Nach der langen Corona-Pause sind das Spielen und Singen erst einmal ungewohnt und sowohl das Körperbewusstsein als auch die Muskulatur müssen wieder aufgebaut werden.
Beim Singen sollte daher ausführlich mit Körper- und Aufwärm-Übungen gestartet werden: So kann allmählich wieder ein vertieftes Körper- und Singgefühl entstehen. Dabei gilt: Lieber oft und kurz als einmal lang. Wie könnten sich die Sänger*innen auch in ihrem Alltag an die Stimmpflege herantasten? Regen Sie kleine Stimm- und Körperübungen im Alltag an – beim Kochen ein paar Glissandi? Beim Duschen ein paar Töne? Eine Atemübung beim Händewaschen? Daran kann man sich auch regelmäßig mit einem Klebezettel z.B. am Spiegel erinnern.
Im Chor kann mit Stücken begonnen werden, die einen kleinen Ambitus und wenige Sprünge haben. Hier lohnt es sich auch, Einfaches und Altbekanntes aufzuwärmen und das Muskelgedächtnis zu nutzen. Besonders bei Proben draußen wird die Akustik den Sänger*innen stimmtechnisch nicht helfen. Richten Sie das Repertoire entsprechend aus, suchen Sie einen akustisch reflektierenden Ort wie einen Innenhof oder laden Sie Profis zur Unterstützung ein. Als Leitung können Sie draußen ein Mikrofon und eine Box zur Stimmschonung nutzen.
Wichtig ist hier auch der psychologische Effekt: Merken die Musizierenden, dass ihr eigenes Niveau, die Flexibilität und Ausdauer gesunken sind, kann schnell Frust und ein hinderlicher Selbstkorrekturmodus entstehen. Weisen Sie darauf hin, dass es normal und kein Problem ist, etwas eingerostet zu sein und bemühen Sie sich selbst um Geduld und eine positive Einstellung, die ansteckend wirken. Alleine durch das Tun wird die Körperwahrnehmung, die Muskulatur, die Flexibilität und das Gehör schnell wieder fitter werden. Nicht nur die intensive Wahrnehmung, sondern auch im Gegenteil, etwas Ablenkung, kann hier hilfreich sein: Lassen Sie Übungen mit unterstützenden Körperaktionen singen, etwa ein Tuch oder Schal in fließender Bewegung über den Körper gleiten lassen – dadurch können Stütze und Legato geübt werden, während der Kopf so mit der Bewegung beschäftigt ist, dass er sich nicht um das Gesangsergebnis kümmern kann und nicht in eine ständige Bewertung fällt.