Musizieren unter Coronabedingungen

Während der Corona-Pandemie mussten besondere Herausforderungen beim Musizieren gemeistert werden. Über die Probengestaltung und /-raumsuche, bis hin zu kreativen Ansätzen zum Musizieren mit Abstand und Konzerten. Dieser Beitrag bietet eine Übersicht.

Inhalt

Proben gestalten

Eine Probe und Corona-Bedingungen stellt neue Herausforderungen an das Ensemble. Wie kann eine Probe gut geplant werden, damit sich alle Beteiligten sicher fühlen können und ggf. geltende Regelungen eingehalten werden?

Bevor die Probe beginnen kann, muss man sich zunächst einmal die Frage stellen, an welchem Ort die Probe unter verschärften Hygienemaßnahmen überhaupt stattfinden kann. Ist das eigene Vereinsheim oder der eigene Probensaal groß genug, um die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten? Überlegen Sie im Team, welche Möglichkeiten es in Ihrer Umgebung gibt! Vielleicht kann Ihnen bei der Suche nach einem geeigneten Ort auch ein*e Mitarbeiter*in der Gemeinde helfen. Oder ein Ensemblemitglied lässt hierfür seine Kontakte spielen.

Ein neuer Probeort ist automatisch mit einem organisatorischen Mehraufwand verbunden! Wer sorgt sich beispielsweise um die Bestuhlung? Wer erhält den Schlüssel und schließt frühzeitig auf? Klären Sie alle organisatorischen Fragen bereits vorher im Team ab und verteilen Sie Aufgaben im Ensemble! So kommt es am Probetag nicht zum Chaos. Vorab sollten Sie mit einem geeigneten Tool nachfragen, welche Ensemblemitglieder zur nächsten Probe kommen. Genau hierfür gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Apps, welche die Probenorganisation deutlich erleichtern. So lässt sich – im Falle einer Ansteckung – auch leicht nachvollziehen, welche Ensemblemitglieder betroffen sein könnten.  

Damit sich schon VOR der Probe niemand ansteckt, sollten lange Wartezeiten und dichtgedrängte Gespräche vor dem Probeort vermieden werden. Im Idealfall bekommt jede*r Musizierende einen Sitzplatz zugewiesen, an dem bei Instrumentalisten auch das notwendige „Equipment“ (Notenständer, Instrument) aufgebaut werden sollte. Auch bei Proben ohne Stühle kann dies mit Aufklebern auf dem Boden praktiziert werden. Jede*r Musizierende sollte außerdem sein eigenes Getränk mit zur Probe nehmen, damit sich am Ausschank keine Gruppen bilden.  

Denken Sie bei Indoor-Proben daran, immer wieder zu lüften! Es lohnt sich, für die Probe ein CO2-Messgerät anzuschaffen, das auf die aktuelle Luftkonzentration hinweist. Übersteigt die Konzentration einen bestimmten Wert (800ppm), sollten Sie eine kurze Lüftungspause einlegen. Mobile Luftreiniger sind noch effektiver als Lüften, dennoch nur ergänzend einzusetzen. Alles zu Wissenswerte dazu finden Sie in den Handlungsempfehlungen: Musizieren unter Pandemiebedingungen.

Auch in der Pause und nach der Probe sollten Gruppenbildungen vermieden werden. Während der Pause können Sie mit Ihrem Ensemble beispielsweise auch rhythmische Übungen durchführen, um die Wartezeit zu überbrücken. In Pandemiezeiten sollten Sie sich überlegen, ob Sie nach der Probe wirklich den „Tratsch“ nicht in den digitalen Raum verlegen sollten.  

Impulsfragen

  • An welchem Ort könnte die Probe stattfinden? Können in dem Raum auch die Abstände eingehalten werden?  
  • Wen können wir aus dem Ort für einen geeigneten Proberaum ansprechen? 
  • Können verschiedene organisatorische Aufgaben in mehrere Hände gelegt werden?  
  • Wurden vor der Probe bereits alle organisatorischen Fragen geklärt?  
  • Messen wir unseren Proberaum mit einem C02-Messgerät und lüften wir ausreichend?  
  • Wie können lange Wartezeiten und Gedränge vor und nach der Probe vermieden werden?  
  • Wie bringen wir die Musizierenden dazu, selbstständig die Hygienemaßnahmen zu beachten?  

Neue Probenorte entdecken

Für die Corona-Zeit werden neue Probenorte benötigt, die den Bedingungen und Vorgaben entsprechen. Welche Orte können dafür entdeckt werden? Welche Orte eignen sich für welche Methoden?

Unter Corona-Bedingungen zu proben heißt oftmals, die Probe nach draußen zu verlagern oder neue Orte mit mehr Platz, besseren Aufstellungs- und Belüftungsmöglichkeiten zu finden. In erster Linie bedeutet das, eine Alternative zum eigenen Probenort zu finden, der möglichst für alle zu erreichen ist. 

Zu Beginn steht also die Recherche nach geeigneten Räumen und Orten in der nahen Umgebung. Bitten Sie die Stadt oder die Gemeinde um Hilfe, fragen Sie bei großen Firmen, Schulen, Kindertagesstätten, etc. nach und gehen Sie Kooperationen ein. Vielleicht kann eine Firma Ihr Ensemble in Form einer “Raumspende” unterstützen. Möglicherweise tritt Ihr Ensemble im Gegenzug bei der nächsten Firmen-Weihnachtsfeier auf. Gegebenenfalls ergeben sich nachhaltige neue Möglichkeiten und ein neuer spannender Konzertort wie eine alte Lagerhalle, ein alter Flugplatz, eine Produktionshalle, ein Autohaus locken neue Konzertbesucher und wirken öffentlichkeitswirksam für Ihr Ensemble.  

Outdoor-Proben lassen sich flexibler gestalten, wenn überdachte Orte gefunden werden. Prüfen Sie Ihre Umgebung auf überdachte Outdoor-Bühnen, Passagen oder Innenhöfe, die Sie nutzen können oder fragen Sie einen Zeltverleih nach einer Kooperation.  

Beim Abwägen der möglichen Ersatz-Probenorte ist zu beachten, dass sich die Anforderungen je nach Ensemble unterscheiden. Wirken viele ältere Menschen in Ihrem Ensemble mit, sollten Sie einen Ort auswählen, der Sitzmöglichkeiten bietet und nicht zu kalt ist. Holzblas- und Streichinstrumente sind sehr kälte- und nässeempfindlich, weshalb sich eine Outdoor-Probe hier nur bei sehr gutem Wetter anbietet. Passen Sie die Probezeit dem Wetter an und schaffen Sie eine Schlecht-Wetter-Alternative wie beispielsweise Registerproben. Allerdings kann eine Outdoor-Probe bei sehr schönem Wetter auch zu einem tollen Erlebnis werden, motivieren und Event-Charakter haben.  

Die Nähe zum eigenen Vereinslokal oder Probenort ist sinnvoll, um schnell Notenmaterial zu besorgen, Instrumente griffbereit zu haben und die dortigen sanitären Anlagen nutzen zu können.  

Neue Räume zu finden, stellt zuerst einmal eine Herausforderung dar, kann aber auch Wege eröffnen, neue Methoden auszuprobieren. In einer großen Halle kann sich Ihr Chor beim Singen mit Abstand durch den Raum bewegen und so das Gehör schulen oder Körperübungen machen. Mit mehr Platz können neue Aufstellungen ausprobiert werden. Proben Sie in einer Sporthalle mit Tribüne? Verteilen Sie die einzelnen Musiker*innen auf verschiedenen Ebenen und nutzen Sie so die Möglichkeiten, die der neue Raum bietet. Proben Sie in der Kirche? Singen Sie von der Empore aus, aber auch mal aus dem Altarraum. Schulen Sie Ihr Ensemble, auf Klangunterschiede zu achten, aufeinander zu reagieren und so an Flexibilität zu gewinnen.   

Findet sich keine Alternative zum eigene Probenraum, bleibt immer noch die Möglichkeit, das Ensemble zu teilen, sodass die eigenen Räumlichkeiten ausreichend sind. Hier bieten sich Register- und Satzproben an, um intensiv an Konzertprogrammen zu arbeiten. Weiterhin kann ein Konzert auch von mehreren kleineren Ensembles gestaltet werden, welche sich aus Mitgliedern des Gesamtensembles zusammensetzen.  

Impulsfragen

  • Welche Möglichkeiten gibt es in meiner Umgebung? Wer kann mir dabei helfen, geeignete Orte zu finden? Gibt es jemanden im Ensemble, der sich gut auskennt oder bestimmte Kontakte hat? Gibt die Stadt, die Gemeinde, der Landkreis mir Hilfestellung? 
  • Mit wem kann ich kooperieren? (Firmen, Kommunen, Politiker*innen, Schulen, Kindergärten) 
  • Gibt es überdachte Plätze in meiner Umgebung, die ich für eine Outdoor-Probe nutzen kann? 
  • Welche Probenorte kommen für mein Ensemble in Frage? Welche besonderen Anforderungen und Bedürfnisse hat mein Ensemble? 
  • Welche Möglichkeiten gibt mir mein neuer Probenort? Welche Methoden kann ich ausprobieren? Was kann mein Ensemble dabei lernen? Wie nützt es meinem Ensemble? 
  • Kommt für mein Ensemble eine Teilung in Frage? Was kann mein Ensemble dadurch lernen? Ist es ein geeigneter Plan B? 

Musizieren mit Abstand

Das Musizieren mit Abstand erfordert neue Probenmethoden. Worauf muss geachtet werden, welche Ensemblequalitäten können dabei weiterentwickelt werden?

Der komplizierteste Teil einer Probe unter verschärften Hygienemaßnahmen ist sicherlich das Musizieren selbst: Je nach Ensemblegröße und Raumbeschaffenheit ergeben sich mit großem Abstand zwischen den Musizierenden Problematiken: vor allem das Heraushören anderer Stimmen stellt sich als äußerst kompliziert heraus, wenn die Musizierenden bis zu 30 Meter entfernt voneinander sitzen. Besonders im Freien ist dies ein großes Problem, noch dazu, wenn es ein bisschen windig ist! Auch für die musikalische Leitung können Töne aus den hinteren Reihen schnell „verfliegen“. Achten Sie daher darauf, Ihr Ensemble eher in die Breite, statt in die Tiefe aufzustellen. Dies kann jedoch nicht bei jedem Raum/Platz gewährleistet werden. Genauso kann die Stimme der Leitung sehr schlecht zu hören sein und am Ende der Probe ist der*die Leiter*in stimmlich völlig überlastet. Hier helfen ein Mikrofon und eine transportable Musikbox. 

Falls die Gruppe zu groß ist und die Musizierenden sich gegenseitig gar nicht mehr hören können, sollten Sie überlegen, das Ensemble in Gruppen aufzuteilen. Hier bieten sich Register-, Satz- und Stimmproben an, um intensiv am Konzertprogramm zu feilen. Weiterhin könnte man aber auch Stücke für kleinere Besetzungen ins Konzertrepertoire mit aufnehmen. Gerade im Bereich der Blasmusik wurden während der Pandemie viele neue Ensemblewerke arrangiert. Doch auch in Chören hat sich gezeigt, dass viele Sänger*innen motiviert sind, in solistischer oder kleiner Besetzung zu singen. Somit lässt sich sicherlich auch ein besonderes Konzertprogramm auf die Beine stellen. Die musikalische Leitung sollte dennoch immer ins Ensemble hineinhören: Möchten die Musiker*innen wirklich in kleinen Gruppen spielen oder alleine in der Stimme singen? Trauen sich manche Musizierende nur in einer kleinen Gruppe auf der Bühne zu stehen? Fakt ist jedoch, dass man als Musizierende*r dabei automatisch mehr gefordert ist, der Drang zu Üben größer ist und die Musizierenden sehr an ihrer Aufgabe wachsen.

Wenn das gewohnte Musizieren in der großen Gruppe aufgrund der Gruppengröße oder Raumbeschaffenheit nicht möglich ist, sollten Sie sich überlegen, gewisse Aspekte zu behandeln, die sonst vielleicht nicht „auf der Tagesordnung“ einer Probe stehen: Übungen, die das Aufeinander-Hören schulen und ein Bewusstsein für das Gemeinsame schaffen, sollten im Vordergrund stehen. Hierfür müssen auch nicht alle Stimmgruppen oder alle Register gleichzeitig musizieren. Zeigen Sie Ihrem Ensemble, wie eine Balance zwischen den Registern oder Stimmgruppen und Stimmen entstehen kann. Das Instrument/die Stimme muss dabei auch nicht immer genutzt werden: Warum nicht mal Body-Percussion-Übungen durchführen und so das Rhythmusgefühl der Gruppe stärken? Oder Rhythmen gemeinsam sprechen? Gemeinsam neue Atemübungen in der Gruppe ausprobieren lohnt sich ebenfalls und ist leicht umsetzbar. Achten Sie jedoch gerade bei Atemübungen auf den Abstand, denn hier ist der Aerosol-Ausstoß erhöht! Falls der Proberaum groß genug ist, könnten sich die Musizierenden beispielsweise beim Singen auch mit Abstand durch den Raum bewegen und das Gehör schulen

In der Probe können auch gemeinsam neue Techniken erlernt werden, die dem Körper, dem Atem, der Stimme oder der Psyche beim Musizieren und Auftreten guttun. Weitere Impulse dazu finden Sie unter Gesundheit beim Musizieren. Falls sich Ihre Ensembleleitung mit diesen Techniken nicht auskennt, lohnt es sich, eine*n externe*n Dozent*in für einen Workshop mit ins Boot zu holen. So wird die Probe für die Musizierenden auch mit Abstand zu einem besonderen Ereignis!

Impulsfragen

  • Welche Techniken rund ums Musizieren könnten wir neu kennenlernen? 
  • Welche Atem-, Rhythmus- oder Sprechübungen eignen sich für eine Probe draußen und halten außerdem warm? 
  • Wie könnte das Ensemble in Kleingruppen an Hören, Wahrnehmen und Balance arbeiten? 
  • Welche Stücke eigenen sich für erste Schritte in Kleinbesetzung? 
  • Könnten wir die Musizierenden durch Kleinbesetzungen extra motivieren? Wie können wir sie bei dieser neuen Aufgabe unterstützen? 
  • Welche Orte draußen eignen sich für eine breite Aufstellung und haben nicht zu viel Geräuschkulisse? Wo steht man windgeschützt, so dass man sich untereinander besser hören kann? 
  • Welche Möglichkeiten hat die Leitung, die eigene Stimme und Ansagen zu verstärken?

Aufführung/Konzert

Die Corona-Bedingungen machen neue Wege für Konzerte notwendig. Wie kann das Musizieren im Freien und das Abstandhalten zur Inspiration von Aufführungsideen genutzt werden? Wie können Audios oder Streams mit einbezogen werden?

Die Corona-Vorgaben können nicht nur einschränken, sondern auch dazu anregen, neue Ideen für Konzerte zu bekommen. Sowohl die eingeschränkte Nutzung von Innenräumen, als auch Abstandsregelungen und digitale Möglichkeiten können neue Formate anregen.

Aufführungen im Freien benötigen den passenden Ort. Dieser kann sowohl ein Hof oder Areal eines malerischen Gebäudes sein, aber auch als halboffene Orte leerstehende Häuser, Industrieanlagen oder Freizeitorte einschließen. Auch in der Natur finden sich passende Orte: Auf Waldlichtungen, am See, in großen Höhlen, auf Wanderwegen, am Berg oder in einer Schlucht – hier wirkt sich der Ort auch sofort auf das Format aus: Eine musikalische Wanderung, ein Wandelkonzert oder ein offenes Musizieren bieten sich an. Auch der Konzertrahmen kann sich ändern, etwa, indem man das Konzert in einen Biergarten verlagert, als Picknick-Konzert, Flashmob in der Stadt oder Mitsing-Event im Freibad stattfinden lässt. Selbstverständlich können Sie sich vom Ort oder Format dann auch für das Repertoire beeinflussen lassen.

Bei Aufführungen im Freien sollten einige organisatorische Aspekte bedacht werden: Bewegt sich das Publikum oder soll es auch sitzen? Wie und wo könnte es sitzen? Wie ist die Akustik am Ort? Um die Akustik zu verbessern, kann entweder ein Ort mit etwas Hall ausgesucht werden (Schlucht, Innenhof, Höhle…) oder auf Unterstützung durch Profis oder Technik zurückgegriffen werden. Auch eine Kooperation mit anderen Ensembles trägt zur Klangstärke bei. Zusätzlich sollte das Wetter mitbedacht werden (spontaner Ausweichort oder Ausweichtermin) und Bühnen- sowie Sichtmöglichkeiten getestet werden. Im Freien bietet sich auch schnell ein Rahmen mit Verpflegung an, etwa ähnlich wie bei einem Weihnachtsmarkt oder Sommerfest – auch hier kann eine Kooperation mit regionalen Partnern die Organisation erleichtern.

Das Musizieren mit Abstand führt meist zu Besetzungs- und Repertoireänderungen. Hier können z.B. in einem Kirchenraum mehrere Orte für die einzelnen Kleingruppen genutzt werden, die nun sowohl gemeinsam als auch abwechselnd musizieren können. Auch im Repertoire kann diese räumliche Trennung gleich mitbedacht werden und etwa doppelchörige oder mehrsätzige Stücke gewählt werden. So kann beispielsweise ein Zyklus stückweise in Kleingruppen und auch an verschiedenen Orten schlussendlich vom gesamten Ensemble aufgeführt werden.

Auch das Abstandhalten des Publikums und die geringere Besucherzahl können das Konzertformat beeinflussen. So kann anstelle einer Begegnung in der Gruppe in der Pause eine Begegnung im Kreativen stattfinden. Dabei wird das Publikum dazu angeregt, einen kreativen Beitrag zu leisten: etwa auf einem großen Papier nacheinander zur Musik malen, vom Platz aus in Body Percussion angeleitet werden oder mit Meldungen auf Umfragen der Moderation antworten. Die geringe Besucherzahl – oft auch in Verbindung mit einer geringeren Zahl an Musizierenden – führt außerdem automatisch zu einem intimeren Rahmen. Dieser kann von Anfang an im Repertoire mitbedacht werden und das Konzert auch mehr persönliche Anteile beinhalten, etwa durch die Art der Moderation und Interaktion von Musizierenden und Publikum.

Die Corona-Zeit hat auch die Möglichkeiten digitaler und hybrider Formate für eine Aufführung oder ein Konzert vorangetrieben. Neben den Konzertstreamskann hier auch ein aufgenommenes Konzert als Video-on-demand bereitgestellt werden. Dabei sollte die Interaktionsmöglichkeit des Publikums mitbedacht werden: Live-Chats bestimmter Plattformen wie YouTube oder Twitch lassen das Publikum nicht nur in Interaktion treten, sondern bilden dadurch auch eine Gemeinschaft und das Ensemble erhält ein direktes Feedback. Hier können auch Aufgaben ans Publikum interessant sein, genauso wie Umfragen oder sogar künstlerische Mitbestimmung des Publikums.
Für Konzertstreams und Video-on-demand-Produktionen kann auch mit Partnern in der Region zusammengearbeitet werden, die sich in der Corona-Zeit im Streaming professionalisiert haben: Etwa bestimmte Veranstaltungsorte, Kirchen oder freiberufliche Künstler*innen.

In einem Konzert kann auch hybrid gearbeitet werden. Das ist nicht nur der Fall, wenn ein Teil des Publikums von zu Hause zusehen muss, sondern auch, wenn im Konzert Aufnahmen oder Streams zum Einsatz kommen. Das kann besonders spannend sein, wenn zu einer eigenen Aufnahme entweder musiziert wird (z.B. doppelchörige Stücke, Erweiterung eines Arrangements oder abschnittsweise im Wechsel) oder eine kreative Aktion zu einer eigenen Aufnahme stattfindet. Wenn ein Teil des Ensembles nicht im selben Raum sein kann, kann dieses übertragen und im Hauptkonzertraum dazu musiziert werden. Auch mit einem Partnerensemble z.B. aus dem Ausland kann so zusammengearbeitet werden: Das Partnerensemble wird gestreamt und live dazu musiziert.

Impulsfragen

  • Welchen Ort in der Natur, offenen Gebäuden oder Freizeitorten im Freien könnten wir für eine Aufführung nutzen?
  • Wie ist die Akustik? Brauchen wir Unterstützung?
  • Wo kann das Publikum sitzen, wie ist die Sicht auf eine »Bühne«?
  • Welche Aspekte müssen wir im Freien beachten, was muss organsiert werden?
  • Sollte Verpflegung eine Rolle spielen? Mit wem könnten wir dafür kooperieren?
  • Wie kann der Raum von mehreren Kleingruppen genutzt werden?
  • Wie kann das Repertoire auf mehrere Kleingruppen ausgelegt werden?
  • Wie kann das Publikum vom Platz aus oder nacheinander in kreative Interaktion treten?
  • Wie sieht ein intimer gestaltetes Konzert für uns aus?
  • Wie kann das Publikum in unserem Konzertstream oder Video in Interaktion miteinander oder mit uns treten?
  • Wie könnten wir eine bereits bestehende Aufnahme im Live-Konzert einbinden?
  • Wie könnten wir mit einem getrennten Ensemble oder Partnerensemble live musizieren?

Neustart mit der Stimme

Nach der langen Corona-Pause sind das Spielen und Singen erst einmal ungewohnt. Worauf sollte beim Wiedereinstieg geachtet werden? Wie kann körperlichen und psychologischen Aspekten begegnet werden?

Nach der langen Corona-Pause sind das Spielen und Singen erst einmal ungewohnt und sowohl das Körperbewusstsein als auch die Muskulatur müssen wieder aufgebaut werden. 

Beim Singen sollte daher ausführlich mit Körper- und Aufwärm-Übungen gestartet werden: So kann allmählich wieder ein vertieftes Körper- und Singgefühl entstehen. Dabei gilt: Lieber oft und kurz als einmal lang. Wie könnten sich die Sänger*innen auch in ihrem Alltag an die Stimmpflege herantasten? Regen Sie kleine Stimm- und Körperübungen im Alltag an – beim Kochen ein paar Glissandi? Beim Duschen ein paar Töne? Eine Atemübung beim Händewaschen? Daran kann man sich auch regelmäßig mit einem Klebezettel z.B. am Spiegel erinnern. 

Im Chor kann mit Stücken begonnen werden, die einen kleinen Ambitus und wenige Sprünge haben. Hier lohnt es sich auch, Einfaches und Altbekanntes aufzuwärmen und das Muskelgedächtnis zu nutzen. Besonders bei Proben draußen wird die Akustik den Sänger*innen stimmtechnisch nicht helfen. Richten Sie das Repertoire entsprechend aus, suchen Sie einen akustisch reflektierenden Ort wie einen Innenhof oder laden Sie Profis zur Unterstützung ein. Als Leitung können Sie draußen ein Mikrofon und eine Box zur Stimmschonung nutzen. 

Wichtig ist hier auch der psychologische Effekt: Merken die Musizierenden, dass ihr eigenes Niveau, die Flexibilität und Ausdauer gesunken sind, kann schnell Frust und ein hinderlicher Selbstkorrekturmodus entstehen. Weisen Sie darauf hin, dass es normal und kein Problem ist, etwas eingerostet zu sein und bemühen Sie sich selbst um Geduld und eine positive Einstellung, die ansteckend wirken. Alleine durch das Tun wird die Körperwahrnehmung, die Muskulatur, die Flexibilität und das Gehör schnell wieder fitter werden. Nicht nur die intensive Wahrnehmung, sondern auch im Gegenteil, etwas Ablenkung, kann hier hilfreich sein: Lassen Sie Übungen mit unterstützenden Körperaktionen singen, etwa ein Tuch oder Schal in fließender Bewegung über den Körper gleiten lassen – dadurch können Stütze und Legato geübt werden, während der Kopf so mit der Bewegung beschäftigt ist, dass er sich nicht um das Gesangsergebnis kümmern kann und nicht in eine ständige Bewertung fällt.