Bach – mit den Augen hören

 

  • Anbieter Sing&Sign
  • Projektseite
  • Format Hybrid, Präsenz
  • Zielgruppe Kinder, Jugend, Erwachsene
  • Ensemble vokal + instrumental

Das Ensemble Sing&Sign besteht aus hörenden und hörgeschädigten Akteuren, darunter professionelle sowie semiprofessionelle Musiker*innen. Im Projekt Bach – mit den Augen hören werden Vokalwerke von J.S. Bach auch hörbehinderten Menschen barrierefrei zugänglich, indem in Tönen und mit Gebärdensprache musiziert wird, etwa die Johannespassion . Dabei werden die polyphonen Chöre mit Gebärden in deutscher Grammatik dargestellt, um die musikalischen Strukturen zu visualisieren, während einige Arien auch in die Deutsche Gebärdensprache, die eine eigene Grammatik besitzt, gedolmetscht wurden. Hier werden die unterschiede der beiden Interpretations- und Sprachformen deutlich, wie in der Einführung zu Konzertbeginn erklärt wird. Die Übersetzung der Bachschen Texte wird in Zusammenarbeit von Hörbehinderten, Theolog*innen und Gebärdensprachdolmetscher*innen in die Deutsche Gebärdensprache (DGS) sowie DGS-nah für die hörenden Sänger*innen übersetzt. Durch die Verdeutlichung in Gebärden werden auch den Hörenden die Texte in alter Sprache verständlicher. Hörbehinderte und Gehörlose werden außerdem durch die Visualisierung von Instrumentalmotiven und Vokalstrukturen in ihrer auditiven oder körperlichen Wahrnehmung von Klängen unterstützt. Auch für die hörenden Sänger*innen und das hörende Publikum dient der zusätzliche Ausdruck in den Gebärden einer differenzierteren musikalischen Wahrnehmung und führt zu einem beim Musizieren befreienden und beim Hören/Sehen eindrücklichen und intensiven Erlebnis mit größerer emotionaler Tiefe. Die Johannespassion wurde zusätzlich choreografisch inszeniert.
Das Projekt möchte die Gehörlosenkultur und ihre eigene Sprache nicht nur neben die Musikkultur stellen, sondern beide Kulturen verbinden. Ziel ist ein Perspektivwechsel für singend und/oder gebärdend Musizierende sowie für das Publikum und eine öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung der Gehörlosenkultur und ihrer Menschen. Die Konzerte von Sing&Sign beinhalten auch interaktive Momente, etwa, wenn in Gebärdensprache mitgesungen werden kann. Ziel ist eine regelmäßige Aufführung von Bachs Werken in Leipzig und darüber hinaus.
Mittlerweile haben sich dem etwa 50 Personen großen Ensemble auch Menschen mit weiteren Behinderungen etwa Sehbehinderungen oder Tourette-Syndrom angeschlossen. Das Ensemble ist in der Bach-Stadt Leipzig ansässig, genauso wie das größte Gehörlosen-Berufsbildungwerk ist. Ein Teil der Konzerteinnahmen kommt dieser Gemeinschaft zugute. Zusätzlich kann auf der Website für das Ensemble gespendet werden. Zusätzlich werden die Konzerte unterstützt von der Stadt Leipzig und der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen sowie der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Das Ensemble arbeitet mit Porträt- und Trailer-Videos , die das Projekt und Ensemblemitglieder sehr gelungen darstellen und verständlich machen.
Das Ensemble kooperiert regional und überregional mit Musikinstitutionen und -orten, mit Kirchen Festivals und weiteren Ensembles sowie mit Institutionen der Gehörlosengemeinde (Berufsbildung, Schulen, Gemeinden, Verbände, medizinische Zentren). Schirmherren des Projekts sind der Thomaskantor, der Intendant des Bachfests und der Leiter des Cochlea-Implantat-Zentrums Leipzig.