spaß machen!  

Um Routine in eure digitalen Treffen zu bekommen, ist es sinnvoll, einen regelmäßigen Zeitpunkt zu finden, an dem ihr euch auf einer Online-Plattform trefft (z.B. jeden Montag, jeden zweiten Dienstag im Monat, zum normalen Probentermin…). Beginnt euer Meeting mit einem kurzen »Check-In«, in dem alle Anwesenden nacheinander je zwei Minuten Zeit haben, um beispielsweise folgende Fragen zu beantworten: Wie geht es mir heute? Höhe-/Tiefpunkt der letzten Woche? Wie geht es mir momentan mit dem Verein? 

Um die Stimmung aufzulockern, bieten sich sogenannte »Energizer« an, die etwas Bewegung in das Treffen bringen. »Energizer« sind kurze, energiegebende Einheiten zum Mitmachen, die von jedem*jeder Teilnehmenden kreativ gestaltet und angeleitet werden können. Beispiele sind kurze Body-Percussion-Sessions, in die alle Anwesenden ein kleines Solo einbauen dürfen, oder Mitmachtänze wie Cha Cha Slide . Der Kreativität sind bei der Entwicklung und Umsetzung einer solchen Einheit keine Grenzen gesetzt. 

Eine andere Methode, die auch ohne ein Treffen durchgeführt werden kann, ist beispielsweise auch das Konzept »Warmer Rücken«, bei dem jede*r Teilnehmende positive Eigenschaften, eine kleine persönliche Notiz oder eine Anekdote aus dem Ensemblealltag an die »Pinnwand« einer*eines Anderen schreiben kann. Solche positiven Erinnerungen an die Gemeinschaft sind gut mit miro dashboard oder manchmal auch mit angelegten Werkzeugen des Konferenzprogrammes durchführbar.

Gemeinschafts- und Spaß-Aktionen sind mitunter der größte Bestandteil für den Gemeinschaftserhalt eines Vereins. Auch hier gibt es ein weitreichendes Online-Angebot. Genutzt werden können Plattformen wie discord oder gather town , die neben Spielen auch Raum für Austausch in kleinerer Runde bieten. Weitere Aktivitäten, die leicht digital umsetzbar sind, sind: Digitale Weinproben, ein gemeinsames Bierchen trinken, digitale Kochabende, digitale Spiele (Siedler von Catan , Schmidt Spiele online …), Quizze (z.B. Pubquiz, musikalisches Quiz), ein Film- oder Konzertabend oder die gemeinsame Teilnahme an einem internationalen Event, Festival oder einer Messe. 

Nutzt die Online-Treffen, um euer Vereins- oder Ensembleleben zu reaktivieren. Dazu können Themen bearbeitet werden, für die vor der Pandemie nur wenig Zeit war (z.B. Vereinsstrukturen überarbeiten, mehr Mitglieder einbinden/neu einarbeiten, Social Media, Förderanträge…). Auch Problemfelder, die womöglich schon beim »Check-In« aufgetaucht sind, können intensiver besprochen oder bei einer Problemfeldanalyse konkretisiert werden und Inhalte für folgende Treffen liefern.   
Für eine erfolgreiche Mitgliederbindung ist es außerdem wichtig, Ziele und Erfolgserlebnisse in Aussicht zu haben. Konzerte, Musikvideos, Aufnahmen etc. können digital geplant werden und helfen, ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, indem alle Beteiligten zusammen an einem Projekt arbeiten. Je nach Vereinsgröße ist es auch sinnvoll, kleinere Arbeitskreise zu bilden, die sich mit einem spezifischen Thema/Projekt auseinandersetzen. 

Auch außermusikalische Weiterbildungen können die Ensemblemitglieder persönlich sowie fachlich weiterbringen und für ein verständnisvolleres, respektvolleres und solidarischeres Miteinander sorgen. Zu Themen wie Antirassismus und Antidiskriminierung , Antisexismus , Hierarchien in Vereinen abbauen Critical Whiteness oder Kritische Männlichkeit gibt es mittlerweile ein breites Workshopangebot, welches sehr leicht digital zugänglich ist und die Mitglieder für gesellschaftspolitische und strukturelle Probleme sensibilisiert (eine Liste mit Trainer*innen ist bei IDA e.V.  zu finden). Dies kann das Ensemble insofern voranbringen, dass anschließend ein verstärktes Arbeiten auf Augenhöhe stattfindet, strukturell benachteiligte Personen empowert werden und vielleicht sogar der Eintritt in das Ensemble niedrigschwelliger gestaltet wird, sodass neue Mitglieder gewonnen werden.

Um am Ende noch einmal alle Anwesenden zu Wort kommen zu lassen, beendet euer Treffen mit einem sogenannten »Check-Out«. Hier kann jede*r Teilnehmende Fragen wie »Mit welchem Gefühl gehe ich aus dem Treffen? Was habe ich gelernt? Welche Bereicherungen nehme ich mit nach Hause? Worauf freue ich mich beim nächsten Treffen?« beantworten oder der aktuelle Lieblingssong, ein lustiges Video oder Foto geteilt werden. 

Impulsfragen

  • Auf welche Gemeinschaftsaktivität haben wir Lust? Wie könnten wir sie digital umsetzen? 
  • Was verbindet uns? Wovon lebt unser Ensemble/Verein und welche Tätigkeiten machen uns so besonders? 
  • Welche Themen hatten vor der Pandemie wenig Raum und können auch gut digital angegangen werden? 
  • Was vermissen wir besonders an unserem Ensemble? Mit welchen Online-Methoden können wir dieses Gefühl wieder aufleben lassen? 
  • Gibt es Mitglieder die zwar im Verein sind, aber wenig gehört werden? Wie können wir sie unterstützen, ihnen mehr Raum und Mitbestimmungsrecht geben?  
  • Wie können andere Ensemblemitglieder für mehr Rücksichtnahme und ein gemeinschaftliches Arbeiten/Musizieren auf Augenhöhe sensibilisiert werden?