GESUNDHEIT: Geist

Den Geist zu schulen, kann Individuen stärken und für die Mitmusiker*innen öffnen. Auch ihr Musizieren kann dadurch neue Dimensionen gewinnen und Auftrittsangst bewältigt werden. In der gemeinsamen Erfahrung dieser Methoden wird gleichermaßen auch die Gruppendynamik und der Umgang miteinander positiv beeinflusst: Das Ensemble wächst zusammen.

Autogenes Training kann dabei helfen, zur Ruhe zu kommen und den Körper zu entspannen. Die Teilnehmenden können dabei liegen oder entspannt sitzen und, sofern sie sich damit wohlfühlen, die Augen schließen. In den Übungen wird beispielsweise der Körper gescannt und jedes Körperteil nacheinander bewusst wahrgenommen. Die Körperteile werden dabei entweder aktiv als schwer vorgestellt oder mit Wärme oder Licht angefüllt. Durch die gerichtete Aufmerksamkeit auf den Körper beruhigen sich die Gedanken und durch die Schwere oder Wärme entspannt sich der Körper.

Traumreisen eignen sich besonders für stressige Phase wie eine Endprobenwoche oder Weihnachtszeit. Nehmen Sie sich die Zeit, füreinander zu sorgen und gemeinsam zur Ruhe zu kommen. Die Teilnehmenden liegen dafür am besten auf dem Rücken und schließen die Augen, sofern sie sich damit wohlfühlen. Die Traumreise kann zu den verschiedensten Orten führen: In die Szenerie eines Stücks (z.B. Mittagsstunde im ländlichen Spanien), in die Natur aber auch an persönliche Orte (z.B. den eignen Lieblingsplatz). Was hört man dort? Spürt man die Luft über die Haut streichen? Ist es warm? Riecht es nach Regen, nach Erde, nach Pinien, nach Essen? Scheint mir die Sonne auf den Bauch? Falls passend, können Sie die Reise mit Geräuschen, Klängen oder auch Gerüchen unterlegen.

Meditationen können ähnlich wie Autogenes Training dazu dienen, über den Fokus auf den Körper den Geist zur Ruhe zu bringen. Dabei sitzen die Teilnehmenden in einer entspannten, aber aktiven Position, etwa aufrecht auf einem Stuhl, ohne sich anzulehnen und schließen die Augen, falls angenehm. In der Grundübung richtet man seine Aufmerksamkeit auf den Atemstrom in der Nase. Schweifen die Gedanken davon ab und stellt man dies fest, wird die Aufmerksamkeit wieder sanft zurück auf den Atem gelenkt. Viele Techniken gehen jedoch noch weit darüber hinaus – in der Arbeit mit einem Ensemble kann eine Meditation der liebenden Güte besonders verbindend wirken: Hier wird das Wohlwollen und die Liebe, die man für bestimmte nahe Personen empfindet, wachgerufen und anschließend auf sich selbst, seine Sitznachbar*innen sowie alle Ensemblemitglieder und mögliches Publikum ausgedehnt.

Geführte Beispiele für alle Techniken finden Sie vielfältig auf YouTube. Falls Sie als Leitung die Übungen anleiten werden, achten Sie besonders auf eine ruhige und liebevolle Stimmgebung sowie klare und wohlwollende Formulierungen: »Versuche« ist besser als »Du musst/Du sollst«. Vermitteln Sie außerdem, dass es in Ordnung ist, bestimmte Übungen vielleicht nicht sofort umsetzen zu können – jede*r kann das annehmen, womit er*sie gerade etwas anfangen kann, und ansonsten darf einfach der Moment der allgemeinen Ruhe genossen werden.

Auch Körper und Geist verbindende Techniken sind hier interessant: Etwa Yoga, Qigong oder TaKeTiNa. Bei TaKeTiNa werden über rhythmische Bewegungen und Silben in der Gruppe Rhythmusgefühl und Koordination entwickelt, die Technik ist aber auch ein gruppentherapeutischer Prozess: Verhaltensweisen wie Selbstbewertung werden umgelernt, durch den entstehenden Flow findet eine intensive Gruppen- wie Körpererfahrung statt sowie Selbstheilungsprozesse werden nachweislich angeregt. Ein Workshop mit TaKeTiNa-Profis ist für den Einstieg empfehlenswert.

IMPULSFRAGEN

  • In welchen Momenten könnten wir besonders ein bewusstes zur-Ruhe-Kommen brauchen?
  • Ist unser Ensemble offen, sich auf geführte Übungen für den Geist einzulassen?
  • In welcher Haltung könnten wir die Übungen durchführen, so dass sich alle wohlfühlen?
  • Möchten wir den Körper aktiv entspannen und so den Geist zur Ruhe kommen lassen?
  • Möchten wir in die Szenerie eines Stücks eintauchen?
  • Möchten wir uns an einen schönen Ort und in eine schöne Erfahrung träumen?
  • Was fühlen, hören, sehen, riechen wir dort?
  • Möchten wir gemeinsam Wohlwollen füreinander üben?
  • Mit welcher Stimmgebung und welchen Formulierungen werden diese Übungen angeleitet? Wie soll die Stimme wirken?
  • Wie kann die rhythmische Regelmäßigkeit in einer Gruppe auf den Geist wirken? Wie das Herausfallen aus Rhythmen? Wie wirkt sich diese Erfahrung auf die Gruppe aus?