ENSEMBLEENTWICKLUNG: Selbstverständnis und Image

Um ein positives Image zu erzeugen und die Mitgliederbindung zu stärken, sollte im Ensemble ein Selbstverständnis entwickelt oder präzisiert werden. Wer sind wir? Wofür stehen wir menschlich und musikalisch? Was sind unsere Ziele? Sind diese Fragen geklärt, können sich bestehende und potentielle Mitglieder besser mit dem Ensemble identifizieren. Auch die Mundpropaganda über das Ensemble wird so angeregt, da die Mitglieder klarer vor Augen haben, wie sie über das Ensemble sprechen können. Darüber hinaus kann nun auch die Öffentlichkeitsarbeit zielgerichteter erfolgen. 

Das Selbstverständnis und möglicherweise Alleinstellungsmerkmal eines Ensembles sollte gemeinsam mit den Mitgliedern entwickelt oder präzisiert werden. Das kann in einem längeren Workshop erfolgen oder auch schrittweise: Zunächst werden Aspekte des Selbstverständnisses gesammelt, etwa in der Probenpause mit Zetteln, an einer Tafel oder auch außerhalb der Probe per digitalem Fragebogen oder auf einer Online-Plattform z.B. Padlet. Bei Kinder- und Jugendensembles können auch die Eltern mit ihren Wünschen einbezogen werden. Später werden die Aspekte zusammengetragen und diskutiert: Haben wir dieselben Ansichten, Wünsche, Ziele? Ist unsere Identität vielleicht die Unterschiedlichkeit unserer Gruppe? Wie kann das Selbstverständnis aktuelle Mitglieder einschließen und neue ansprechen? 

Vor allem bei einer Neugründung, aber auch bei einer Neuausrichtung sollte zusätzlich geklärt werden, welche Angebote und Ensembles es in der Umgebung als direkte Konkurrenz gibt. Wie kann das Selbstverständnis diese Konkurrenz vermeiden? Welche Nischen können möglicherweise gefunden werden? 

Ist die Ensemble- oder Vereinsidentität klar, kann man nun gemeinsam ein Image entwickeln: Wie möchten wir in der Öffentlichkeit, von Eltern, potentiellen Mitgliedern wahrgenommen werden? Wie passt dieses gewünscht Bild zu unserem Selbstverständnis? Wie könnten Selbstverständnis und gewünschtes Image verbunden werden z.B. Tradition mit Jugendkultur? 

Zusätzlich sollte hinterfragt werden, ob die Organisationsstrukturen und die Kommunikationskultur zum gewünschten Image passen. Können viele Mitglieder sich einbringen? Auf welche Weisen? Kann die Jugend sich einbringen? Wird transparent kommuniziert, den Mitgliedern etwas zugetraut? Was sagen die Mitglieder, die Jugend, die Eltern dazu? Bei der Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen kann eruiert werden, ob etwas an den Organisationsstrukturen und Kommunikationsweisen geändert werden sollte, um das gewünschte Selbstverständnis und Image zu erhalten. 

Anhand des erarbeiteten Selbstverständnisses und Ziel-Images kann das Ensemble bzw. der Verein gemeinsam mit den Mitgliedern einen passenden Namen und Stil für das jeweilige Ensembles finden, die dessen innere und äußere Identität abbilden und auch seinen Wiedererkennungswert erhöhen. Auch eine “Vision” des Ensembles kann hier formuliert werden, die die Ausrichtung, das Ziel oder die Motivation des Ensembles beschreibt. Der Stil und Vision spiegeln sich sowohl in grafischem Design, etwa eines Logos, von Plakaten, der Website oder von Merchandise-Artikeln, aber auch in Auftritten und Angeboten: Den Aufführungsformen, der Konzertkleidung, den Gemeinschafts- und Freizeitaktionen. 

Ein Image kann auch aufgebaut, verändert oder modernisiert werden, indem neue künstlerische Wege öffentlichkeitswirksam erkundet werden. Etwa neue Auftrittsformen im öffentlichen Raum oder interaktive Auftritte. Zusätzlich kann eine Erweiterung des Repertoires um neue Genres oder Genre-Mischungen sowie ein stärkeres Nutzen von digitalen Medien (Musikvideos, Kurzvideos mit Einblicken oder Aktionen für die Sozialen Medien, Konzertstreams, Fotogalerien, Interviews etc.) zielführend sein. 

Auch neue Zielgruppen verändern das Image: Kinderkonzerte, Aufführungen an Orten der Jugendkultur mit Jugendlichen, mit Menschen verschiedener Kulturen, Religionen, Altersgruppen, Bedürfnisse – sowohl im Publikum als auch im Ensemble.
Soziales Engagement und Kooperationen schaffen ebenfalls ein positives und deutliches Image: Konzerte in Pflegeheimen, Benefizkonzerte, Gratisunterricht für Bedürftige, Singpausen in Schulen, Gutscheine für Schüler*innen, kreative Spendensysteme, spezielle Angebote für sozial Benachteiligte oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen, musikalische Aktionen zu gesellschaftlich relevanten Themen u.v.m. Hier kann mit Schulen und speziellen Einrichtungen kooperiert werden, aber auch mit anderen Ensembles, Kulturvereinen, Theatern und Gemeinden/Städten. 

Bei allen neuen Wegen ist nicht nur die mediale Selbstdarstellung (z.B. auf einer Website, in den Sozialen Medien) wichtig, sondern auch die Pressearbeit. Melden Sie sich bei der lokalen Zeitung oder einer Online-Redaktion und fragen Sie nach der passenden Kontaktperson und der passenden Art und Weise (Kontaktweg sowie Inhalte), wie diese Person über besondere Auftritte oder Aktionen mit Nachrichtenwert informiert werden möchte. Typischerweise ist es hilfreich, für eine Aufführungsankündigung oder als Nachbericht einen druckreifen Absatz auszuformulieren und ein Ensemblefoto in hoher Auflösung mit Angabe des*der Fotograf*in mitzuschicken. Laden Sie Ihren Pressekontakt außerdem zu Veranstaltungen oder Aktionen ein und betreuen Sie die Person vor Ort mit einem Platz, einer Ansprechperson, indem Sie ein Foto koordinieren etc. So erhöhen Sie die Chance, öffentlich in der Form präsent zu werden, die Ihrem Image zuträglich ist. 

IMPULSFRAGEN 

  • Wie sehen wir uns? Was macht uns aus? 
  • Wie möchten wir werden? Wie möchten wir gesehen werden? 
  • Was für Kommunikations- und Musikformen bräuchte es dazu? 
  • Welche Angebote und Möglichkeiten sich einzubringen bräuchte es dazu? 
  • Wie könnten wir uns von konkurrierenden Ensembles/Angeboten abgrenzen? 
  • Welche neuen künstlerischen und sozialen Wege schaffen und verändern ein Image? 
  • Welche Kanäle und Kontakte müssten wir pflegen, um öffentlich wahrgenommen zu werden?