Gute Kommunikation – was sie ausmacht, wie man sie erreicht

Kommunikation ist das A und O – diese Regel gilt auch und gerade in Vereinen und Ensembles. Wenn Absprachen nicht funktionieren, man falsch verstanden wird oder eine Aussage falsch interpretiert wird, sorgt das schnell für Frustration. Aber wie kann man denn gut oder richtig miteinander kommunizieren? Das soll im Folgenden geklärt werden.

Inhalt

Was ist Kommunikation überhaupt?

Kommunikation ist nicht nur das, was man sagt. Wir kommunizieren immer und überall – ob nun verbal mit unseren Worten oder nonverbal mit Mimik und Gestik. Somit ist es gerade in einem Gespräch nicht nur wichtig, was man sagt, sondern auch, wie man es sagt. Wenn man sicher gehen möchte, dass die andere Person genau versteht, was man meint, muss man daher sowohl auf die nonverbale als auch die verbale Kommunikation achten.

Das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun

Verbale Kommunikation ist alles, was unter den Bereich „Wort“ fällt. Jedoch gibt es nicht nur die reine Sachebene einer Botschaft, den tatsächlichen Text, sondern auch die Interpretationsebenen, die hierbei mitschwingen. Gut dargestellt wird dies im Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun , das auch als „Vier-Ohren-Modell“ bezeichnet wird. In diesem Modell beschreibt von Thun, dass jede Botschaft vier Seiten hat: Die Sachinformation, eine Selbstkundgabe, einen Beziehungshinweis und einen Appell. Die Sachinformation ist der Inhalt der Botschaft, die ich sende – beispielsweise, wenn ein/e Dirigent*in zu seinem/ihrem Ensemble sagt: „In Takt 34 habt ihr schon wieder ein F gespielt, es muss aber ein Fis sein.“ Die Selbstkundgabe ist das, was ich durch meine Botschaft über mich selbst sage. In unserem Beispiel wäre das: „Es hat mich gestört, dass ihr falsch gespielt habt.“ Der Beziehungshinweis ist das, was ich durch die Äußerung darüber sage, was ich von meinem Gegenüber halte oder wie ich zu ihm stehe. Bei dem falschen Ton könnte das sein: „Ich bin von euch enttäuscht.“ Die letzte Seite ist der Appell, den ich an mein Gegenüber richte. In unserem Beispiel also in etwa: „Übt die Stelle nochmal zuhause!“

Generell ist es immer so, dass bei einer Aussage alle vier Ebenen mitschwingen. Je nach Wortwahl, Mimik und Gestik steht jedoch immer eine der vier Ebenen im Vordergrund. Wenn man die emotionale Ebene in den Vordergrund stellen möchte, wird man dementsprechend diese Emotion in die Stimme legen und so die dementsprechende Stimmung deutlich an den/die Empfänger*in vermitteln. Soll die Appellebene im Vordergrund stehen, beispielsweise um die Orchestermitglieder darauf hinzuweisen, dass sie pünktlicher zur Probe erscheinen sollen, wird der/die Dirigent*in die Stimme etwas heben und die betreffenden Orchestermitglieder gezielt ansehen. Wenn die Sachebene im Vordergrund steht, ist der Tonfall neutral und die Grundhaltung freundlich und offen. 

Schwierigkeiten in der Kommunikation

Ein Problem, das hierbei auftreten kann, ist, dass der/die Empfänger*in nicht die Ebene im Vordergrund sieht, die von mir gedacht war, sondern eine andere Ebene als vordergründig erachtet. Das kann vor allem im Bereich der schriftlichen Kommunikation schnell passieren, weil die Emotionen sowie die Mimik und Gestik im Schriftlichen nicht vorhanden sind und z.B. durch Emojis nur unzureichend ersetzt werden können. Dadurch kann es zu zwischenmenschlichen Problemen kommen, weil die beiden Parteien aneinander vorbeireden. Das perfekte Beispiel hierzu sind die „Szenen einer Ehe“ von Loriot – die Dialoge, die hier beschrieben werden, zeigen, wie unterschiedlich Menschen eine Botschaft wahrnehmen.

Es unterscheiden sich außerdem die Botschaften, die der/die Sender*in losschickt, von den Botschaften, die beim/bei der Empfänger*in ankommen, weil alle Ebenen bis auf die Sachinformation unterschiedlich interpretiert werden können und stark von der nonverbalen Kommunikation abhängig sind. Es kann also sein, dass mein Gegenüber nicht den etwas neutraleren Appell, bitte noch einmal zu üben, hört, sondern ein patziges: „Übt gefälligst mehr, das kann doch nicht wahr sein!“ Wenn mein Gegenüber generell Angst hat, andere zu enttäuschen, kann die Selbstkundgabe, dass ich enttäuscht bin, wesentlich schwerwiegender ankommen als von mir beabsichtigt, und der/die Empfänger*in fühlt sich wesentlich schuldiger als gewollt, wodurch er oder sie sich nicht mehr in die Probe traut, wenn er oder sie keine Zeit zum Üben hatte.

Der Grund dafür, dass jede*r solche Botschaften anders wahrnimmt, liegt daran, dass alle Menschen unterschiedliche „Päckchen“ mitbringen. Man weiß bei einer Unterhaltung nicht immer, in welchem emotionalen Zustand das Gegenüber jeweils ist. Je genervter oder gestresster eine Person ist, desto feindlicher wird sie die Botschaft des Gegenübers wahrnehmen und desto patziger wird sie dementsprechend antworten. Wenn ein/e Posaunist*in im Moment beruflich sehr viel zu tun hat und gerade so die Zeit für die Probe erübrigen kann, kann eine Botschaft wie „bitte übt zuhause mehr“ der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt und das Mitglied entscheidet sich für den Austritt, weil es dafür nicht genug Zeit hat – obwohl der oder die Dirigierende eigentlich nur sagen wollte, dass eine Stelle einen zweiten Blick erfordert.

Außerdem kann auch die bisherige Kommunikation und die gemeinsame Vergangenheit ein Hindernis für gute Kommunikation sein. Wenn der Vorstand und der/die Dirigent*in in der Vergangenheit öfters wegen beispielsweise der Programmauswahl des nächsten Konzerts aneinandergeraten sind, wird der/die Dirigierende in der Kommunikation bezüglich des nächsten Konzerts vorsichtiger sein – oder allerdings gar nicht mehr mit dem Vorstand darüber sprechen, da er oder sie sich in der Arbeit nicht wertgeschätzt fühlt. Missverständnisse in der Vergangenheit führen oft zu einem inneren Widerstreben, mit dem Gegenüber zusammenzuarbeiten, wodurch dann nur mehr die falsche Botschaft wahrgenommen wird – unabsichtlich, aber unterbewusst.

Wie man gut kommuniziert

Gute Kommunikation beruht darauf, dass man klar deutlich macht, welche Botschaft man senden möchte, und welche der vier Ebenen im Vordergrund steht. Das kann man dadurch tun, dass man seine Ansicht klar deutlich macht und offen und ehrlich direkt mit dem/der Empfänger*in kommuniziert. Beispielsweise kann der/die Dirigent*in bei einer Orchesterprobe klar und deutlich sagen, wenn ihn oder sie etwas stört, und Ich-Botschaften senden, wenn er oder sie die Beziehungsebene ansprechen oder eine Selbstauskunft senden möchte. Statt „Ihr spielt schon wieder falsch!“ könnte man beispielsweise sagen: „Ich bin enttäuscht, dass die Stelle immer noch nicht funktioniert. Bitte übt es bis nächste Woche noch einmal gut. Denn wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, kann das Stück unglaublich gut werden. Zusammen schaffen wir das!“ Durch eine klare Kommunikation der eigenen Gefühle und der Erwartungshaltung kann man dem Gegenüber deutlich machen, auf welchem Standpunkt man sich befindet. Außerdem erzielt man durch einen positiven Ausblick am Ende, dass die anderen sich motivierter fühlen, weil sie in der Gemeinschaft stärker werden, anstatt sich durch die Erwartung des Dirigenten unter Druck gesetzt zu fühlen.

Wenn ein/e Sender*in seine/ihre Emotionen und Erwartungen nicht aktiv kommuniziert, sondern durch eine Sachinformation „tarnt“, kann es leicht passieren, dass sich beim/bei der Sender*in Frust aufbaut, weil er oder sie das Gefühl hat, nicht verstanden oder sogar absichtlich ignoriert zu werden. Dieser Frust kann am Ende dazu führen, dass die Person irgendwann explodiert und die andere Person anschreit. Das wirkt sich natürlich auch auf die Kommunikation in Zukunft aus: Als Orchestermitglied werde ich in Zukunft besonders vorsichtig mit dem oder der Dirigierenden sprechen und manche Dinge vielleicht gar nicht ansprechen, weil ich befürchten muss, dass er oder sie wieder in die Luft geht – und fehlende Kommunikation ist das größte Problem, was wir bei Kommunikation haben können.

Besonders wichtig in einem Verein ist es auch, die eigenen Verantwortlichkeiten mit den anderen Orchestermitgliedern zu kommunizieren – auch, wenn es einem zu viel wird. Eine Möglichkeit, die Überlastung einzelner Mitglieder zu verhindern, ist, die Ensembleorganisation neu zu strukturieren – zum Beispiel im Rahmen des teambasierten Vereinsmanagements.

Nonverbale Kommunikation

Als letzten Punkt soll auch kurz auf die nonverbale Kommunikation eingegangen werden. Als Sender*in muss ich darauf achten, dass meine nonverbale Kommunikation dieselbe Botschaft sendet wie die verbale, ansonsten kann es zu Konflikten kommen. Wenn ich beispielsweise mit Worten kommuniziere, dass ich sehr zufrieden mit der Leistung des Orchesters bin, nebenher aber abwesend in den Noten blättere und das Orchester nicht ansehe, wirkt das Kompliment nicht ernstgemeint. Um die die Botschaft richtig herüberzubringen, muss ich meine/n Gesprächspartner*in ansehen und Offenheit signalisieren, also nicht die Arme verschränken und mich ihm oder ihr zuwenden. Wenn ich merke, dass der/die Empfänger*in nicht an dem Gespräch teilnehmen möchte, beispielsweise indem seine oder ihre Fußspitzen von mir weg zeigen oder er oder sie ständig auf die Uhr sieht, sollte ich das Gespräch eventuell an einem anderen Tag suchen.

Fazit

Insgesamt lässt sich sagen, dass eine klare und offene Kommunikation das Wichtigste ist – nicht nur im Umgang innerhalb eines Ensembles, sondern auch mit Kolleg*innen und nach außen hin. Gefühle und Wünsche klar zu kommunizieren reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass das Gegenüber mich falsch versteht, und verhindert dadurch den Aufbau von Frust auf beiden Seiten. Auch die nonverbale Kommunikation muss klar sein und dem entsprechen, was ich sage, um meine Botschaft deutlich zu machen. So kann man Konflikte vermeiden und eine bessere Kommunikation ermöglichen.

Monika Müller
Deutscher Harmonika Verband e.V.
Erstellt: Juni 2023