PROBENERSATZ: Analoge Kreativprojekte

Ist das Proben einmal oder auch langfristig nicht möglich, muss auf eine Beschäftigung mit Musik nicht verzichtet werden. Ein Kreativprojekt motiviert hier zu einer musikalischen bzw. künstlerischen Betätigung – auch ohne die Gruppe oder nur in einer Kleingruppe. 

Musikalische Kreativprojekte können das Schreiben eines Songs/Lieds, eines Instrumentalstücks oder erster Fragmente dafür sein: Texte, Melodien, eine Basslinie oder Akkordfolge mit einem Instrument der Wahl. Auch sich (erstmalig) an einem klassischen Stück oder Arrangement für das Ensemble zu versuchen, ist hier für Fortgeschrittene eine passende Möglichkeit.

Kleine Probeneinheiten können auch reihum von Ensemblemitgliedern oder Kleingruppen gestaltet und dazu vorab zu Hause vorbereitet werden: z.B. ein paar Übungen in Body Percussion für zwischendurch, Circle Singing nach dem Einsingen, Gruppenimprovisation nach Begriffen als Warm-Up oder ein Gruppenspiel nach der Pause sind mögliche Formen, die auch besondere Erfahrungen für die anleitenden Mitglieder darstellen, wenn sie im Ensemble eine neue Rolle einnehmen. 

Wer sich in Verbindung mit Musik kreativ betätigen möchte, kann das auch in anderen Kunstformen tun. Choreografien oder Bewegungsgeschichten zu einem Stück ausdenken und einüben, Kreatives Schreiben oder Malen und Gestalten zu, mit und über Musik. Neben Bildern, Kunstwerken, Kostümen und Kulissen, können hier Instrumente aus Alltagsgegenständen und mit Naturmaterialien gestaltet werden: Gemüseflöten, Flaschenpercussion, Baumxylophon u.v.m. 

Auch ein Konzert ist ein kreatives Projekt: Welche Stücke könnten zusammenpassen? Welche Themen interessieren uns? Wie könnte unser Repertoire dramaturgisch gut angeordnet werden? Welche anderen Kunst- oder Präsentationsformen möchten wir einbeziehen? Wie soll das Licht, die Positionierung, die Interaktion mit dem Publikum sein? Wo könnten wir öffentlichkeitswirksam auftreten?
Das Konzert kann jedoch nicht nur für das eigene Ensemble entworfen werden: Auch ein Mitmachkonzert für Kinder und/oder eigene Nachwuchsensembles eignet sich hier, genauso wie Konzerte für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Wie möchten diese Gruppen angesprochen und einbezogen werden? Welche Stücke könnten ihnen gefallen? Welche Geschichte könnte dazu erzählt werden? 

Zu bestimmten Stücken kann eine Art Collage entstehen: Assoziationen, Bilder oder Gedichte, unterschiedliche Interpretationen, dazu passende oder kontrastierende Stücke, ähnliche Stücke anderer Genres, ein Ausdruck des Stücks durch Bewegung, Verarbeitung in einem eigenen Song oder einer Improvisation, Recherche zu Hintergründen, Anmoderationen für Konzerte u.v.m. Genauso zu Themen, die auch außermusikalisch sein können: Welche Stücke passen zum Thema? Welche Interpret*innen, Genres, Instrumente, Kunstformen, Expert*innen? Wie könnte ein Programm zum Thema aufgeführt werden, an welchen Orte, mit welchen Partner*innen und in welchen Präsentationsformen? 

Für Kreativprojekte eignet sich auch die eigene Familie. Besonders durch eine Challenge – eine Aufgabe, möglicherweise im Wettbewerb – kann hier die musikalische Interaktion herausgefordert werden: Bring deinen Eltern oder Geschwistern ein Lied bei / Bring deinen Kindern ein Lied bei / Lerne ein Lied von der Oma / Erfindet gemeinsam ein Lied fürs Zubettgehen, Zähneputzen, Nudelnkochen oder Anziehen etc. – Wer hat zuerst seine Familie überzeugt und ein Lied parat? 

Zur Initiierung und Vorbereitung eines Kreativprojekts kann ein Workshop und/oder eine Ideensammlung genutzt werden. Je nach Kreativitätsform kann die Leitung musikalisches Material (Noten, Listen mit Stücken, Interpretationen, Konzertprogramme) und Informationen, Gestaltungs- und Kreativ-Anleitungen (ein Instrument basteln, malen zur Musik, Kreatives Schreiben, Charakterisierung der Konzert-Zielgruppe, Kreatives Musizieren, Stückentwicklung u.v.m.) ausgeben oder aber die Mitglieder sammeln und stellen selbst Themen, Material und Musik zusammen. In jedem Fall hilft es, einen Ausgangspunkt zu haben, von dem aus ein kreativer Prozess gestartet werden kann. 

Kreativprojekte wollen meistens auch präsentiert werden und dieser Moment erzeugt häufig eine große Motivation anzufangen bzw. weiterzumachen. Wer nicht präsentieren möchte, ist trotzdem meist an einem Austausch über den Kreativprozess interessiert. Daher sollten die Mitglieder während des Prozesses unterstützt und nach dem Abschluss der Projekte diesen Raum gegeben werden: Als Ausstellung beim nächsten Konzert, zu Beginn jeder Probe, durch das gegenseitige Lernen der Ideen/Musik, in einer Online-Austauschrunde oder bei einem Treffen an der frischen Luft, auf einer Plattform wie Padlet, über eine Messenger-Gruppe am Smartphone – hier gibt es viele Möglichkeiten. Wichtig ist, wohlwollend und fehlerfreundlich zu bleiben und eine erste Präsentation in einem geschützten Raum stattfinden zu lassen. 

IMPULSFRAGEN 

  • Welche Kunstformen möchten wir in Verbindung mit Musik erkunden? 
  • Soll unser Projekt langfristig und persönlich sein? 
  • Wie kann durch Vorbereitungen der Mitglieder die Probe bereichert werden? 
  • Welche Konzertideen könnten wir kreativ ausarbeiten? 
  • Welche Stücke und Themen interessieren uns, wie könnte mit ihnen ein Projekt entstehen? 
  • Wie können wir mit der Familie kreativ werden? 
  • Wie kann zu einem Kreativprojekt motiviert werden? 
  • Welches Material und welche Informationen benötigen bzw. unterstützen die Teilnehmenden? 
  • Wie können die Mitglieder angeleitet und motiviert werden, selbst Ideen vorzuschlagen und auszuarbeiten? 
  • In welcher Form könnten wir uns über unsere Erfahrungen austauschen oder Ergebnisse präsentieren?