Videos selbst zu produzieren, ist nicht nur hilfreich für die Öffentlichkeitsarbeit, sondern kann auch viel Spaß machen – und ist auch gar nicht so schwer, wie man sich das vielleicht vorstellen mag. Mögliche Videoformen sind etwa ein Musikvideo, ein Konzerttrailer, ein Promotionvideo oder Kurzvideos für Social Media. Gerade im Social-Media-Bereich kann durch den Einsatz von Kurzvideos (Reels) oder Storys viel und einfach Reichweite aufgebaut werden.
Das Bildmaterial für ein Video kann entweder bereits vorhanden sein (z.B. Konzertmitschnitt) oder neu aufgenommen werden. Bei Musizieraufnahmen sollte für ein ansprechendes Video mindestens zwei Kameras eingesetzt werden: eine Kamera für die Totale und eine für wechselnde Nahaufnahmen.
Das Bildmaterial kann auch von allen Ensemblemitgliedern einzeln aufgenommen werden (z.B. Musikvideo mit musizierenden Einzelpersonen). Hier sollte vorab den Ensemblemitgliedern ein kleiner Leitfaden für Bildausschnitt, Beleuchtung, Play-/Singalong, Datenformat etc. zur Verfügung gestellt werden. Auch visuelle Kunst wie z.B. Zeichnungen, Grafiken oder Fotos kann das Bildmaterial darstellen.
Mittlerweile allgegenwärtig sind die Splitscreenvideos. Diese können mithilfe von speziell dafür ausgelegten Apps und ihren Vorlagen online, auf dem PC oder Smartphone erstellt werden. Choreografien oder Kleidungs- und Szenenwechsel sind einfache Mittel, um ein Musizier-Splitscreen-Video aufregender zu gestalten.
Ein Konzert- oder Musikvideo sollte zwischen Totale und Details wechseln. Hier ist es am effektvollsten, mit den Impulsen der Musik zu schneiden und die jeweiligen Instrumente oder Stimmgruppen in ihren solistischen oder sonst wie besonderen Momenten in Nahaufnahmen zu zeigen, während die Totale für die lauten Tutti-Momente wichtig ist. Dazu arbeitet man am besten zunächst mit einer Partitur, die zu einem Aufnahme-Plan umfunktioniert wird. Ein Dreh, der nicht live im Konzert ist, ist hier einfach zu gestalten, da mehrere Durchläufe für Totale und Nahaufnahmen gemacht werden können und die Kamera-Person für die Nahaufnahmen sich ungestört um und in das Ensemble bewegen kann.
Ein Konzerttrailer oder ein Ensemblevideo bestechen durch Vielfalt, Überblick und Anreiz. Sie sollten eine Minute Länge nicht übersteigen und die wichtigen Fragen zum Konzert bzw. Ensemble klären. Ein Konzertrailer kann ausschließlich aus Musik bestehen, ein Ensemblevideo sollte genug Platz für Musik nicht nur im Hintergrund, sondern auch in einigen Momenten im Vordergrund einräumen. Interviews mit Ensemblemitgliedern, Leitung und evtl. Solist:innen sowie Probenmomente schaffen einen persönlichen Bezug und besondere Einblicke. So wird der besondere Charakter des Konzerts und der Mitwirkenden hervorgehoben und eine positive Verbindung aufgebaut. Ein Konzerttrailer sollte darüber hinaus nicht alles verraten, sondern mit spannenden Momenten Lust darauf machen, die Höhepunkte des Konzerts zu entdecken. Hier ist es hilfreich, sich zuvor viele Beispiele z.B. von anderen Ensembles und Vereinen, aber auch von Profi-Ensembles, Theatern, Festivals und Konzerthäusern anzusehen.
Eine Kurzvideoreihe für Social Media kann sowohl das Ensemble vorstellen oder Lust auf ein Konzert machen. Hier sollten die Videos wiedererkennbare Struktur und Stil haben. Kurzinterviews (max. 3 Fragen), kurze Statements zum selben Thema von mehreren Personen, gelungene Probenausschnitte, lustige Fehler (z.B. falsche Einsätze, Dirigent verliert Taktstock) oder Gemeinschaftsmomente (z.B. Geburtstagsständchen beim Einsatz) bieten sich genauso an wie kurze Instrumentenvorstellungen oder Making-ofs in Zeitraffer des neuen Vereinspavillons oder des Friedensbanners für den Gottesdienst.
Gespielte Musikvideos sind eine weitere Möglichkeit. Hier ist vor allem der Dreh und das Videomaterial entscheidend. Auch hier hilft es, zunächst viele verschiedene Musikvideos anzusehen und sich auf einen Stil festzulegen. Die Szenen sollten Abschnitten des Stücks entsprechen und können in der Partitur organisiert werden. Wo sind Wechsel in der Musik und wie viele verschiedene Szenerien soll es geben? Ein roter Faden oder einer Grundaussage macht das Video interessanter und kann mit dem gesamten Ensemble entwickelt werden. Genauso eine mögliche Geschichte, Rollen, Dramaturgie, Szenerien und Kostüme. Wo sind Effekte im Stück und wie können sie visuell ausgedrückt werden? Nach dem Dreh können die Szenen mit den Impulsen und Stimmungen der Musik koordiniert und visuelle Effekte hinzugefügt werden.
Zum Videoschnitt und zur Bearbeitung können bereits die vorinstallierten Programme von Windows oder Mac genutzt werden: Widows Movie Maker/iMovie. Hier kann man eine Bildspur erstellen, Übergänge definieren und Titel bzw. Abspann hinzufügen. Eine Musikspur bzw. mehrere Audiospuren sind hier intuitiv bedienbar und mit den Programmen kann mit etwas Kreativität schon viel erreicht werden. Wer mit mehreren Bildspuren, Überlagerungen, Texten oder Formen arbeiten möchte, sollte auf größere (auch kostenlos erhältliche) Programme wie DaVinci Resolve, Shotcut oder Lightworks zurückgreifen. Wo bei den Programmen Vorgänge nicht intuitiv sein sollten, können Tutorials schnell weiterhelfen.
Wichtig ist: Videos sind riesige Dateien. Um effektiv gerade größere Videos bearbeiten zu müssen, muss auch der Computer mitmachen und genug Arbeitsspeicher bereitstellen können. Außerdem sollte immer mehr Zeit als vermutet eingeplant und erstmal kleiner Brötchen gebacken werden, bis die Übung den oder die Meister:in gemacht hat.
IMPULSFRAGEN
- Welche Größenordnung trauen wir uns zu?
- Welche Videoform interessiert uns?
- Welche Videoform könnte für die Öffentlichkeitsarbeit besonders nützlich sein?
- Welcher Stil spiegelt uns und das Konzertprogramm oder das Stück am besten wider?
- Könnten wir mit bestehendem Material arbeiten?
- Welche Personen interessieren sich für Konzeption, welche für ein Skript, welche für Kostüme und Ausstattung, welche für Dreh, welche für Schnitt und Bearbeitung?
- Welche Geräte und wie viel Zeit haben wir zur Verfügung?
- Wann und wie viel muss vorgeplant werden?