Die Corona-Vorgaben können nicht nur einschränken, sondern auch dazu anregen, neue Ideen für Konzerte zu bekommen. Sowohl die eingeschränkte Nutzung von Innenräumen, als auch Abstandsregelungen und digitale Möglichkeiten können neue Formate anregen.
Aufführungen im Freien benötigen den passenden Ort. Dieser kann sowohl ein Hof oder Areal eines malerischen Gebäudes sein, aber auch als halboffene Orte leerstehende Häuser, Industrieanlagen oder Freizeitorte einschließen. Auch in der Natur finden sich passende Orte: Auf Waldlichtungen, am See, in großen Höhlen, auf Wanderwegen, am Berg oder in einer Schlucht – hier wirkt sich der Ort auch sofort auf das Format aus: Eine musikalische Wanderung, ein Wandelkonzert oder ein offenes Musizieren bieten sich an. Auch der Konzertrahmen kann sich ändern, etwa, indem man das Konzert in einen Biergarten verlagert, als Picknick-Konzert, Flashmob in der Stadt oder Mitsing-Event im Freibad stattfinden lässt. Selbstverständlich können Sie sich vom Ort oder Format dann auch für das Repertoire beeinflussen lassen.
Bei Aufführungen im Freien sollten einige organisatorische Aspekte bedacht werden: Bewegt sich das Publikum oder soll es auch sitzen? Wie und wo könnte es sitzen? Wie ist die Akustik am Ort? Um die Akustik zu verbessern, kann entweder ein Ort mit etwas Hall ausgesucht werden (Schlucht, Innenhof, Höhle…) oder auf Unterstützung durch Profis oder Technik zurückgegriffen werden. Auch eine Kooperation mit anderen Ensembles trägt zur Klangstärke bei. Zusätzlich sollte das Wetter mitbedacht werden (spontaner Ausweichort oder Ausweichtermin) und Bühnen- sowie Sichtmöglichkeiten getestet werden. Im Freien bietet sich auch schnell ein Rahmen mit Verpflegung an, etwa ähnlich wie bei einem Weihnachtsmarkt oder Sommerfest – auch hier kann eine Kooperation mit regionalen Partnern die Organisation erleichtern.
Das Musizieren mit Abstand führt meist zu Besetzungs- und Repertoireänderungen. Hier können z.B. in einem Kirchenraum mehrere Orte für die einzelnen Kleingruppen genutzt werden, die nun sowohl gemeinsam als auch abwechselnd musizieren können. Auch im Repertoire kann diese räumliche Trennung gleich mitbedacht werden und etwa doppelchörige oder mehrsätzige Stücke gewählt werden. So kann beispielsweise ein Zyklus stückweise in Kleingruppen und auch an verschiedenen Orten schlussendlich vom gesamten Ensemble aufgeführt werden.
Auch das Abstandhalten des Publikums und die geringere Besucherzahl können das Konzertformat beeinflussen. So kann anstelle einer Begegnung in der Gruppe in der Pause eine Begegnung im Kreativen stattfinden. Dabei wird das Publikum dazu angeregt, einen kreativen Beitrag zu leisten: etwa auf einem großen Papier nacheinander zur Musik malen, vom Platz aus in Body Percussion angeleitet werden oder mit Meldungen auf Umfragen der Moderation antworten. Die geringe Besucherzahl – oft auch in Verbindung mit einer geringeren Zahl an Musizierenden – führt außerdem automatisch zu einem intimeren Rahmen. Dieser kann von Anfang an im Repertoire mitbedacht werden und das Konzert auch mehr persönliche Anteile beinhalten, etwa durch die Art der Moderation und Interaktion von Musizierenden und Publikum.
Die Corona-Zeit hat auch die Möglichkeiten digitaler und hybrider Formate für eine Aufführung oder ein Konzert vorangetrieben. Neben den Konzertstreamskann hier auch ein aufgenommenes Konzert als Video-on-demand bereitgestellt werden. Dabei sollte die Interaktionsmöglichkeit des Publikums mitbedacht werden: Live-Chats bestimmter Plattformen wie YouTube oder Twitch lassen das Publikum nicht nur in Interaktion treten, sondern bilden dadurch auch eine Gemeinschaft und das Ensemble erhält ein direktes Feedback. Hier können auch Aufgaben ans Publikum interessant sein, genauso wie Umfragen oder sogar künstlerische Mitbestimmung des Publikums.
Für Konzertstreams und Video-on-demand-Produktionen kann auch mit Partnern in der Region zusammengearbeitet werden, die sich in der Corona-Zeit im Streaming professionalisiert haben: Etwa bestimmte Veranstaltungsorte, Kirchen oder freiberufliche Künstler*innen.
In einem Konzert kann auch hybrid gearbeitet werden. Das ist nicht nur der Fall, wenn ein Teil des Publikums von zu Hause zusehen muss, sondern auch, wenn im Konzert Aufnahmen oder Streams zum Einsatz kommen. Das kann besonders spannend sein, wenn zu einer eigenen Aufnahme entweder musiziert wird (z.B. doppelchörige Stücke, Erweiterung eines Arrangements oder abschnittsweise im Wechsel) oder eine kreative Aktion zu einer eigenen Aufnahme stattfindet. Wenn ein Teil des Ensembles nicht im selben Raum sein kann, kann dieses übertragen und im Hauptkonzertraum dazu musiziert werden. Auch mit einem Partnerensemble z.B. aus dem Ausland kann so zusammengearbeitet werden: Das Partnerensemble wird gestreamt und live dazu musiziert.
IMPULSFRAGEN
- Welchen Ort in der Natur, offenen Gebäuden oder Freizeitorten im Freien könnten wir für eine Aufführung nutzen?
- Wie ist die Akustik? Brauchen wir Unterstützung?
- Wo kann das Publikum sitzen, wie ist die Sicht auf eine »Bühne«?
- Welche Aspekte müssen wir im Freien beachten, was muss organsiert werden?
- Sollte Verpflegung eine Rolle spielen? Mit wem könnten wir dafür kooperieren?
- Wie kann der Raum von mehreren Kleingruppen genutzt werden?
- Wie kann das Repertoire auf mehrere Kleingruppen ausgelegt werden?
- Wie kann das Publikum vom Platz aus oder nacheinander in kreative Interaktion treten?
- Wie sieht ein intimer gestaltetes Konzert für uns aus?
- Wie kann das Publikum in unserem Konzertstream oder Video in Interaktion miteinander oder mit uns treten?
- Wie könnten wir eine bereits bestehende Aufnahme im Live-Konzert einbinden?
- Wie könnten wir mit einem getrennten Ensemble oder Partnerensemble live musizieren?