Medien in der Ensemblearbeit nutzen

Sie bekommen in diesem Beitrag Impulse und Hilfestellungen rund um die Produktion von Audio- und Videoaufnahmen für einen professionellen Ensembleauftritt in den sozialen Medien. Auch eine nachhaltige digitale Ensemblearbeit wird beleuchtet.

Inhalt

Produktion von Audio

Wie kann mit Smartphone oder Laptop eine Aufnahme gemacht werden? Was sollte bei einem Playback für eine Aufnahme beachtet werden? Wie können Aufnahmen zu einem virtuellen Ensemble verbunden und bearbeitet werden?

Audio aufnehmen funktioniert heutzutage zuhause mit fast jedem Smartphone, das ein akzeptables Mikrofon besitzt. Oft verfügen die Geräte auch über Software zur Verbesserung der Klangqualität oder Sie durchsuchen die unterschiedlichen App-Angebote im Audiobereich. Zusätzlich gibt es für wenig Geld externe Mikrofone, die per USB ans Handy angeschlossen werden können. Auch Kopfhörer und Laptops haben meist eingebaute Mikrofone, die aber mehr auf die Aufnahme von Sprache und weniger von Musik ausgerichtet sind. Durch ein hochwertigeres Mikrofon und eine Aufnahmesoftware am PC, die Sie auch kostenlos herunterladen können, hat man schon eine Art eigenes Tonstudio. 

Bei der Aufnahme ist es wichtig, auf den Abstand zum Mikrofon zu achten. Am besten machen Sie vor der eigentlichen Aufnahme einen Test. Bei zu viel Raumgeräuschen oder Hall muss der Abstand verringert werden, bei Plop-Geräuschen und Rauschen sollte er vergrößert werden. Das Smartphone/Mikrofon sollte fest positioniert sein und nicht plötzlich verrutschen können, damit der Abstand zur Tonquelle immer gleichbleibt. Um ungewollte Tonreflexionen der Wände zu vermeiden, ist auch die Positionierung im Raum wichtig. Idealerweise nehmen Sie in der Mitte des Raums auf oder vor einer Art Polsterung, wie Vorhängen oder aufgehängter Kleidung, die den Ton „schlucken“. 

Wenn mehrere Stimmen aufgenommen werden sollen, ist eine Ton- und Taktvorgabe enorm wichtig, sonst klingt das Ergebnis nicht homophon. Hier können Sie entweder mit einem Clicktrack (Metronom) arbeiten, einem Video mit Dirigat oder einer voraufgenommenen Audiodatei. Außerdem sollte ein Stimmton bzw. für Sänger*innen ein Einsatzton in die Audiodatei eingebaut werden, an dem sich die Musiker*innen orientieren können. Egal welche Methode Sie einsetzen: der Ton muss dringend über Kopfhörer angehört werden und darf nicht in der eigentlichen Audiodatei zu hören sein. Um die einzelnen Aufnahmen der Musiker*innen später gut ausrichten zu können, können Sie einen Takt länger einzählen und z.B. alle gemeinsam auf der Eins des zweiten Taktes klatschen. So können Sie anschließend alle Audiospuren gut sichtbar am Klatscher ausrichten. 

Die verschiedenen Stimmen und optional die Begleitung können nun als einzelne Spuren in ein Audiobearbeitungsprogramm geladen/gezogen werden (z.B. Garage Band, Walk Band, BandLab, Audacity). Hier können die Audiospuren gekürzt, verschoben, geschnitten etc. werden und falls gewünscht können auch Klangeffekt wie z.B. Hall hinzugefügt werden. Sind alle Stimmen/Spuren passend ausgerichtet und in der Lautstärke gut zueinander balanciert, kann das Ergebnis exportiert werden. Sollten Sie noch Einzählen/Clicktrack und das gemeinsame Klatschen vor dem Beginn des Stückes haben, können Sie die Masterspur oder die exportierte Audiodatei (z.B. in Quicktime) nun noch von vorne kürzen – fertig ist das virtuelle Ensemble!

Impulsfragen

  • Möchten wir solistisch oder ein Ensemblestück aufnehmen? 
  • In welcher Umgebung und mit welcher technischen Ausrüstung kann ich mich aufnehmen? 
  • Welche Informationen und welche musikalische Basis benötigen die Mitglieder eines Ensembles zu einer Selbstaufnahme? 
  • Wie können die einzelnen Aufnahmen zusammengebracht und bearbeitet werden? 
  • Wie können die einzelnen Aufnahmen schnell zueinander und opt. zur Begleitung passend angeordnet werden? 
  • Wie könnte ein Musikvideo zu diesem Stück aussehen? Wie könnten wir gemeinsam Ideen dafür entwickeln?

Produktion von Video

Welche Videoformen eignen sich für eine Eigenproduktion? Was muss dabei vorab geplant und beachtet werden? Welche Programme kommen infrage?

Videos selbst zu produzieren, ist nicht nur hilfreich für die Öffentlichkeitsarbeit, sondern kann auch viel Spaß machen – und ist auch gar nicht so schwer, wie man sich das vielleicht vorstellen mag. Mögliche Videoformen sind etwa ein Musikvideo, ein Konzerttrailer, ein Promotionvideo oder Kurzvideos für Social Media. Gerade im Social-Media-Bereich kann durch den Einsatz von Kurzvideos (Reels) oder Storys viel und einfach Reichweite aufgebaut werden. 

Das Bildmaterial für ein Video kann entweder bereits vorhanden sein (z.B. Konzertmitschnitt) oder neu aufgenommen werden. Bei Musizieraufnahmen sollte für ein ansprechendes Video mindestens zwei Kameras eingesetzt werden: eine Kamera für die Totale und eine für wechselnde Nahaufnahmen. Das Bildmaterial kann auch von allen Ensemblemitgliedern einzeln aufgenommen werden (z.B. Musikvideo mit musizierenden Einzelpersonen). Hier sollte vorab den Ensemblemitgliedern ein kleiner Leitfaden für Bildausschnitt, Beleuchtung, Play-/Singalong, Datenformat etc. zur Verfügung gestellt werden. Auch visuelle Kunst wie z.B. Zeichnungen, Grafiken oder Fotos kann das Bildmaterial darstellen.  

Mittlerweile allgegenwärtig sind die Splitscreenvideos. Diese können mithilfe von speziell dafür ausgelegten Apps und ihren Vorlagen online, auf dem PC oder Smartphone erstellt werden. Choreografien oder Kleidungs- und Szenenwechsel sind einfache Mittel, um ein Musizier-Splitscreen-Video aufregender zu gestalten. 

Ein Konzert- oder Musikvideo sollte zwischen Totale und Details wechseln. Hier ist es am effektvollsten, mit den Impulsen der Musik zu schneiden und die jeweiligen Instrumente oder Stimmgruppen in ihren solistischen oder sonst wie besonderen Momenten in Nahaufnahmen zu zeigen, während die Totale für die lauten Tutti-Momente wichtig ist. Dazu arbeitet man am besten zunächst mit einer Partitur, die zu einem Aufnahme-Plan umfunktioniert wird. Ein Dreh, der nicht live im Konzert ist, ist hier einfach zu gestalten, da mehrere Durchläufe für Totale und Nahaufnahmen gemacht werden können und die Kamera-Person für die Nahaufnahmen sich ungestört um und in das Ensemble bewegen kann. 

Ein Konzerttrailer oder ein Ensemblevideo bestechen durch Vielfalt, Überblick und Anreiz. Sie sollten eine Minute Länge nicht übersteigen und die wichtigen Fragen zum Konzert bzw. Ensemble klären. Ein Konzertrailer kann ausschließlich aus Musik bestehen, ein Ensemblevideo sollte genug Platz für Musik nicht nur im Hintergrund, sondern auch in einigen Momenten im Vordergrund einräumen. Interviews mit Ensemblemitgliedern, Leitung und evtl. Solist:innen sowie Probenmomente schaffen einen persönlichen Bezug und besondere Einblicke. So wird der besondere Charakter des Konzerts und der Mitwirkenden hervorgehoben und eine positive Verbindung aufgebaut. Ein Konzerttrailer sollte darüber hinaus nicht alles verraten, sondern mit spannenden Momenten Lust darauf machen, die Höhepunkte des Konzerts zu entdecken. Hier ist es hilfreich, sich zuvor viele Beispiele z.B. von anderen Ensembles und Vereinen, aber auch von Profi-Ensembles, Theatern, Festivals und Konzerthäusern anzusehen. 

Eine Kurzvideoreihe für Social Media kann sowohl das Ensemble vorstellen oder Lust auf ein Konzert machen. Hier sollten die Videos wiedererkennbare Struktur und Stil haben. Kurzinterviews (max. 3 Fragen), kurze Statements zum selben Thema von mehreren Personen, gelungene Probenausschnitte, lustige Fehler (z.B. falsche Einsätze, Dirigent verliert Taktstock) oder Gemeinschaftsmomente (z.B. Geburtstagsständchen beim Einsatz) bieten sich genauso an wie kurze Instrumentenvorstellungen oder Making-ofs in Zeitraffer des neuen Vereinspavillons oder des Friedensbanners für den Gottesdienst. 

Gespielte Musikvideos sind eine weitere Möglichkeit. Hier ist vor allem der Dreh und das Videomaterial entscheidend. Auch hier hilft es, zunächst viele verschiedene Musikvideos anzusehen und sich auf einen Stil festzulegen. Die Szenen sollten Abschnitten des Stücks entsprechen und können in der Partitur organisiert werden. Wo sind Wechsel in der Musik und wie viele verschiedene Szenerien soll es geben? Ein roter Faden oder einer Grundaussage macht das Video interessanter und kann mit dem gesamten Ensemble entwickelt werden. Genauso eine mögliche Geschichte, Rollen, Dramaturgie, Szenerien und Kostüme. Wo sind Effekte im Stück und wie können sie visuell ausgedrückt werden? Nach dem Dreh können die Szenen mit den Impulsen und Stimmungen der Musik koordiniert und visuelle Effekte hinzugefügt werden.  

Zum Videoschnitt und zur Bearbeitung können bereits die vorinstallierten Programme von Windows oder Mac genutzt werden: Widows Movie Maker/iMovie. Hier kann man eine Bildspur erstellen, Übergänge definieren und Titel bzw. Abspann hinzufügen. Eine Musikspur bzw. mehrere Audiospuren sind hier intuitiv bedienbar und mit den Programmen kann mit etwas Kreativität schon viel erreicht werden. Wer mit mehreren Bildspuren, Überlagerungen, Texten oder Formen arbeiten möchte, sollte auf größere (auch kostenlos erhältliche) Programme wie DaVinci Resolve, Shotcut oder Lightworks zurückgreifen. Wo bei den Programmen Vorgänge nicht intuitiv sein sollten, können Tutorials schnell weiterhelfen. 

Wichtig ist: Videos sind riesige Dateien. Um effektiv gerade größere Videos bearbeiten zu müssen, muss auch der Computer mitmachen und genug Arbeitsspeicher bereitstellen können. Außerdem sollte immer mehr Zeit als vermutet eingeplant und erstmal kleiner Brötchen gebacken werden, bis die Übung den oder die Meister*in gemacht hat.

Impulsfragen

  • Welche Größenordnung trauen wir uns zu? 
  • Welche Videoform interessiert uns? 
  • Welche Videoform könnte für die Öffentlichkeitsarbeit besonders nützlich sein? 
  • Welcher Stil spiegelt uns und das Konzertprogramm oder das Stück am besten wider? 
  • Könnten wir mit bestehendem Material arbeiten? 
  • Welche Personen interessieren sich für Konzeption, welche für ein Skript, welche für Kostüme und Ausstattung, welche für Dreh, welche für Schnitt und Bearbeitung? 
  • Welche Geräte und wie viel Zeit haben wir zur Verfügung? 
  • Wann und wie viel muss vorgeplant werden? 

Nachhaltige digitale Ensemblearbeit

Wie können digitale Medien auch nach der Pandemie die Ensemblegemeinschaft stärken? Wie kann die Vereinsarbeit von ihnen profitieren und effizienter und bequemer werden?

Während der Corona-Pandemie wurde es nötig, auf digitale (Musik-)Medien zurückzugreifen um weiterhin Ensemblearbeit durchführen zu können. Proben und Mitgliedertreffen wurden in Videokonferenzen durchgeführt und die Kommunikation zwischen den Musiker*innen konnte nur noch via Messenger-Apps aufrechterhalten werden. Ensembles fanden neue kreative Wege und veranstalteten Challenges oder tägliche To-Dos, um den Zusammenhalt in ihrem Ensemble zu stärken und ihren Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, trotz fehlender Präsenzproben zu musizieren.

Während der Pandemie wurde schnell deutlich, dass neue Musikmedien keinen Ersatz für das Proben in Präsenz darstellen. Sobald beispielsweise Proben an der frischen Luft stattfinden konnten, spielten digitale Konzepte meist keine Rolle mehr. Jedoch sollte sich ein Ensemble die Frage stellen, ob einige der neuen Wege auch nach der Pandemie die Probenarbeit in Präsenz unterstützen und bereichern könnte.

Nachdem in der Pandemie fast jeder mit Videokonferenzen in Berührung gekommen ist, ist es nun ein leichtes Hybrid-Proben durchzuführen. Besonders junge Ensemblemitglieder verlassen den Heimatort, um zu studieren oder eine Ausbildung zu beginnen. Berufstätige schaffen es möglicherweise nicht rechtzeitig die Probe zu besuchen. Werden Proben zusätzlich zur Präsenzveranstaltung live übertragen, kann eine Teilnahme an Proben auch ohne Anwesenheit ermöglicht werden. Die Entscheidung weiterhin im Ensemble mitzuwirken trotz eines Ortswechsels, fällt leichter, wenn nicht jede Probe in Präsenz besucht werden muss.

Auch Präsenztreffen von Vorständen, Verantwortlichen, Projekt- und Orgateams mussten während der Pandemie im digitalen Raum stattfinden. Auch wenn der persönliche Kontakt wichtig für die gemeinsame Arbeit ist, bedeuten digitale Organisationstreffen für viele Menschen eine große Zeitersparnis oder ermöglichen die Teilnahme überhaupt. Besonders wenn die Teilnahme aller Verantwortlichen und/oder wichtige Abstimmungen auf der Tagesordnung stehen, können digitale Organisationstreffen sinnvoll sein. Weiterhin kann mit Tools wie digitalwahl.org, votesUp! oder Menti Abstimmungen durchgeführt werden und Stimmungsbilder eingeholt werden und ermöglichen somit einen effektiven Ablauf von Sitzungen. 

Fehlender persönlicher Kontakt erfordert während der Pandemie neue Arten der Verwaltung von Aufgaben. Management-Apps wie Padlet, Agantty und Slack können auch dann, wenn Absprachen in Präsenz-Treffen wieder möglich sind, die Organisation und die Kommunikation erleichtern. Sie helfen Transparenz für alle Ensemblemitglieder herzustellen und die Übersicht über anstehende To-Dos zu bewahren.

Über die Proben hinaus digital kreativ zu sein, kann auch bei Wiederaufnahme der Proben den Zusammenhalt stärken und die Motivation steigern. Wieso sollten Ensemble-Leitung und Verantwortliche keine digitalen Projekte wie Split-Screen-Videos, Live-Streams, digitale Konzerte auch zusätzlich zu Präsenzveranstaltungen anbieten und planen? Wieso sollten kleinere Übe- und oder Teambuilding-Maßnahmen wie ein digitaler Adventskalender oder Übe-Challenges nicht auch nach dem Neustart weiterverfolgt werden? Digitale Projekte haben das Potential, andere Zielgruppen anzusprechen und zu gewinnen, die Öffentlichkeitsarbeit zu bereichern und neue Herausforderungen schaffen sowie kreative Projekte für Musizierende zu ermöglichen. Darüber hinaus bieten digitale Formate auch für neue und junge Ensemblemitglieder die Möglichkeit, sich zu engagieren und einzubringen.

Impulsfragen

  • Welche digitalen Tools werden oder wurden genutzt? Können diese gegebenenfalls weiterhin die Ensemblearbeit bereichern?
  • Wie werden Arbeitsabläufe derzeit strukturiert? Können Apps hier unterstützen?
  • Könnte die Öffentlichkeitsarbeit von digitalen Projekten profitieren?
  • Hat mein Ensemble Lust auf digitale Projekte zusätzlich zu Präsenzveranstaltungen?
  • Sind digitale Organisationstreffen gegebenenfalls effektiver? Kann so die Teilnahme aller Verantwortlichen ermöglicht werden?
  • Hat mein Ensemble Mitgliederverlust und können Hybrid- Proben dem entgegenwirken?
  • Können digitale Projekte als Teambuilding-Maßnahme oder zur Motivation durchgeführt werden?