Digitale Proben können über Videokonferenz-Plattformen wie Zoom, der extra für das Musizieren konzipierten Plattform doozzoo, Jamulus oder digital stage stattfinden. Während einer digitalen Probe weitere Tools und Online-Angebote anzubieten, kann die Probenarbeit bereichern.
In einer digitalen Probe könnte beispielsweise mit der App Garage Band oder Walk Band gemeinsam an einer Musikproduktion gearbeitet werden. Da Projekte hier von mehreren bearbeitet werden können, können Tonspuren in der Probe gemeinsam eingespielt oder eingesungen, bewertet und korrigiert werden. Dies bietet sich vermutlich eher erfahrene Musiker*innen an, welche keine Hemmungen haben, allein vorzusingen oder –spielen. Gemeinsam über Musik zu sprechen, an einem Projekt in Echt-Zeit zusammen zu arbeiten, kann für viele noch einmal neue Wege aufzeigen, sich mit Musik auseinanderzusetzen. Auf diese Weise lassen sich im Übrigen auch Play-Alongs oder Playbacks für das Ensemble erstellen. Kleinere Gruppen aus einem Ensemble könnte so Mitspielstücke produzieren, welche vom Ensemble wiederrum in einer digitalen Probe oder beim Selbststudium genutzt werden können. Der Vorteil gegenüber bereits vorhandenen Play-Alongs oder Playbacks ist, dass in Absprache mit dem Leitenden Besonderheiten und konkrete Umsetzungsweisen und Spielarten eingearbeitet werden können und das Ensemble so noch gezielter an individuellen Interpretationen üben kann. Außerdem existiert selbstverständlich nicht immer qualitativ hochwertige Aufnahmen von Stücken.
Eine digitale Probe kann auch nur einen Input zum Selbststudium geben. Zunächst gibt also der*die Leitende einen Input zu einem für die heutige Probe vorgesehenen Probeschwerpunkt. Hier können Hinweise und Tipps, Herangehensweisen und Anregungen zur Selbstkontrolle gegeben werden. Danach können sich einzelne Mitglieder entweder in Gruppen (Break-Out-Sessions) zusammenfinden oder die gestellten Aufgaben im Selbststudium lösen. Der*die Leitende kann als Ansprechpartner weiterhin in der Videokonferenz zur Verfügung stehen und Hilfestellungen bei Problemen geben. Besonders für das Selbststudium bieten sich Apps an: Mit digitalen Stimmgeräten kann die Intonation durch gezielte Aufgaben wie Intervall- oder Tonleiterübungen kontrolliert werden und dies per Bildschirmvideo dokumentiert und mit anderen Ensemblemitgliedern verglichen werden. Mit der App EarMaster, Garage Band/Walk Band, Soundbrenner, Gap Click und Music:Eyes kann das Ensemble in Einzel- oder Kleingruppenarbeit eine konkrete Aufgabe bearbeiten und anschließend gemeinsam Probleme herausarbeiten, Ergebnisse einander vorstellen und die Arbeitsphase reflektieren. Die genannten Apps ermöglichen entweder die Auffrischung und Verbesserung von Basics wie Timing oder Intonation oder regen Ensemblemitglieder dazu an kreativ zu werden.
Speziell für das Proben mit Kindern bietet sich als Alternative die Arbeit mit der App Rhythmic Village an. Zusätzlich zum spielerischen Ausprobieren verschiedener Schlaginstrumente können diese im Anschluss besprochen werden und Klangbeispiele angehört werden. Instrumentenkunde kann so in der Gruppe interaktiv gestaltet werden, ohne dass ein Instrument vorhanden sein muss. Ähnlich kann die App Sound Salad genutzt werden. Kleine Aufgaben können in Online-Proben für das Selbststudium oder für die Arbeit in Kleingruppen gestellt werden und diese danach besprochen werden. Das Lernen in der Gruppe kann dabei die Motivation erhöhen und dazu anregen, sich auch allein mit der App auseinander zu setzen und selbstständig damit zu arbeiten.
Eine ausgewählte Liste mit Apps, Programmen und Plattformen für die Musizierpraxis und Ensemblearbeit finden sich auf frag-amu.de unter »Für die Praxis« > »Medienbox«.
Für digitale Proben können Sie auf vielfältige Angebote zurückgreifen, die im Netz kostenlos verfügbar sind. Hier eignen sich besonders Videos und Audios, die in der Probe live eingespielt werden. Die Videos und Audios können als Playbacks dienen, um die Leitung zu entlasten und sich beim Musizieren in Stummschaltung von einem (professionellen) Ensembleklang tragen zu lassen. In ähnlicher Wirkung können auch etwa Videos von Ensembles in Präsenz beim Einsingen oder Körperübungen genutzt werden: Die Perspektive regt zum Mitmachen an und gibt ein vertrauteres Probengefühl. Jedoch bieten sich hier auch längere Videos zum Mitmachen an, etwa Workshops, Bewegungschoreografien oder Rhythmusübungen. Auch Radiobeiträge können als Kurzinformation über das Stück, musikalische Thema oder Komponist*innen eingespielt werden, genauso Podcasts mit kleinen Musikrätseln. In Konferenzprogrammen kann für derartige Einspielungen sowohl Bild als auch Ton geteilt werden.
Online finden Sie jedoch auch verschiedene musikalische Spiele und Rätselmaterialien, die sie zur Auflockerung in die Probe oder einen Probenausklang integrieren können: Zum Beispiel Klang- und Instrumenten-Memories, Ich-packe-meinen-Koffer mit Tönen, Klangmixer, ein Tapping-Game, in dem Rhythmus und Agogik auf der Computertastatur nachempfunden werden sowie Wimmelbilder und Suchrätsel zum Herunterladen.
Online-Angebote für verschiedenste Altersgruppen und Ensembles finden sich auf frag-amu.de unter »Für die Praxis« > »Online-Angebote«.
IMPULSFRAGEN
- Würden die durchgeführten digitalen Proben von der zusätzlichen Nutzung von Apps profitieren? (Motivation, Spaß, Gemeinschaftsgefühl, Organisation, …)
- Existieren Playalongs und Playbacks der im Ensemble zu probenden Stücken schon oder müssen sie gegebenenfalls selbstständig erstellt werden? Könnten Ensemblemitglieder diese Aufgabe übernehmen, sich somit engagieren und musikalisch profitieren?
- Nutzt mein Ensemble bereits Apps zum Selbststudium oder könnte es davon profitieren? Benötigen Mitglieder Hilfestellungen und konkrete Aufgaben, um effektiv mit diesen Apps zu arbeiten?
- Könnten Apps für Kinder die Probe in der Jugendarbeit bereichern?
- Benötigt mein Ensemble Hilfestellungen?
- Welche Audios oder Videos könnten uns musikalisch oder visuell ein Ensemblegefühl geben?
- Welche Videoworkshops interessieren uns?
- Welche Hintergrundinformationen könnten die musikalische Arbeit bereichern?
- Welche Spiele könnten das Gehör oder musikalische Gefühl verbessern?
- Könnten Audios und Videos auch vor, nach oder zwischen den Proben nützlich sein?