THEATER UND BÜHNE: Musiktheater inszenieren

Gerade mit Chören, aber auch mit anderen Ensembles kann es interessant sein, ein Musiktheater aufzuführen. Vom Händel-Oratorium über Musicals bis zum Abschluss eines Ferienkurses ist hier alles möglich. Soll das Stück mit wenig Aufwand in Szene gesetzt werden, müssen verschiedene Aspekte der Inszenierung beachtet und diese an das Projekt angepasst werden.

Wird mit einem bestehenden Stück gearbeitet, sollte es auf bestimmte Aspekte hin analysiert werden: Themen, Perspektiven, Figuren, Handlungsabläufe, Aufbau, Spannungsverlauf, Orte, Zeit etc. Wo sind Schlüsselmomente? Wo ist Komik, wo Illusionsbruch? Auch entwickelte Szenencollagen haben Themen, Spannungsverläufe, einen roten Faden und besondere Momente.

Das gesamte Setting des Stücks orientiert sich an Themen, Figurenschicksalen sowie dem Aufführungsort. Soll die Geschichte vielleicht in die heutige Zeit gebracht werden? Welche Lokalitäten können anders interpretiert werden? Ist der See vielleicht ein Schwimmbad? Sind der König und das Volk vielleicht ein Lehrer und seine Schüler*innen? Welche Lebenswelt interessiert uns, ist uns nahe?

Die Ausstattung schließt Maske, Kostüm, Requisiten und Bühnenbild ein. Für Kostüm und Requisiten kann ein Versetzen des Stücks in die heutige Zeit helfen, um passendes privates Material zu finden. Hilfreich sind auch minimalistische Formen wie eine Kostümbasis (etwa schwarze Kleidung) mit einem Erkennungsaccessoire (Kleidungsstück, Kopfbedeckung, minimalistisch Schminke…). Soll die Kostümbasis uniform sein oder sich an Farbtönen oder modischen Stilen orientieren? Auch eine Wiederverwendung von Requisiten ist hilfreich: Welches Requisit kann in derselben Form für verschiedene Gegenstände stehen? Welches kann dafür einfach verändert oder umgedreht werden? Soll das Stück gemeinsam mit Kindern inszeniert werden, können Kostümideen und Beschreibungen zunächst gesammelt und anschließend auch in Bildern umgesetzt werden, bevor z.B. Eltern mit ihren Kindern die Gestaltung der Kostüme übernehmen.

Ein Bühnenbild kann durch wenig Aufwand sehr vielfältig gestaltet werden. Besonders hilft hier eine Strukturierung durch Wände oder Vorhänge, um Räume und Orte zu definieren und Auftritte von vielen Seiten zu ermöglichen. Die Wände können unterschiedliche Seiten haben und so durch einfache Drehung die Szenerie verwandeln. Genauso können Vorhänge oder Seile einfach umgehängt werden. Möglich sind auch Banner oder Gebilde im Raum (z.B. Statuen, Sitzwürfel, Kisten, Papierfaltungen, Ballons, Lampen…). Auch kann die Szenerie durch Projektionen ersetzt werden und dadurch viele Ortswechsel schnell visualisiert und nur mit wenigen Requisiten umgesetzt werden. Das Bühnenbild kann auch von den Teilnehmenden selbst gestaltet werden: Projektionsmotive werden ausgewählt bzw. fotografiert oder Kulissen in einer Werkstatt gebaut und bemalt.

Eng verknüpft mit dem Bühnenbild ist die Licht- und Videoinzenierung. Die Lichtstimmung gestaltet die Atmosphäre eines Ortes und kann sich beispielsweise mit Emotionen, musikalischen Steigerungen oder neuen Auftritten verändern. Hier sind nicht nur farbliche Abstufungen möglich, sondern auch Effekte wie Blitze oder Nebel. Mit Videoeinspielungen können neben Szenerien vor allem Erinnerungen, Träume und Handlungen an anderen Orten verdeutlicht, Chat-Nachrichten sichtbar gemacht oder dynamische Effekte mit z.B. Formen oder Wörtern gestaltet werden.

Auch der Ton kann mehr als nur verstärken: Wie wäre es mit Einspielungen bei einer Schlägerei, beim Klopfen an die Tür oder dem Schlagen einer Uhr? Der Ton kann auch Stimmungen gut gestalten, etwa eine tiefbrummende Bedrohung, Natur oder Geistergeräusche.

Haben Sie viele Vorgänge, die auch noch präzise an die Musik gebunden sind, kann es sich lohnen, eine Person einzusetzen, die Umbauten, Lichtänderungen, Effekte und Video- oder Toneinspielungen im Probenprozess wie auch live künstlerisch passend koordiniert. An Theatern übernehmen diese Aufgabe Inspizient*innen. Zusätzlich kann diese Person auch die Teilnehmenden hinter der Bühne rechtzeitig zu Auftritten bitten.

Schließlich definiert die Inszenierung auch die Interpretation bestimmter Figuren und die Arbeit mit den Darstellenden an einer schlüssigen Verkörperung. Hier können zunächst gemeinsam Motive, Beziehungen, biografische Hintergründe und Bewegungsformen improvisatorisch erkundet und überlegt werden. Auch die Möglichkeiten des Singens und Sprechens einer Rolle sollten erforscht und diese eventuell passend verfremdet werden.

IMPULSFRAGEN

  • Welche Themen, Perspektiven, Figuren, Handlungsabläufe gibt es im Stück?
  • Wie sind Aufbau, Spannungsverlauf, Orte, Zeit gestaltet?
  • Wo sind Schlüsselmomente?
  • In welchem Setting könnte das Stück spielen? Welche Orte, Themen, Figuren könnten neu interpretiert werden?
  • Welche Accessoires stehen klar für bestimmte Figuren?
  • Wie könnten multifunktionale Requisiten aussehen?
  • Wie könnte die Bühne strukturiert und einfach umstrukturiert werden?
  • Wie können Licht und Video zu Atmosphären, Effekten und Erzählungen beitragen?
  • Wie kann der Ton zu Atmosphären, Effekten und Erzählungen beitragen?
  • Wie kann gemeinsam mit den Darstellenden ein individueller Stil ihrer Figuren entwickelt werden?