Was ist Amateurmusik?

Dieser Begriff beschreibt das musikalische Feld, für das wir alle arbeiten bzw. in dem wir unsere Freizeit verbringen. Doch was genau bedeutet es und welche Bedeutung hat es für die Gesellschaft und Musiktradition in Deutschland? In diesem Beitrag finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen.

Amateurmusik – Was ist das überhaupt?

Amateurmusik bezieht sich auf musikalische Aktivitäten, die von Personen ausgeübt werden, die keine professionellen Musikerinnen oder Musiker sind und die Musik als Hobby oder aus Leidenschaft betreiben. Es handelt sich um eine breite Palette von musikalischen Darbietungen, die von Menschen in ihrer Freizeit und künstlerisch aufgeführt werden. Diese Aktivitäten können sowohl instrumentales Spiel als auch Gesang umfassen und reichen von individuellem Musizieren bis hin zu Gruppenaufführungen.

Amateurmusikerinnen und -musiker können in verschiedenen Genres und Stilen tätig sein, je nach ihren Vorlieben und Fähigkeiten. Dies kann klassische Musik, Pop, Rock, Jazz, Folk, elektronische Musik oder jede andere Art von Musik umfassen. Viele Amateurmusikerinnen und -musiker erlernen ihre Instrumente autodidaktisch oder nehmen gelegentlich Unterricht, um ihre Fähigkeiten zu verbessern.

Die Motivation hinter Amateurmusik ist oft die Freude am Musizieren, am Ausdruck von Emotionen und Kreativität sowie an der gemeinschaftlichen Aktivität. Amateurmusik bietet Menschen die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken und ihre musikalischen Interessen zu verfolgen, ohne dass sie dabei professionellen Standards oder Erwartungen entsprechen müssen. Dieser Ansatz ermöglicht eine freiere und spontanere Herangehensweise an die Musik, ohne den Druck, von der Musik leben zu müssen oder auf eine bestimmte Art und Weise auftreten zu müssen.

Die Amateurmusikszene präsentiert sich überaus vielfältig: von kleinen privaten Sessions bis hin zu größeren lokalen Veranstaltungen oder Ensembles. Oft sind Amateurmusikgruppen in Gemeinschaften, Schulen oder Vereinen organisiert und bieten eine Plattform für Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und kultureller Hintergründe, um gemeinsam musikalische Erfahrungen zu teilen.

Insgesamt ist Amateurmusik eine wertvolle Form der kreativen Selbstdarstellung und des kulturellen Engagements, die allen Menschen offensteht, um Musik auf ihre eigene Weise zu genießen und sich darin auszudrücken.

Geschichte und Entwicklung

Hinweis: Der nachfolgende Text ist ein Auszug aus dem Beitrag „Zur Bedeutung des vereingetragenden Amateurmusizieren in ländlihen Räumen. In: KULTURELLE BILDUNG ONLINE: https://www.kubi-online.de/artikel/zur-bedeutung-des-vereinsgetragenen-amateurmusizierens-laendlichen-raeumen (letzter Zugriff am 14.09.2021).

Historische Entwicklung des Laien- und Amateurmusizierens

Das Laien- und Amateurmusizieren in Deutschland zeichnet sich durch eine Vielfalt und Breite aus, welche alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringt und einen prägenden Einfluss auf die kulturelle Identität Deutschlands ausweist. Die Vielfalt entwickelte sich aus der kleinstaatlichen Verfasstheit Deutschlands im 17. und 18. Jahrhundert. An den Fürsten- und Königshöfen musizierten zunächst die Herrscher*innen selbst oder ihre Kammer- und Saaldiener*innen – also Laien. Die bürgerliche Chorbewegung war eine Geburt der Aufklärung und erlebte im 19. Jahrhundert ihre Blütezeit. Als mit der Singakademie im Jahr 1792 in Berlin der erste gemischte Chor als dauerhafte Institution gegründet wurde, war das ein revolutionärer Vorgang. Schließlich sangen hier Menschen unterschiedlicher Stände und Geschlechter zusammen.

Heute blicken viele Musikvereine auf eine teilweise über 150-jährige Tradition zurück. Unter anderem mit der jährlichen Verleihung der vom Bundespräsidenten gestifteten Zelter- und Pro Musica-Plakette für mindestens hundertjähriges Bestehen wird dieser langen Tradition Rechnung getragen.

Eine tief greifende Zäsur erlebten viele Musikvereine während der Zeit der Nazi-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs, in der die musikalischen Aktivitäten der meisten Vereine weitgehend zum Erliegen kamen. Nach Kriegsende machten sich viele Vereine mit vielerorts einfachen Mitteln daran, den Verein und damit das soziale und kulturelle Leben in ihren Gemeinden wiederauferstehen zu lassen.

Das aktuelle Laien- und Amateurmusizieren hält nicht nur an Überlieferungen fest, sondern entwickelt sich ständig weiter und setzt sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander. Zusammen mit den vielen neuen Bewohner*innen in Deutschland kann Musik etwa als interkulturelle Verbindung genutzt werden und durch gemeinsames Musizieren ein gemeinsames Verständnis füreinander geschaffen werden.

Lorenz Overbeck
Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V (BMCO)
Erstellt: 2018

Akteur*innen und Förder*innen

Die Amateurmusik in Deutschland ist ein vielfältiges und lebendiges Feld, das von einer breiten Palette engagierter Akteur*innen und Förder*innen geprägt wird. Ihre Leidenschaft und ihr Einsatz tragen maßgeblich dazu bei, dass die Amateurmusikszene in Deutschland blüht und sich stetig weiterentwickelt.

Die Akteur*innen der Amateurmusik sind äußerst vielfältig und umfassen Musiker*innen aller Altersgruppen, die aus den verschiedensten musikalischen Genres kommen. Diese Menschen verbindet die Freude am Musizieren, die Liebe zur Musik und der Wunsch, sich kreativ auszudrücken. Dazu gehören aber auch die unzähligen engagierten und ehrenamtlich tätigen Personen in den Ensembles und Vorständen der Musikvereine.

Zu den Förder*innen zählen Musiklehrerinnen und -lehrer, die Schülerinnen und Schüler in Instrumenten- und Gesangsunterricht ausbilden und ihnen die Grundlagen der Musik vermitteln. Musikvereine und -verbände bieten Plattformen für Musikbegeisterte, um in Ensembles und Orchestern zusammenzukommen und gemeinsam zu musizieren. Lokale Gemeinden und Städte unterstützen häufig Amateurmusikfestivals, Konzertreihen und Workshops, um die musikalische Kreativität vor Ort zu fördern.

Aber nicht nur Einzelpersonen und Institutionen spielen eine wichtige Rolle. Auch staatliche und private Förderprogramme unterstützen die Amateurmusikszene finanziell und organisatorisch. Hierbei können Zuschüsse für Ausrüstung, Räumlichkeiten, Auftritte und Bildungsangebote beantragt werden. Diese Förderungen tragen dazu bei, dass die Amateurmusikszene für alle zugänglich bleibt und auch finanziell weniger privilegierten Menschen die Möglichkeit bietet, sich musikalisch zu entfalten.

Ein bedeutender Faktor für die Amateurmusik in Deutschland ist die Anerkennung der kulturellen Bedeutung von Laien- und Amateurmusizieren (Immaterielles Kulturerbe). Dies drückt sich auch in der Unterstützung durch öffentliche Institutionen wie Kulturämter und Bildungseinrichtungen aus. Die Aufführungen und Konzerte der Amateurmusiker*innen tragen zur kulturellen Vielfalt in Deutschland bei und schaffen Begegnungsmöglichkeiten innerhalb der Gesellschaft.

Insgesamt sind die Akteur*innen und Förderinnen der Amateurmusik in Deutschland unverzichtbar für die Erhaltung und Weiterentwicklung der musikalischen Kultur. Ihr Engagement trägt dazu bei, dass Menschen aller Hintergründe die Freude am Musizieren entdecken können und die Amateurmusikszene lebendig und inspirierend bleibt.

Nachfolgend eine grobe Übersicht über Bundesministerien und Institutionen, die Amateurmusik fördern:

  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): Das BMFSFJ unterstützt unter anderem Projekte und Programme, die Jugendliche und junge Erwachsene im musikalischen Bereich fördern. Hierbei kann es um musikalische Bildung, Teilhabe und kulturellen Austausch gehen.
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Das BMBF fördert Bildungsprojekte, die auch die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen einschließen. Dies kann die Entwicklung von Lehrmaterialien, Fortbildungen für Musiklehrkräfte und musikalische Angebote in Schulen betreffen.
  • Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM): Das BKM spielt eine wichtige Rolle in der kulturellen Förderung, einschließlich der Amateurmusik. Es unterstützt Projekte, Festivals, Konzerte und andere Veranstaltungen, die das kulturelle Leben vor Ort bereichern.
  • Deutscher Musikrat: Als Dachverband zahlreicher musikalischer Organisationen und Vereinigungen in Deutschland setzt sich der Deutsche Musikrat für die Förderung der Musik in all ihren Facetten ein. Er vergibt Stipendien, organisiert Wettbewerbe und fördert musikalische Bildungsprojekte.
    • Mit dem Deutschen Musikinformationszentrum (miz), betrieben vom Deutschen Musikrat wurde eine zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Musikleben in Deutschland geschaffen.
  • Deutsche Stiftung Musikleben: Diese Stiftung fördert junge herausragende Musiktalente durch finanzielle Unterstützung, Auftrittsmöglichkeiten und Mentoring-Programme.
  • Landesmusikräte: Die Landesmusikräte in den verschiedenen Bundesländern spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der Amateurmusik auf regionaler Ebene. Sie organisieren Veranstaltungen, bieten Weiterbildungen an und setzen sich für die Interessen der Musikerinnen und Musiker ein.
  • Stiftungen: Es gibt zahlreiche Stiftungen, wie die Kulturstiftung des Bundes oder die Bertelsmann Stiftung, die auch Projekte im Bereich der Amateurmusik unterstützen.
  • Kommunen und Städte: Lokale Gemeinden und Städte vergeben oft finanzielle Unterstützung für lokale Amateurmusikprojekte, Konzertreihen und Musikvereine.

Konkrete Hinweise zu speziellen Förderprogrammen finden Sie im Beitrag: Fördermittel

Weitere Informationen und spannende Statistiken zum Thema finden Sie im Beitrag „Kinderspiel bis Lebensprojekt: Musizieren als Hobby“ des Deutschen Musikinformationszentrums.

Immaterielles Kulturerbe

Seit 2014 ist Chormusik in deutschen Amateurchören in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen, seit 2016 auch instrumentales Laien- und Amateurmusizieren. Was bedeutet das?

Es nennt aktuell 88 Kulturformen und neun Gute-Praxis-Beispiele und verdeutlicht, welch kulturellen Reichtum Deutschland zu bieten hat. Dabei handelt es sich nicht um eine Erfassung des „deutschen Erbes“, sondern von kulturellen Traditionen unseres Landes. Das Bundesweite Verzeichnis wird in einem mehrstufigen Verfahren von der Deutschen UNESCO-Kommission und verschiedenen deutschen staatlichen Akteuren erstellt. Die in das Verzeichnis aufgenommenen Kulturformen sowie ihre Träger stehen exemplarisch für die Kreativität, den Innovationsgeist und das Wissen der Gesellschaft.

Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe der UNESCO

Chormusik

Deutschland gilt als das „Mutterland“ der Chormusik. Menschen aller sozialer Ausgangslagen finden sich in Singvereinen, Singakademien, in Philharmonischen Chören, Lehrergesangsvereinen, Volkschören, Hochschul- und Universitätschören, Kantoreien und Kirchenchören sowie Schulchören, Gospel- und Jazzchören zusammen, um miteinander zu singen, zu proben und Aufführungen zu gestalten.

Die Tradition der deutschen Amateurchöre ist eine seit 1000 Jahren praktizierte kulturelle Ausdrucksform, die im religiösen Umfeld der Kirchen ihren Ursprung hat. Im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert wurden die deutschen Laienchöre zum Schwerpunkt bürgerlicher Musikkultur und lösten sich vom feudalen Umfeld. Mit dieser Emanzipationsbewegung leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung der bürgerlichen Gesellschaft und damit zur Demokratiebewegung.

Heute stellen sie das Rückgrat der Musikpflege und Musikausübung dar, ohne das die professionelle Musikausübung undenkbar ist. Die Amateurchöre sind zugleich die Basis des Musikpublikums, Nährboden für künstlerischen Nachwuchs und musikalischer Partner in Tausenden von Konzerten und Aufführungen aller Art. Die kreative Aneignung von Text und Musik sowie die künstlerische Vitalität der Menschen werden durch die Aktivität der Chöre mobilisiert. Gleichzeitig richtet sich die Praxis des Singens auf identitätsstiftende Gemeinsamkeiten und öffentliches Wirken.

Die Amateurchöre sind in Stand und Land engagiert und sorgen dafür, dass das Singen als genuine Form künstlerischen Ausdrucks aller Menschen ermöglicht und zugänglich gemacht wird. Die Arbeit in Kinder- und Jugendchören, das Engagement innerhalb von Seniorenchören, die Integration von Menschen mit Migrationserfahrung und der pädagogische Einsatz etwa mit bildungsbenachteiligten Gruppen gehören zum selbstverständlichen Alltag der Chöre und vernetzen ihre Arbeit mit wichtigen Aufgaben einer modernen, weltoffenen Gesellschaft.

Fest verbunden mit der Tätigkeit der deutschen Amateurchöre ist die Pflege eines wertvollen kulturellen Schatzes. Mit der Chormusik verfügen die deutschen Amateurchöre über ein Repertoire, das untrennbar mit ihrer Wirksamkeit und Entstehung verknüpft ist. Kulturelle Tradition, gesellschaftlicher Aufbruch und lebendiges Engagement verbinden sich bei der Pflege der Chormusik in den deutschen Amateurchören. Sie stellen einen Kern der Musiktradition, des Musiklebens und der Musikpflege in Deutschland dar.

Chormusik in deutschen Amateurchören ist eingetragen im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes seit 2014.

Instrumentalmusik

Das instrumentale Amateurmusizieren in Deutschland zeichnet sich durch eine Vielfalt und Breite aus, welche alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringt und die kulturelle Identität Deutschlands prägt. Heute spielen rund neun Millionen Menschen in Deutschland in ihrer Freizeit ein Instrument.

Die Bandbreite reicht von A wie Akkordeon bis hin zu Z wie Zither, von Jazz-, Popular-, Kirchen- bis hin zur Volksmusik. Eine Vielzahl der Orchester hat ein hervorragendes musikalisches Niveau, das in Wettbewerben und Konzerten immer wieder unter Beweis gestellt wird. Die Vielfalt entwickelte sich aus der kleinstaatlichen Verfasstheit Deutschlands im 17. und 18. Jahrhundert. An den Fürsten- und Königshöfen musizierten zunächst die Herrscher selbst oder ihre Kammer- und Saaldiener – also Laien.

Heute sind die meisten Laienorchester in Vereinen organisiert und haben daher nicht nur bezogen auf Kunst- und Traditionspflege, sondern auch unter gemeinschaftsbildenden wie auch jugendpflegerischen Aspekten einen anerkannt hohen gesellschaftspolitischen Stellenwert. So sind z.B. Musikvereine nicht nur als Orte der Musikpflege zu verstehen, sondern auch als Institutionen kultureller Bildung sowie sozialer und kommunikativer Repräsentanz. Darüber hinaus bilden die Orchester einen Nährboden, auf dem Begabungen wachsen, Talente entdeckt sowie in vielen Fällen Voraussetzungen für den späteren Beruf von professionellen Musiker*innen erworben werden.

Die Amateurmusik hält nicht nur an Überlieferungen fest, sondern entwickelt sich ständig weiter und setzt sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander. Zusammen mit den vielen neuen Bewohnerinnen und Bewohnern in Deutschland kann Musik etwa als interkulturelle Verbindung genutzt werden und durch gemeinsames Musizieren ein gemeinsames Verständnis füreinander geschaffen werden.

Instrumentales Laien- und Amateurmusizieren ist eingetragen im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes seit 2016.