Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement im Überblick

Was gehört dazu und wo fange ich an? Veranstaltungen können in vielerlei Hinsicht nachhaltig gestaltet werden: Nicht nur die An- und Abreise zum Event, auch die Wahl der Veranstaltungsstätte selbst, das Catering oder die eingesetzten Ressourcen sind mögliche Ansatzpunkte.  

Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement heißt nicht, alles, was Spaß macht, zu verbieten und auf etwas zu verzichten. Vielmehr geht es darum, Lebensqualität dazuzugewinnen und gleichzeitig etwas Gutes zu tun und Ressourcen zu schonen.

Was ist Nachhaltigkeit?  

Als nachhaltig bezeichnet man das Handeln, das sowohl die aktuellen Bedürfnisse befriedigt, gleichzeitig aber auch die Bedürfnisbefriedigung zukünftiger Generationen berücksichtigt. Das bedeutet also, Ressourcen nicht überzustrapazieren und verantwortungsvoll mit bspw. der Natur und Rohstoffen umzugehen.  

Klassischerweise gehören zur Nachhaltigkeit drei Säulen: 

  • Ökonomie: wirtschaftliche Nachhaltigkeit, Betrachtung der Unternehmen und der Wertschöpfung
  • Ökologie: ökologische Nachhaltigkeit, Erhalt der natürlichen Ressourcen als Grundlage des Lebens und des Wirtschaftens
  • Soziales: soziale Nachhaltigkeit, Verteilungsgerechtigkeit, Partizipation und Freiheit in der Gestaltung des eigenen Lebens 

In diesem Artikel geht es um die ökologische Nachhaltigkeit.  

Warum Nachhaltigkeit in der Amateurmusik?  

Insbesondere in der ehrenamtlichen und gemeinnützigen Tätigkeit geht es darum, Ressourcen zu schonen, Kosten zu verringern und die Arbeit der Ehrenamtlichen so effizient wie möglich einzusetzen. Zusätzlich sollten wir in allen Bereichen unseres Lebens unseren Teil zu Umwelt- und Klimaschutz beitragen, um uns und unserer Nachwelt eine möglichst angenehme Lebensumgebung zu erhalten. Bei alldem kann auch die Amateurmusik ihren Teil beitragen.

Gerade im Hinblick auf Mitgliedergewinnung und -bindung sowie der Nachwuchsgewinnung sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein Thema. Für immer mehr junge Menschen, zunehmend aber auch für die älteren Generationen, spielen diese Themen im Alltag eine Rolle. Außerdem wurde durch die Corona-Pandemie und die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Konflikts ein nachhaltigeres Verhalten gefördert. Viele handeln in Bezug auf Nachhaltigkeit bewusster und können sich z.B. gebrauchte Produkte als Ersatz zu einem Neukauf vorstellen.  

Im Hinblick auf Einsparung von Energiekosten lohnt sich nachhaltiges Veranstaltungsmanagement ebenfalls. Wird in der Veranstaltungsstätte eine Lüftungsanalage mit Wärmerückgewinnung eingesetzt, ist kein händisches Lüften durch Fenster und Türen mehr nötig und ein hoher Energieverlust kann vermieden werden.   

Veranstaltungsstätte 

Bei der Wahl der Veranstaltungsstätte können Sie einige Aspekte beachten, um eine möglichst nachhaltige Veranstaltung zu organisieren.   

  • Auf die Verwendung von Ökostrom achten (z.B. folgende Gütesiegel: Grüner Strom Label GSL, o.k. Power Label, TÜV Nord A75-S026-1, TÜV Süd EE01 bzw. EE02) 
  • Gute ÖPNV-Anbindung
  • Wenn möglich, Einbindung von örtlichen Dienstleistenden z.B. für Catering, Reinigung, Technik
  • Zertifizierung nach einem Umweltmanagementsystem z.B. EMAS oder Kennzeichnung z.B. nach Europäischem Umweltzeichen
  • Umweltschonende Reinigung und Reinigungsmittel (sparsam dosiert und biologisch abbaubar)
  • Wassersparmaßnahmen 
  • Verwendung von Recyclingprodukten z.B. Toilettenpapier, Papierhandtücher
  • Getränke in Mehrwegflaschen 
  • Soweit möglich, Nutzung bereits existierender Infrastruktur und so wenig wie möglich für die Veranstaltung extra einrichten und aufbauen

Für Open-Air Veranstaltungen gibt es folgende Ansatzpunkte:  

  • Vermeiden Sie Naturschutz- und Wasserschutzgebiete und nutzen Sie bevorzugt bereits versiegelte und stark befestigte Flächen.
  • Möglichst fest installierte Infrastruktur für Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und Strom nutzen, so wenig wie möglich extra aufbauen und einrichten (z.B. Toiletten, Zelte, Stromversorgung) 
  • Falls bspw. nicht genügend Sanitäranlagen vorhanden sind, anfragen, ob umliegende Geschäfte, Cafés etc. mit ins Konzept eingebunden werden und die Besucher*innen dort die Sanitärräume mitbenutzen können 

Egal ob Open-Air oder nicht, es sollten immer ausreichend Abfalleimer aufgestellt und für deren Leerung gesorgt werden. Wichtig ist, so wenig Abfall wie möglich zu produzieren. Wo es sich nicht vermeiden lässt, beachten Sie in jedem Fall die Mülltrennung. 

Zum Thema nachhaltiges Veranstaltungsmanagement gehört auch die barrierefreie Zugänglichkeit der Veranstaltungsstätte. Die DIN-Norm 18040-1 regelt das barrierefreie Gestalten von öffentlich zugänglichen Gebäuden. Bei Hotels und Tourismusbetrieben kann man sich am Siegel „Reisen für alle “ orientieren.  

Verpflegung/Catering 

Speisen und Getränke nachhaltiger zu gestalten ist gar nicht so schwer, wie es auf den ersten Blick aussehen mag. Im Einkauf, beim Anrichten, bei der Verpackung oder als Teil eines Probenwochenendes – bereits mit einfachen Mitteln und kleinem Budget kann man hier viel bewirken, wie z.B. unverpackte Lebensmittel einkaufen, vegetarische/vegane Speisen ansprechend anrichten oder bei gemeinsamen Aktivitäten das Bewusstsein des gesamten Ensembles für Lebensmittel stärken.

Detaillierte Informationen und Tipps zu den Themen Catering und Verpflegung finden Sie in folgenden Artikeln:

Mobilität & Unterkunft  

Auch beim Thema Mobilität hat der Veranstalter einige effektive Gestaltungsmöglichkeiten: Für die umweltfreundliche Anreise des Publikums können bspw. kostenlose und bewachte Fahrradstellplätze angeboten (evtl. mit Möglichkeit, Rucksäcke und Helme einzuschließen) werden. Fahrgemeinschaften können mit nähergelegeneren und kostenlosen Parkplätzen belohnt oder für die Insassen voller Autos Essengutscheine oder vergünstigte Tickets ausgegeben werden. Weitere Möglichkeiten sind das Einrichten von attraktiven Parkzonen für Carsharing- oder E-Autos, das Anbieten von Shuttles zum nächsten Bahnhof, die Abstimmung der Veranstaltungszeiten auf die Fahrpläne des ÖPNV und die Information der Teilnehmenden über die Abfahrtszeiten und -orte des ÖPNV.  

Generell ist es besser, auf Anreize und Belohnungen zu setzen und positiv zu kommunizieren, als mit Verboten und Verzicht zu argumentieren. Belohnen Sie lieber nachhaltiges Verhalten, anstatt nicht-nachhaltiges Verhalten zu bestrafen.  

Für die Wahl einer Unterkunft können Sie sich z.B. fragen, welche Ausstattung und Serviceleistungen die Gäste während des Aufenthalts benötigen. Alles, was nicht nötig ist, muss im Standard nicht mitbezahlt oder nicht in Anspruch genommen werden. Alternativ können die Gäste mit dem eigenen Verhalten einen nachhaltigen Beitrag leisten (z.B. auf täglichen Handtuchwechsel verzichten). Diese Aspekte können bei der Wahl beachtet werden: biologische, regionale und saisonale Küche, faire Arbeitsbedingungen, Familienbetrieb, nachhaltige Philosophie, öffentliches Nachhaltigkeitskonzept (z.B. auf der Website), Motivation der Gäste zu nachhaltigem Verhalten, umweltfreundliche Pflegeartikel, Handtuchtausch nur auf Nachfrage, Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Ökostrom, Einsatz für soziale Projekte, standortgerechte Pflanzen im Garten, hauseigene Wasserauffüllstation, … 

Außerdem gibt es einige Siegel, mit denen Hotels und Gaststätten gekennzeichnet werden, die im Vergleich zu anderen umwelt- und sozialverträglicher sind:  

  • BioHotels: bio-zertifizierte Hotels in Europa 
  • DEHOGA-Umweltcheck: umfasst 4 Bereiche (Energie, Wasser, Müll, Lebensmittel), gibt es in 3 Stufen (Bronze, Silber und Gold)
  • Green Key: zertifiziert werden Hotels, Campingplätze, Konferenzcenter, Restaurants, Destinationen, Vergnügungsparks und andere Attraktionen 
  • Green Sign: Zertifizierung umfasst 5 Level (Vorteil: Einsteiger*innen können bereits zertifiziert werden und sich dann verbessern), 7 Themenfelder werden bewertet (Management und Kommunikation, Umwelt, Einkauf, Regionalität und Mobilität Qualitätsmanagement und nachhaltige Entwicklung, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Verantwortung) 
  • TourCert: Zertifizierung von z.B. Unterkünften 
  • Viabono: bezieht sich nicht auf Abfrage von Maßnahmen, sondern auf Ermittlung von Klima- und Umweltkennzahlen 

Für die Unterkünfte besonders hilfreich ist es, wenn Sie direkt beim jeweiligen Anbieter buchen und nicht über die zahlreichen Suchportale. Hier finden Sie eine Liste von Umweltjugendherbergen in Deutschland .

Ausstattung/Material  

Bei Ausstattung und Verbrauchsmaterial sollte man sich zunächst die Frage stellen, ob das jeweilige Produkt wirklich benötigt wird. Unnötige Produkte zu vermeiden ist die nachhaltigste Option. Falls ein Vermeiden nicht möglich ist, sollte überlegt werden, ob es die Möglichkeit gibt, die benötigten Dinge auszuleihen oder zu mieten. Generell ist es eine Überlegung wert, wie die Produkte möglichst umweltfreundlich und nachhaltig sein können.

Banner und Plakate kann man bspw. so gestalten, dass sie mehrjährig und für verschiedene Veranstaltungen verwendet werden können. Dazu einfach Jahreszahlen, konkrete Daten, Infos zum Programm und der Veranstaltungsstätte weglassen. Manchmal ist weniger mehr.  

Auch bei der Dekoration von Veranstaltungen kann man einfach auf Nachhaltigkeit achten. Saisonale Naturprodukte wie Kürbisse, Zapfen, Holz, Blätter etc., bereits vorhandene Gegenstände oder mehrjährig einsetzbare Dinge lassen sich einfach finden. Weitere Anregungen gibt es im Beitrag Dekoration des Veranstaltungsortes.  

Für Druckprodukte sollten die Anforderungen des Blauen Engel oder vergleichbarer Siegel erfüllt werden.  

Bei der Bestellung sollte auf Produkte ohne PVC gesetzt werden. Weitere umweltfreundliche Stoffe sind Bio-Baumwolle oder Bio-Bambus. Kaufen Sie, wenn immer möglich, fair gehandelte Waren.  

Weitere Anregungen:  

  • statt Give-Aways in einzelnen Plastikverpackungen lieber ohne Verpackung oder regionale Handwerksprodukte aus nachhaltigen Materialien
  • statt unnötige Wegwerf-Werbeprodukte lieber auch nach der Veranstaltung nutzbares Werbematerial mit Mehrwert für die Zielgruppe
  • statt Einmal-Namensschilder lieber wiederverwendbare Namensschilder 
  • statt neu kaufen lieber mieten, leihen oder im eigenen Bestand nachschauen und Vorhandenes wieder-/weiterverwerten 
  • statt herkömmliches Konfetti lieber Samen- oder Blütenkonfetti 
  • statt Pflanzendeko in Form von Schnittblumen lieber langlebige Topfpflanzen (Saisonalität und Regionalität beachten)
  • statt chemische Toiletten lieber Komposttoiletten (ohne Wasser) 
  • statt langer Transportwege von Material/Ausstattung oder Produkten lieber regionale/s Dienstleistende/Handwerk unterstützen  
  • statt Werbematerial in Printform lieber digitales Material 
  • statt herkömmliche Reinigungsmittel lieber umweltfreundliche Reinigungsmittel 

Generell sollte auch hier die Anzahl der Produkte so gewählt werden, dass am Ende nichts übrigbleibt bzw. die Produkte aufbewahrt und zu einem späteren Anlass verwendet werden können. Das spart Kosten und ist nachhaltig.  

Kommunikation  

Versuchen Sie, möglichst viele und auch die kleinen Erfolge in Bezug auf Nachhaltigkeit zu feiern und mit den Gästen, Teilnehmenden und dem gesamten Team zu teilen. Positive Kommunikation, bei der die Innovationen und Kreativität herausgestellt werden, motivieren und sensibilisieren, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Vermeiden Sie Verbote und negative Meldungen.  

Informieren Sie auch Ihre Gäste und das gesamte Team über nachhaltige Maßnahmen, z.B. über Pressemitteilungen, Programm, Aushang, Website oder Mail. Nur so erfahren möglichst viele von den guten Taten und können Sie dabei unterstützen.  

Welche Umweltzeichen / Siegel sind zu empfehlen?  

  • Blauer Engel : höchste Umweltanforderungen, freiwilliges Instrument der Umweltpolitik, für ca. 120 verschiedene Produktkategorien 
  • EU Ecolabel : freiwilliges Zeichen, für 31 verschiedene Produktkategorien 
  • Fairtrade : fair gehandelte Produkte, internationale Standards 
  • EU-Bio-Logo : Kennzeichnung für vorverpackte Biolebensmittel, dem zugehörigen Kontrollstellencode und einer allgemeinen Herkunftsangabe der Zutaten, für Produkte aus dem ökologischen Landbau und Biolebensmittel, die einen Verarbeitungsschritt in der Europäischen Gemeinschaft aufweisen 
  • EU-Energielabel : Kein Gütezeichen, da alle Produkte der erfassten Produktgruppen das Label vorweisen müssen, Energieverbrauch 16 verschiedener Produktgruppen 
  • Naturland : Verbindet ökologischen Landbau, soziale Verantwortung und fairen Handel, kontrollierte Erzeugung und Verarbeitung 
  • Bioland : steht für Tierwohl, Artenvielfalt und klimafreundliche Landwirtschaft, Herkunft Deutschland oder Südtirol, regelt landwirtschaftliche Produktion, Tierhaltung und Verarbeitung  
  • Global Organic Textile Standard (GOTS) : weltweit gültig, Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern
  • Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) : Zusammenschluss von Unternehmen aus Leder- und Textilwirtschaft, stehen für ökologisches und sozialverantwortliches Wirtschaften 
  • Kontrolliert biologischer Anbau (k.B.A.) : Produkte aus biologischem Anbau 

Weitere Siegel und Informationen gibt es bei Siegelklarheit .  

Weitere Tipps 

  • Zusätzliche Sponsoren akquirieren, die nachhaltige Events unterstützen möchten
  • Sponsoren einbinden, die sich für Nachhaltigkeit engagieren oder lokale Unternehmen wie Handwerksbetriebe anfragen (auch für Sachspenden interessant) 
  • Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen anhand von Patenschaften finanzieren (z.B. Ökostrom, Verpflegung mit Bio-Produkten, …) 
  • In der Datenbank von „Sustainable Event Solutions “ sind Dienstleistende mit nachhaltigen Lösungen aufgelistet. 
  • Für ausreichend Aschenbecher oder Taschenaschenbecher sorgen 
  • Die Nachhaltigkeit Ihrer Gerichte können Sie mit Hilfe des NAHGAST Rechners berechnen.

Sabrina Lindemann
Bundesverband Amateurmusik Sinfonie- und Kammerorchester e.V. (BDLO)
Erstellt: Dezember 2022
Zuletzt bearbeitet: Mai 2023



Quellen

https://tatenbank-production-strapi-storage.fra1.digitaloceanspaces.com/13df7866edf6398b31199f556ec578c6.pdf (Stand 09.12.2022)  

https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/7564 (Stand 06.12.2022) 

Nachhaltige Events – Erfolgreiche Veranstaltungen durch gesellschaftliche Verantwortung; Holzbaur; 2. Auflage, 2020