Dass über das Musizieren eine starke Gemeinschaft entsteht, kann in jedem Ensemble und Musikprojekt erlebt werden. Community Music macht sich diesen Effekt zunutze: Hier musizieren verschiedene soziale Gruppen und Einzelpersonen – über das gemeinsame Musikmachen entsteht Wertschätzung und ein Gemeinschaftsgefühl. Die Projekte richten sich entweder gezielt an benachteiligte Menschen und geben ihnen die Chance zur Musikerfahrung, oder sie ermöglichen die Begegnung verschiedener Gruppen.
Gleichermaßen steht jedoch auch eine musikalische Entwicklung im Fokus. Die Leitung übernimmt dabei eher eine beratende und befähigende Position: Sie unterstützt die Teilnehmenden gemäß ihren Bedürfnissen und bietet Aspekte der Mitbestimmung an. Community-Music-Projekte setzen oft keine musikalische Vorbildung voraus. Sie schließen beispielsweise folgende Zielgruppen ein: Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen, Generationen oder sozialen Schichten, Menschen mit Behinderung oder anderen besonderen Bedürfnissen, Menschen mit Hemmungen zum Musizieren, Menschen in Lebensgemeinschaften wie Nachbarschaften, Regionen oder Stadtteile u.v.m.
Neben den Teilnehmenden profitieren auch Vereine, Ensembles, Institutionen und Leitende von Community-Music-Angeboten. Zunächst können so neue Ensembles gegründet und neue Zielgruppen erreicht werden, mehr Menschen musizieren und werden Teil des Vereins oder der Institution. Derartige Projekte können oft auch als Einstieg für weiterführende Angebote dienen und beispielsweise benachteiligten Kindern oder Menschen mit Singhemmung langfristig Lust aufs Musizieren machen. Darüber hinaus wird auch der Verein oder die Institution vielfältiger, Leitende und Ensembles lernen multikulturelles Repertoire und andere Musikpraxen kennen und wachsen in der Begegnung. Über ein Community-Music-Projekt kann auch der erste Kontakt zu Musiker*innen aus anderen Kulturkreisen entstehen, die sich anschließend selbst im Verein oder der Institution engagieren. Durch die Vielfalt im Angebot und unter den Teilnehmenden erhält der Verein ein Alleinstellungsmerkmal, wird in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen und gewinnt auch ein vielfältiges neues Publikum. Er vernetzt sich in der Stadtgesellschaft oder Region mit sozialen Einrichtungen, Verbänden, Künstler*innen und Pädagog*innen und gewinnt an Präsenz.
Community Music kann in vielen verschiedenen Formen stattfinden. Zum einen als zielgerichtetes Projekt für eine bestimmte Gruppe, etwa ein Songschreibe-Workshop im Brennpunkt-Jugendzentrum oder ein Chor mit Geflüchteten. Zum anderen kann das Projekt eine Begegnung in den Mittelpunkt stellen und mehrere Gruppen zusammenbringen, beispielsweise in einem Mehrgenerationenchor, einem Musiktheater-Projekt mit Hörenden und Hörgeschädigten oder einem offenen Singen sonntagnachmittags am Rathausplatz. Hier haben sich auch Partnersysteme bewährt, in denen jede Person eine*n Partner*in aus der anderen Gruppe erhält, um so von Anfang an eine Bezugsperson zu kennen, aber auch um ein ausgewogenes Verhältnis der Gruppen sicherzustellen.
Als Formate bieten sich Workshops, Kurse und Projektensembles an, auf die jedoch langfristige Angebote aufbauen sollten. Genauso Neugründungen von Ensembles, Neuausrichtungen von bestehenden Ensembles sowie offenes Musizieren, das im öffentlichen Raum niedrigschwellig zum spontanen Mitmachen einlädt und/oder regelmäßig jedoch ohne Verbindlichkeiten stattfindet.
IMPULSFRAGEN
- Welche sozialen Gruppen sind in unserem Verein/Ensemble vertreten?
- Welchen Gruppen möchten wir begegnen?
- Welche Bedürfnisse und Interessen haben diese Gruppen?
- Welche Bedürfnisse und Interessen haben wir?
- Wo besteht die Schnittmenge unserer Interessen?
- Wem wünschen wir die Möglichkeit der Ensembleerfahrung?
- In welcher Form könnten wir ein Community-Music-Projekt durchführen oder langfristig etablieren?
- Mit welchen Institutionen könnten wir dafür kooperieren?