Um Nachwuchs für einen Verein oder ein Ensemble zu gewinnen, sollte zunächst die Zielgruppe geklärt werden. Möchten wir Menschen gleichen Alters und gleichen Interesses ansprechen? Möchten wir jüngere Menschen in unser Ensemble einladen? Möchten wir ein jüngeres Ensemble als Sprungbrett für unser Ensemble etablieren? Möchten wir Menschen, die anders sind als wir ansprechen? Was sind Interessen, Bedürfnisse, Wünsche, Orte und Umgangsformen der Zielgruppe? Und wie könnten wir diese Interessen und Bedürfnisse entsprechend bedienen?
Als Neugründungen bieten sich Kinder- und Jugendensembles an, aber auch Gruppenkurse für Familien oder Eltern-Kind-Kurse und Früherziehung. Die Gründungen brauchen einen gewissen organisatorischen Vorlauf: Wer könnte das Ensemble/den Kurs leiten und mit welchem Budget? Gibt es vielleicht ein passendes Förderprogramm, eine Stiftung, einen Kulturverein oder eine Bürgerinitiative? Wo könnte das Ensemble proben? Könnte hierfür mit einer Schule, Musikschule, Kirche oder einem Ort der Jugendlichen kooperiert werden? Auch die Ansprache der Kinder und Jugendlichen kann durch diese Kooperationen erfolgen. Zusätzlich können weitere Werbemaßnahmen in Print (Flyer, Aushänge, Plakate), Online (Soziale Medien, Website) oder Aktionen vor Ort hinzukommen. Nach der Gründung kann das bestehende Ensemble auch regelmäßig mit dem neuen Ensemble zusammenarbeiten, etwa gemeinsam auftreten oder die Kinder und Jugendlichen durch andere Aktionen wie z.B. Moderation, Bilder malen oder tanzen in seine Konzerte miteinbeziehen.
Werbeaktionen für ein bestehendes Ensemble können an Orten der Zielgruppe stattfinden etwa in einer Schule, in einem Skatepark, einem Café, einem Begegnungszentrum, einem Einkaufszentrum, einer Sprachschule etc. Dort kann das Ensemble sich mit seiner Aktion (etwa einem Workshop, einem Flashmob, einem Ständchen oder einem musikalischen Spaziergang) präsentieren, mit den Menschen vor Ort in Interaktion treten und sie auch persönlich ansprechen und Fragen beantworten.
Auch für ein neues Ensemble kann eine derartige Aktion stattfinden. Sie sollte im Stil des neuen Ensembles bzw. der neuen Zielgruppe durchgeführt werden und sie dadurch ansprechen: etwa ein interaktives Kinderkonzert mit der Möglichkeit Instrumente auszuprobieren für das Nachwuchsensemble des Blasmusikvereins oder ein Songschreibe-Workshop für den Jugend-Popchor.
Auch kann ein Projektensemble interessierte, aber noch unentschlossene Menschen dauerhaft begeistern und binden. Am Projektensemble kann das bestehende Ensemble geschlossen teilnehmen, wodurch die Projektteilnehmenden in die Gemeinschaft und das Ensembleerlebnis miteingeschlossen werden. Die Ungebundenheit senkt die Hemmschwelle für eine Teilnahme und auch Freunde können so einfacher mitgebracht werden. Durch diese Erfahrung können Personen motiviert werden, auch langfristig Teil eines Ensembles zu werden – und sie kennen dann bereits eine Gruppe von Menschen, der sie sich anschließen können.
Ebenso eignen sich Kooperationen mit anderen musikalischen wie nichtmusikalischen Vereinen bzw. Ensembles. Hier profitieren alle von der Reichweite der anderen Beteiligten und die Projekte können anspruchsvoller und aufwendiger sein, wodurch sie eine größere Ausstrahlung haben. Auch Kooperationen mit Institutionen wie Musikschulen, Schulen oder Jugendorganisationen lohnen sich, da die Personen dort mögliche Interessierte kennen und sie gezielt und persönlich ansprechen können.
Das Interesse neuer Mitglieder kann häufig auch durch eine Erneuerung der Ensemblestrukturen und der Ausrichtung geweckt werden. Gestalten sie regelmäßig Konzerte, Aufführungen oder Aktionen, die z.B. von Kreativität oder starkem Gemeinschaftsgeist geprägt sind, können Sie eher Menschen dazu motivieren, ein Teil des Ensembles sein zu wollen. Sollten Sie als Ensemble dazu bereit sein, können Sie über eine Neuausrichtung ihrer Identität und ihrer Ziele nachdenken. Wieso nicht auch andere Genres ausprobieren, wenn dadurch Jugendliche mitsingen? Vielleicht könnten wir uns auch interkulturell engagieren und mit Geflüchteten oder Migrant*innen Lieder aus aller Welt singen? Wie wäre es damit, ein Familienorchester zu werden? An Alltagsorten aufzutreten? Zusammen mit Ensembles aufzutreten, die ganz anders sind?
Auch ist es wichtig, die Vereins- und Organisationsstrukturen zu hinterfragen: Ist dort wirklich Raum für die Bedürfnisse und Wünsche anderer Generationen oder neuer Mitglieder? Können neue Mitglieder sich einbringen und mitgestalten? Nutzen wir die modernen Möglichkeiten der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit? Was müsste sich verändern, dass Veränderung möglich wird?
IMPULSFRAGEN
- Welche Zielgruppe möchten wir wofür ansprechen?
- Was sind Interessen, Bedürfnisse, Wünsche, Orte und Umgangsformen der Zielgruppe?
- Wie könnten wir ein Nachwuchsensemble gründen?
- Welche Werbeaktionen für ein neues oder bestehendes Ensemble könnten wir durchführen?
- Gibt es die Möglichkeit eines Projektensembles?
- Mit welchen Ensembles, Vereinen oder Institutionen könnten wir für Auftritte aber auch Ansprache von Nachwuchs kooperieren?
- Kann eine Erneuerung unserer Ensemblestruktur helfen?