PROBENERSATZ: Mediale Kreativprojekte

Wer mit seinem Ensemble ein mediales Kreativprojekt angehen möchte, hat viele verschiedene Möglichkeiten. Zunächst einmal sollten die Kenntnisse und Interessen der Mitglieder abgefragt werden – welche Medien werden bereits beherrscht, welche Formate motivieren uns, welche Formen könnten welches Live- oder Web-Publikum interessieren? 

Ein Medienprojekt kann ein freies Gestalten zu Musik beinhalten. Mit Visualisierungen wie etwa in Music:Eyes, können Stücke intensiv erkundet und wahrgenommen werden, indem ihre Stimmen und deren Abläufe dynamisch mit Farben, Formen und Effekten dargestellt werden. Auch Geschichten können zu einem Musikstück geschrieben und beispielsweise zur Musik eingesprochen werden, genauso wie Klanglandschaften, die die Stimmung oder den Kontext der Musik beschreiben oder ausdeuten. Hierfür können Sound-Bibliotheken genutzt oder eigene Aufnahmen von Klängen und Geräuschen der Alltagsumgebung gemacht werden. In Audiobearbeitungsprogrammen oder Sampling-Apps können nun längere Aufnahmen in kleinere Samples verkürzt, diese geloopt und nach Empfinden überlagert oder hinzugefügt und weggenommen werden – auch als Live-Prozess in einer Probe oder Aufführung. 

Sampling Apps eignen sich nicht nur für Geräusch- und Klanglandschaften, sondern auch zum Kreieren von Beats, zum Improvisieren und Covern von Songs. Die aufgenommenen Samples sollten dabei die Rollen von kurzen Basslinien, Beats und Percussion, Mini-Melodien oder Effekten übernehmen können. 

Kreativprojekte können auch Medienmaterial für ein Musiktheater zum Ziel haben: Die Klanglandschaft beim Eintritt des Publikums, Soundeffekte, Videoeinspieler (geschauspielert oder mit Stopp-Trick) oder auch selbstgemachte Projektionen, die die Atmosphäre (z.B. eine Grafik von Meereswellen) oder die Bühnenszenerie definieren (z.B. das Bild eines Gebäudes bearbeitet für mehrere Szenen bei Tag, bei Nacht, feierlich dekoriert…). Dafür können verschiedene Audio-, Video- und Bildbearbeitungsprogramme oder das Programm Scratch zum Einsatz kommen.  

Für Musiktheater wie Konzert lohnt sich auch die gemeinsame Erstellung eines digitalen Programmhefts, das auch bereits auf Plakaten etwa mit QR-Code zugänglich gemacht werden kann. Ob Making-of-Fotos, Konzerttrailer, Informationen zu Stücken, Probeneinblicke, Interviews, digitale Landkarten zur Visualisierung der Herkunft der Komponist:innen oder der Ensemblemitglieder, Gewinnspiele, Abstimmungen, Quizze, Kommentare oder Mitsingnoten u.v.m. – mit Canban-Boards oder auch einer Google-Sites-Website können alle diese Anteile anschaulich und übersichtlich gebündelt und auch langfristig zur Verfügung gestellt werden. 

Eine weitere Möglichkeit sind Musikvideos. Als Audio können hier bestehende Konzertaufnahmen, neue Aufnahmen oder ein selbstproduziertes virtuelles Ensemble genutzt werden. Das Bildmaterial für das Video kann nun sehr unterschiedlich aussehen: Beispielsweise ein Splitscreenvideo aus Einzelaufnahmen der Ensemblemitglieder, das durch Choreografien oder Kleidungs- und Szenenwechsel mit einfachen Mitteln aufregender gestaltet werden kann. Doch auch ein gespieltes Musikvideo: Geschichte, Setting, Dramaturgie, Rollen, Kostüme – alles kann vom Ensemble selbst konzipiert und umgesetzt werden. Je nach Budget und Aufwand können auch der Dreh und die Postproduktion selbstgemacht werden. Als Bildmaterial kann außerdem eine Collage von künstlerischen Fotos oder Bildern, die die Mitglieder angeregt vom Stück gemalt/aufgenommen haben, sowie eine Fotoshow humorvoller Fotos oder z.B. einer Konzertreise dienen. Wer zusätzliche Videobearbeitungsfähigkeiten hat oder sich aneignen möchte, kann auch Effekte, Text und Formen zum Video hinzufügen oder sich an einen Dreh mit Greenscreen wagen. 

Für Videos kann ebenfalls mit vorhandenem Ton- und Bildmaterial gearbeitet werden und beispielsweise Konzertfotos oder Probenvideos zu einem Konzerttrailer, einem Ensemble-Promotionvideo oder zu einer Social-MediaContent-Reihe in Form von z.B. Kurzstatements, Probeneinblicke oder einem Adventskalender zusammengestellt werden. Hier ist es hilfreich, sich zuvor viele Beispiele von anderen Ensembles und Vereinen, aber auch von Profi-Ensembles, Theatern, Festivals und Konzerthäusern anzusehen. 

Wer nur mit Audio arbeiten möchte, kann auch einen Podcast initiieren. Die Gäste können dafür auch digital zugeschaltet sein. Wie ist ein Podcast aufgebaut? Wie stellt man Gästen Fragen? Kreieren wir einen eigenen Jingle und wenn ja, wie? Wie spricht man vor dem Mikrofon? Wie verteilen wir die Rollen? Zudem stellt sich hier natürlich auch die Frage nach Themen, Zuhörer:innen und geeigneten Gästen. Diese könnten Verantwortliche des Vereins sein, es könnten Stimmgruppen/Satzgruppen, Ehemalige oder engagierten Personen aus der Gemeinde vorgestellt werden, es könnte Interviews mit Profis wie z.B. einem Instrumentenbauer, einer Logopädin oder einem Opernsänger geben. Auch die Themen können von Musik und Ensemble über Engagement und Spiritualität bis zu Nachhaltigkeit oder völlig anderen Interessen reichen. 

Um ein Medienprojekt kreativ zu gestalten, muss man je nach Anspruch nicht zwangsläufig über besonders viel Medienfachwissen verfügen. Vieles kann mit basalen Programmen auf einfachem Niveau umgesetzt werden. Zusätzlich kann man sich beim Work-in-Progress sehr viel selbst aneignen oder durch Tutorials lernen. Für ein qualitativ hochwertiges Resultat jedoch lohnt sich die Zusammenarbeit mit Profis, die z.B. in einem Start-Workshop Fähigkeiten vermitteln, in Aufbau und Dramaturgie unterstützen und im Prozess für Fragen zur Verfügung stehen. 

IMPULSFRAGEN

  • Welche Medien beherrschen wir? 
  • Für welche Medien sind bereits eine oder mehrere Personen Expert:innen? 
  • Welche Formate und Kreativformen interessieren uns motivieren uns? 
  • Wie könnten wir Musik medial interpretieren? 
  • Wie können wir unsere Ergebnisse vorstellen und zusammenstellen? 
  • Was ist unser roter Faden? 
  • Welche Formate sprechen welche Zielgruppen live und online an? 
  • Mit welchen Formaten könnten wir neue Publikumszielgruppen ansprechen? 
  • Welche Formate könnten zu einer gelungenen Präsentation des Ensembles in der Öffentlichkeit beitragen? Wie sollte diese Präsentationsform aussehen? 
  • Mit welchen Personen würden wir gerne einmal ins Gespräch kommen? 
  • Welches Fachwissen, welches Budget und welchen Zeitaufwand hat unsere Projektidee? 
  • Könnten wir von einem Start-Workshop mit einem/einer Expert:in profitieren? 
  • Welches Förderprogramm für Musik, Digitalisierung oder Jugendbeteiligung könnte unser Projekt finanzieren?