Ein Konzert kann auch inszeniert stattfinden, was sowohl die Wirkung der Aufführung steigert, als auch den Ensemblemitgliedern eine besondere Erfahrung möglich macht.
Auch mit wenigen Mitteln gibt es hier viele verschiedene Möglichkeiten: Halbszenische Konzerte, szenische Moderationen, szenische Konzerte, Musiktheater oder auch choreografierte Inszenierungen.
In einem halbszenischen Konzert kann das Ensemble beispielsweise in Konzertkleidung und mit Noten agieren, die Inszenierung spiegelt sich vor allem in einer Dramaturgie, Bewegungen (und auch deren Übergänge), und der Nutzung des Raums, eventuell auch in verwobenen anderen Kunstformen. Ein szenisches Konzert dagegen findet (hauptsächlich) auswendig statt, nutzt möglichweise noch mehr die Facetten der Technik und Bühnengestaltung und hat die Wirkung eines Musiktheaters. Ein Musiktheater selbst kann auch inszeniert werden: Hier eignen sich vor allem Musicals, Singspiele oder Oratorien, die wie eine Oper mit aufgeführt werden. Choreografierte Inszenierungen sind stark performative oder getanzte Musiktheater und werden meist von Tanzchören durchgeführt. Auch szenische Moderationen zwischen den Stücken können einem Konzert einen roten Faden und eine nahtlose Dramaturgie geben.
Die Grundausrichtung einer Inszenierung kann vom Konzertthema oder der Interdisziplinarität eines Konzerts abgeleitet werden. Auch ausgehend von einem fixen Konzertrepertoire kann hier eine Narration und Dramaturgie entwickelt werden. Was soll das Konzert aussagen? Welchen Mehrwehrt hat die Inszenierung? Wie soll sie wirken? Was soll sie erzählen?
Eine der naheliegendsten Herangehensweisen ist der Umgang mit dem Aufführungsraum: Welche Orte gibt es hier im Bühnenbereich, im Publikumsraum, im Publikum selbst, auf Galerien, Emporen, Seiten, Gängen, hinter der Bühne, von draußen? Alle diese Orte können genutzt und miteinbezogen und zudem auch inhaltlich besetzt werden: Wofür können diese Orte stehen? Und wer könnte sie in welchem dramaturgischen oder musikalischen Moment nutzen? Welche Möglichkeiten brauchen wir aus praktischen Gründen (im Aufführungsraum oder im Backstagebereich)?
Den Aufführungsraum schwerpunktmäßig mit einem Ensemble zu nutzen, verlangt die Koordination von Gruppenbewegungen. Hier kann vor allem mit unterschiedlichen Formationen und Posen und Übergängen gearbeitet werden: ob als enger Pulk, in weiter Aufstellung, die den gesamten Bühnenraum nutzt, als Kreis um das Publikum, in Fronten, versetzt, in Formen oder Linien, in Gegenüberstellung von Einzelnen und Masse oder dem Hervorheben von Kleingruppen. Auch bestimmte Bewegungen, die etwa musikalische Inhalte visualisieren (z.B. Themeneinsätze einer Stimmgruppe), können hier genutzt werden. Wer gerade nicht musiziert, etwa bei Solostücken, kann in einer bestimmten Pose als Art Kulisse dienen. Hier ist es besonders ansprechend, wenn das Ensemble sich in verschiedenen natürlichen Körperhaltungen über den Raum verteilt. Besonders sollte hier auch auf die Übergänge von einer Pose/Formation in die nächste geachtet werden: Diese sollten mitgestaltet werden, die Spannung nicht abfallen und die möglicherweise dabei stattfindende Musik nicht gestört werden.
Ein Bühnenraum kann auch aktiv gestaltet werden, etwa mit Hintergrundkulissen wie Bannern oder Bildern. Besonders interessant sind hier jedoch auch strukturierende Elemente wie Vorhänge, Stellwände, Tücher, Seile oder leichte Kisten. Sie bieten vielfältige Auftritts- und Bewegungsmöglichkeiten und können relativ einfach zu einer nächsten Szenerie »umgebaut« werden. Auch große Pflanzen, Lampen, Statuen oder themenspezifische Dekoelemente eignen sich hier.
Der Bühnenraum wir natürlich auch stark von der Lichtstimmung beeinflusst. Hier muss zunächst überprüft werden, welche Möglichkeiten im jeweiligen Aufführungsraum vorhanden sind. Gleichermaßen mit Ton- und Videotechnik. Mit Licht, Ton und Video kann jedoch Atmosphäre, Fokus und Effekt gestaltet und sogar ein Szenenwechsel angedeutet werden, ohne die Bühne selbst zu verändern.
Auch mit Maske, Kostüm und Requisiten kann im Konzert gearbeitet werden. Hier eignet sich eine Grundrichtung in einem bestimmten Farb- oder Stilspektrum für die Ensemblegruppe. So können einzelne Soli oder Figuren außerdem schnell mit einer anderen Farbe oder einem Erkennungsaccessoire hervorgehoben werden. Auch reduzierte Requisiten sind hilfreich: Welches Requisit kann in derselben Form für verschiedene Gegenstände stehen? Welches Requisit ist abstrakt?
Auch ein inszeniertes Konzert kann Figuren beinhalten: Entweder in Form einer (stummen) Hauptrolle, einer szenischen Moderation oder einer Person aus dem Ensemble, die sich z.B. mit einem Running Gag als eine bestimmte Figur etabliert.
IMPULSFRAGEN
- Was soll das Konzert aussagen? Welchen Mehrwehrt hat die Inszenierung?
- Wie soll die Inszenierung wirken? Was soll sie erzählen?
- Welche Orte gibt es im Bühnenbereich, im Publikumsraum, im Publikum selbst, auf Galerien, Emporen, Seiten, Gängen, hinter der Bühne, draußen?
- Wie können diese Orte mit einbezogen werden und wofür könnten sie stehen?
- Welche Formationen und Posen passen zu den Stücken?
- Wie können Übergänge aussehen und wie wird dabei mit der Musik umgegangen?
- Wie kann der Bühnenraum passend zum Thema gestaltet und strukturiert werden?
- Welche Möglichkeiten brauchen wir aus praktischen Gründen im Aufführungsraum oder im Backstagebereich?
- Welche Möglichkeiten haben wir technisch? Wie können wir sie für Atmosphäre, Fokus und Effekte nutzen?