THEATER UND BÜHNE: Aufwärm- und Gruppenübungen

Aufwärmübungen haben verschiedene Ziele: Das Bewusstsein in den Körper zu richten, den Körper zu aktivieren, die Aufmerksamkeit zu fokussieren, Raum, Bühne und Mitspieler*innen wahrzunehmen, die Gruppe oder Einzelpersonen zu energetisieren, die die Artikulation zu schärfen aber auch zu improvisieren – sprachlich und körperlich.

Zunächst können der Raum und die Gruppe erkundet werden: Hier gehen alle durch den Raum, jede*r sucht sich einen bestimmten Punkt und geht zielstrebig aber ohne Kollisionen auf ihn zu. Auch können dabei alle auf ein Kommando der Leitung einfrieren und sich gegenseitig kurz betrachten, bevor es weitergeht.

Man kann dabei auch laut die Ziele oder Zielgegenstände im Raum benennen – Level 2 ist anschließend, die Gegenstände immer mit dem Namen des vorherigen Gegenstands zu benennen. So wird eine lustige und aktivierend Konzentrationsübung daraus.

Gehen durch den Raum kann auch verschiedensten Körperübungen dienen. Die Leitung gibt hier Kommandos, die die Art des Gehens bestimmen: Geschwindigkeiten werden durchgewechselt (z.B. sehr schnell bis Zeitlupe), bestimmte Körperteile können den Körper führen (z.B. Nase, Ellenbogen…). Diese Impulse kann die Gruppe nach einiger Zeit auch nonverbal selbst koordinieren, was die Wahrnehmung füreinander verstärkt. Auch Emotionen, Ausdrucksweisen, Tiere oder Figuren werden gehend erkundet (z.B. verärgert, beflügelt; wie ein Panther; wie ein alter Mensch…). In diesen Ausdrucksweisen können sich die Teilnehmenden bei Begegnungen nun auch auf »oooh« begrüßen.

Körperübungen für Einzelpersonen können das Nachspielen einer aktivierenden Übung oder Szene sein: z.B. einen Ball durch den ganzen Körper rollen lassen; Duschen gehen mit Hindernissen und Abrubbeln des ganzen Körpers; auf einem imaginären Seil laufen…

Paarübungen sind besonders gut, um Gruppen- und Körperbewusstsein zu stärken sowie Vertrauen zu entwickeln. Hier kann sich Rücken an Rücken bewegen, sich spiegeln oder sich führen: z.B. an den aufeinandergelegten Mittelfingerspitzen und die geführte Person hat die Augen geschlossen, über die Handfläche vor dem Gesicht der zweiten Person oder mit dem Oberkörper.

Gruppenspiele können dem Kennenlernen oder der Konzentration und Energie dienen. In »Call and Response«-Spielen übernehmen alle in einem Kreis einen Grundrhythmus. Nun spricht jede Person ihren Namen, macht eine Bewegung oder ein Geräusch. Alle anderen machen nach. So kann sich reihum jede*r vorstellen. Anschließend werden die Namensarten in verschiedenen Ausdrucksweisen variiert oder Personen von Mitspielenden aufgerufen.

Auch die Händeflüsterpost schult die Wachsamkeit und Reaktionsfähigkeit: Alle nehmen sich im Kreis an den Händen, einmal drücken gibt den Impuls weiter, zweimal drücken ändert die Richtung. Ähnlich funktioniert das das Whiskeymixer-Spiel: Alle stehen im Kreis und geben das Wort »Whiskeymixer« möglichst schnell herum. Sagt jemand »Messwechsel«, wird die Richtung gewechselt und nun das Wort »Wachsmaske« weitergegeben. Wer zögert, sich verspricht oder lacht (und das ist garantiert), muss einmal um den Kreis laufen.

Artikulationsübungen sind lustig und energetisierend: Wer kann den Zungenbrecher am schnellsten? Können wir Wörter erkennen, wenn sie mit einem Korken zwischen den Zähnen gesprochen werden?

Nun geht es ans Improvisieren, etwa im Gruppenspiel »Freeze«: Zwei Personen beginnen mit einer Szene, alle anderen sitzen im Kreis um sie herum. Sobald eine*r der Beobachtenden in der Körperhaltung der Spielenden eine neue Idee entdeckt, klatscht diese Person zweimal in die Hände und ruft »freeze!«. Die beiden Spielenden frieren ein, die Person löst eine spielende Person in derselben Körperhaltung ab und beginnt eine völlig neue Szene zu spielen.

Auch singend kann improvisiert werden: Alle singen ein bekanntes Lied, reihum wird nun je eine Zeile übernommen und neu gedichtet. Oder 2-4 Personen improvisieren gemeinsam: Jede*r bekommt eine kurze Textzeile (z.B. den Namen einer berühmten Person, ein Spruch aus der Werbung…). Nun beginnt Person 1 mit einem Rhythmuspattern auf ihren Wörtern, Person 2 übernimmt den Bass auf den eigenen Wörtern, Personen 3 und 4 steigen mit Melodien auf ihren Wörtern ein. Nach einiger Zeit können Abwandlungen und Soli stattfinden oder auch ein*e Dirigent*in dazukommen.

Mehr Ideen und Anregungen gibt es hier: www.improwiki.com/de/wikis

IMPULSFRAGEN

  • Was soll im Raum erkundet werden?
  • Wie kann der Körper aktiviert werden?
  • Wie können Körperbewusstsein und Ausdrucksfähigkeit gestärkt werden?
  • Wie kann sich die Gruppe verbinden?
  • Wie viel trauen sich die Teilnehmenden schon?
  • Wie ist gerade die Stimmung?
  • Brauchen wir mehr Konzentration, mehr Vertrauen, mehr Energie, mehr Übung?
  • Haben wir Lust auf singende Improvisation?