PROBEN DIGITAL: Altes und Neues verbinden

Während der Pandemie musste fast vollständig auf jegliche Präsenzveranstaltungen verzichtet werden. Digitale Formate auch weiterhin zu nutzen, scheint für viele vermutlich derzeit absurd. Die Verbindung von digitalen Formaten, welche nun von fast allen beherrscht werden, und alten Formate kann eine Bereicherung zu herkömmlichen Probenmethoden oder Konzertformaten sein, andere Zielgruppen ansprechen und die Arbeit im Ensemble zeitgemäß und modern gestalten.

Hybrid-Proben ermöglichen die Teilnahme von Berufstätigen und Studierenden, welche noch gerne in ihrem Ensemble mitwirken wollen, aber dies aufgrund von Zeitmangel oder Ortswechsel nicht mehr können. Mit vergleichsweise wenig Aufwand kann die ansonsten nahezu normal stattfindende Präsenzprobe so mitgliederfreundlicher gestaltet werden und bindet gleichzeitig Musiker*innen an das Ensemble.

Gleichzeitig werden andere Kompetenzen in einer digitalen Probe geschult: Liegt der Fokus in einer vor Ort stattfindenden Probe auf dem Zusammenspiel, steht in einer digitalen Probe das Sich-Selbst-Zuhören und das Bewerten und Anpassen des eigenen Musizierens im Vordergrund. Insofern kann es auch für den Einzelunterricht von Vorteil sein, den Unterricht von Zeit zu Zeit digital durchzuführen. Die Leitenden und gegebenenfalls Studierenden mit Mikrofonen auszustatten, erhöht dabei die Qualität.

Die „normale“ Präsenzproben kann außerdem im digitalen Raum nach- oder vorbereitet werden. Mit Kommunikations- und Management-Apps wie Padlet, Agantty oder Slack können individuelle Aufgaben auch nach oder vor der Probe kommuniziert werden. Das Selbststudium kann somit innerhalb des Ensembles interaktiver und motivierender gestaltet werden. Mitglieder können sich über Inhalte, Techniken und Methodik austauschen und werden dadurch motiviert, dass ihre Sitznachbarn bereits Aufgaben abgearbeitet haben und ihre Erfahrungen dazu teilen.

Ähnliche Möglichkeiten ergeben sich für die Jugendausbildung. Theorieunterricht und Instrumentalausbildung: Sie können durch die Nutzung von Apps effektiver gestaltet werden. Gleichzeitig bekommen Ausbilder*innen, Lehrer*innen und Jugendleiter*innen direktes Feedback und sind somit näher am Selbststudium ihrer Schüler*innen, können dies stärker analysieren, evaluieren und somit Arbeitsweisen nachjustieren und verändern.

Konzerte zusätzlich live zu streamen ermöglicht ein „normales“ Konzert zu veranstalten, aber dies trotzdem einer breiteren Masse zugänglich machen zu können. Konzerte werden so barrierearmer, weil nicht-mobile Personen trotzdem daran teilhaben können. Gleichzeitig kann ein Publikum erreicht werden, dass nicht vor Ort lebt. Über die regionalen Grenzen hinaus kann so Werbung für das Ensemble gemacht werden und mehr Zuschauer*innen und Zuhörer*innen erreicht werden.

Die vielfältigen neuen Möglichkeiten für Mitglieder, sich für das Ensemble zu engagieren, in dem sie Online-Formate planen und durchführen, die Öffentlichkeitsarbeit im digitalen Raum ausbauen oder auch die unter fehlenden Präsenztreffen leidende Gemeinschaft im Ensemble durch kreative Ideen stärken, können ebenfalls weiterverfolgt und neu gedacht werden. Personen, die oft sehr kreative neue Ansätze einbringen, können weiterhin Aufgaben in der Ensembleorganisation übernehmen und so langfristig im Organisationsteam oder Vorstand gehalten werden. Aufgabenbereiche, welche möglicherweise seit Jahren nicht verändert wurden, können nun mit neuen Inhalten gefüllt werden. Neue Aufgabereiche, welche während der Pandemie nötig wurden, an aktuelle Bedingungen angepasst werden. Engagierte können weiterhin digitale Alternativen für Proben und Treffen planen und organisieren. Kreativität für Gemeinschaft und Zusammenhalt ist möglicherweise auch nach der Pandemie noch wichtig und kann jetzt zusätzlich auf Präsenztreffen angepasst werden. Mitgliederschwund macht gegebenenfalls auch Instrumentenvorstellungen im digitalen Raum nötig, um andere Zielgruppen zu erreichen.

IMPULSFRAGEN

  • Welche digitalen Formate wurden genutzt? Können diese an anderen Stellen den Probenbetrieb und die Ensembleorganisation bereichern?
  • Engagieren sich nun andere Personen? Können diese weiterhin gehalten werden, indem sie ihre Aufgabenbereiche an die herrschenden Bedingungen anpassen oder in neuen Bereichen mitwirken?
  • Welche alten Konzepte werden noch benötigt? Welche können durch neue Konzepte bereichert oder ersetzt werden?
  • Welche neuen Konzepte werden weiterhin benötigt? Welche können alte Konzepte bereichern?
  • Würden digitale Konzepte ergänzend die Probenarbeit bereichern? Würde dies Mitglieder entlasten, stärker motivieren und das Proben interessanter und effektiver gestalten?
  • Würden digitale Konzepte die Jugendarbeit bereichern? Kann damit Nachwuchs gewonnen und gehalten werden, Theorieunterricht interessanter, motivierender und spielerischer gestaltet werden?