Ein Konzert- oder Theaterbesuch ist für viele Kinder und Jugendliche aber auch für viele musizierende Erwachsene unbekanntes Terrain. Hier kann ein besonderes Erlebnis gemacht werden und große Motivation für das eigene Musizieren entstehen.
Zunächst sollte das passende Konzert ausgesucht werden. Dabei sind nicht nur organisatorische Aspekte von Bedeutung, sondern auch die Form und das aufgeführte Repertoire. Bei Konzerten eignen sich zum Einstieg besonders moderierte und interaktive Konzerte sowie Konzerte in einem persönlicheren oder legereren Rahmen. Auch ein etwas kürzeres Programm bzw. Musiktheater kann hier angenehmer sein als z.B. eine vierstündige Oper. Als Repertoire eignet sich Programmmusik genauso wie weltberühmte Werke oder Werke mit Anknüpfungspunkten zum eigenen Leben. Bei Musizierenden ist das insbesondere Repertoire mit einem Schwerpunkt auf dem eigenen Instrument oder ein Ensemble wie das eigene. Zugängliches Repertoire ist wichtig, muss jedoch nicht ausschließlich vorkommen. Zudem entwickelt sich Zugänglichkeit auch in der Vorbereitung.
In der Vorbereitung wird ein Stück intellektuell, ästhetisch und emotional erkundet.
Viele informative Aspekte dienen dazu, sich der Musik bereits aus einer zugänglichen Perspektive zu nähern und Bezüge zum eigenen Leben herzustellen: etwa Hintergründe zu Entstehung des Werks und ihren Hindernissen oder zu Komponist*innen und ihren Biografien.
Bei einem Hören mit Aufgaben werden bestimmte Aspekte und Wirkungen der Musik erforscht. Durch eine kreative Arbeit an diesen Aspekten sowie an Motiven, Melodien oder Rhythmen kann ein Verständnis für die Stücke geschaffen und ein persönlicher Ausdruck damit gefunden werden. Das kann durch Umsetzen in andere Künste und Ausdrucksformen wie Malen oder Bewegen stattfinden, aber auch durch Ausprobieren mit Konstruktions- und Kompositionsformen oder ein musikalisches Experimentieren zum Thema des Werks.
Bei einem Musiktheater liegen weiteren Dimensionen nah: Die Szenerie, Figuren, Beziehungen, Geschichten und Themen der Handlung u.v.m. Diese können auch szenisch interpretiert und weitergesponnen werden.
Zusätzlich sollte hier über Verhaltensweisen beim Konzert im Publikum und auf der Bühne gesprochen werden: Wie zieht man sich an? Wie gibt man sich? Wie sind Abläufe bei Beginn und Ende? Wer tritt wann auf und ab? Wann klatscht man? Was ist gern gesehen, was nicht? Diese Klärung hilft dabei, sich in der Aufführungssituation zugehörig anstatt fehl am Platz zu fühlen und Unsicherheiten auszuräumen.
In einer vorbereitenden Phase kann auch das musizierende Ensemble als Klangkörper erforscht und möglicherweise auch Instrumente kennengelernt und ausprobiert werden. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn eine Begegnung mit Musiker*innen aus dem Ensemble stattfindet und Fragen gestellt werden können. Dies kann auch in einem Probenbesuch passieren. Neben einem Einblick in den professionellen Probenbetrieb werden hier auch die Musiker*innen nahbarer wahrgenommen als später in der Aufführung und es wird ein persönlicher Bezug aufgebaut. Zusätzlich sind Abläufe im Haus dann beim eigentlichen Besuch bereits bekannt und Unsicherheiten werden abgebaut.
In Konzerthäusern und Theatern lohnt sich aus diesem Grund auch eine Führung. Dabei wird der öffentliche Raum wie etwa der Publikumsbereich und das historische oder hochmoderne Gebäude erkundet. Darüber hinaus ist jedoch auch der Betrieb hinter der Bühne spannend und eine eigene Welt: Hier begegnen einem die verschiedensten Gewerke, Räume, Materialien, technische Hilfsmittel, Künstler*innen und Koordinator*innen. Bei einer Aufführung sieht man dann nicht nur das Ergebnis auf der Bühne, sondern hat Verständnis für die Herausforderungen bei der Entstehung und Abläufe auf und hinter der Bühne. Viele Konzerthäuser und Theater bieten außerdem bereits fertige Workshops an, die kreativ und zielgerichtet auf die Aufführung vorbereiten.
Auch eine Nachbereitung hilft, einen (ersten) Konzert- oder Theaterbesuch einzuordnen und Erlebtes zu teilen. Hier können Erfahrungen und Wirkungen der Musik ausgetauscht werden, soziale Aspekte besprochen und aufgetauchte Probleme eingeordnet oder sogar ausgeräumt werden.
In einer Nachbereitung kann das Erlebte auch vertieft werden: Vielleicht findet hier ein Treffen mit Musiker*innen statt und ihre Perspektive wird mit der eigenen zusammengebracht. Genauso können nun gehörte und gesehene Instrumente, szenische Spiele oder neues Repertoire ausprobiert werden.
IMPULSFRAGEN
- Was ist das passende Konzert für unsere Interessen? Woran können wir anknüpfen?
- Wie kann das Repertoire intellektuell, ästhetisch und emotional erkundet werden?
- Welche Themen, Motive oder Rhythmen sind spezifisch für das Stück?
- Mit welchen Aspekten kann experimentiert werden? Was eignet sich zur Interpretation in anderen Kunstformen?
- Wie könnte das aufführende Ensemble erkundet werden?
- Wie wird das Konzert ablaufen? Wie verhalten wir uns, wie die Menschen auf der Bühne?
- Was verunsichert uns noch?
- Könnten wir an einem Probenbesuch oder eine Hausführung teilnehmen?
- Worüber könnten wir uns nach dem Besuch austauschen?
- Welche inhaltlichen Themen könnten nach dem Besuch vertieft werden?