Musikalische Wanderungen sind besonders beliebt. Ob quer durch die Innenstadt, rund um den See oder doch an Feldern und Blumenwiesen entlang – die individuelle Gestaltungsmöglichkeit ermöglicht eine Umsetzung in jeder Umgebung. Ebenso die Länge der Strecke, die einzelne Stationen sowie sämtliche Aktivitäten auf der musikalischen Entdeckungsreise, setzen der Kreativität keinerlei Grenzen.
Ein Überblick
Musikwanderungen verbinden den Landschafts- und Musikgenuss und bieten eine tolle abwechslungsreiche und einzigartige Erfahrung für alle Beteiligten und Besucher*innen. Rundwege oder Wege mit unterschiedlichen Start- und Zielpunkten, Stadt oder Land, Winter oder Sommer, Zuhören oder Mitmachen, Live-Musik oder Karaoke-Aufnahmen, eine einmalige Veranstaltung oder feste Installationen – musikalische Wanderungen erlauben eine weite Spannbreite an Möglichkeiten. Dieses höchst individuelle Veranstaltungsformat kann in jeder Umgebung funktionieren. Da sie draußen an der frischen Luft und mit viel Abstand stattfinden können, sind musikalische Wanderungen ebenso zu Corona-Zeiten ein tolles Veranstaltungsformat.
Tipps und Hilfestellungen
Aktivitäten planen
Damit es den Besucher*innen auf dem Wanderweg nicht langweilig wird, sind partizipative Elemente bei denen Klein und Groß mitwirken können eine tolle Möglichkeit. Mit einer aktiven Interaktion mit dem Publikum können so eventuell auch neue Mitglieder gewonnen werden.
Konzept
Überlegen Sie sich ein Motto oder ein Thema, unter welchem die musikalische Wanderung stattfindet. Das kann z. B. eine historische Stadtführung, die Natur und Umwelt, Märchen, Volkslieder u. v. a. sein.
Länge des Weges
Zu kurze Wanderwege sind schnell vorbei, zu lange können irgendwann anstrengend werden, vor allem wenn man z. B. einen Kinderwagen dabei hat. Die Länge der Strecke ist anhängig von der Landschaft und den Stationen, welche geplant sind. Ein guter Richtwert wäre hier eine Streckenlänge von 2 bis 5 km.
Gegebenheiten der Umgebung
Achten Sie auf die Gegebenheiten des Wanderwegs. Ist dieser frei zugänglich? Können die Wege mit einem Rollstuhl oder Kinderwagen befahren werden? Gibt es Sitzmöglichkeiten? Gibt es ggf. öffentliche Toiletten?
Wetter
Das ist zugegeben eine Glückssache, vor allem wenn man eine Veranstaltung schon Monate im Voraus plant. Zur Absicherung ggf. einen Ersatztermin mit einplanen.
Kooperationen
Eventuell können Kontakte zu Vereinen aus Nachbarschaftsorten geknüpft oder gestärkt werden. So wird mit noch mehr Man- und Womanpower gemeinsam durchgestartet.
Nachwuchsgewinnung
Nutzt die Wanderung gleichzeitig für Vereinspräsentationen. Höchstwahrscheinlich wird auch neues spontanes Publikum an der musikalischen Wanderung teilnehmen. Stellen Sie sich und Ihren Verein vor. Eventuell finden Sie auf diesem „wortwörtlich“ Wege neue Mitglieder!
Verpflegung
Bei längeren Wegen oder sehr heißen Tagen können Sie für die Gäst*innen Verpflegung einplanen. Imbisse, Getränke, Kaffee oder Kuchen – Ihre Besucher*innen freue sich über eine kleine Stärkung.
Projektbeispiele
Musikverein Gemeindekapelle Plüderhausen e. V.
„Rems, Natur und schöne Töne“
Das Neustart Projekt „Rems, Natur und schöne Töne“ des Musikvereins Gemeindekapelle Plüderhausen fand im Oktober 2021 statt. Nach einjähriger Pause des Kulturlebens in der Gemeinde startete der Musikverein mit einem ganz besonderen Ereignis wieder durch. Bei herbstlich-sonnigen Temperaturen luden die Musiker*innen zur musikalischen Wanderung rund um die Rems in der baden-württembergischen Gemeinde Plüderhausen ein. Eine Fülle an aktiven Mitmachaktionen, Live-Musik und eine wunderschöne Landschaft – auf dem ca. 4,5 km langem Rundweg gab es einiges zum Entdecken.
Über 6 Stationen rund um die Rems
Start: Klangbühne an der Remshütte
Zahlreiche Ensembles des Musikvereins, Bands und Instrumentalvorträge eröffneten den Wanderrundweg auf der Klang-Bühne am Schlossweg. Neben den musikalischen Einlagen fiel hier der Startschuss für ein Kinderquiz mit spannender Schnitzeljagd.
1: Klangstraße am Ufer
Sackhüpfen, Eierlaufen, Nagelbalken, Schokokopfschleuder, Dosenwerfen, Rasselinstrumente bauen und Geschicklichkeitsspiele – auf der Spielstraße konnten sich die Kinder richtig austoben.
2: Klangwerkstatt an der OGV Hütte
An der OGV-Hütte in Plüderhausen erwartete die Besucher*innen die nächste interaktive Mitmachaktion. An Orffschen Instrumenten konnten alle ihre musikalische Ader entdecken.
3: Klangkarusell am Ufer
Im Klang-Karussell stellte der Musikverein Plüderhausen eine Reihe an Instrumenten vor. Die digitale Einführung sollte dabei nicht nur Wissen vermitteln – mit dieser Aktion wollte der Verein die Neugierde für das Lernen eines Instruments wecken und neue Mitglieder gewinnen.
4: Klangbrücke am Lutzsteg
Mit Live-Musik ging es an der Klang-Brücke weiter. Mit kühlem Getränk in der Hand konnten die Besucher*innen den Fichtenberger Alphornbläsern zuhören.
5: Klanggeschichten am Badesee
Am Badesee erfuhren die Besucher*innen jede Menge Witziges aus dem Leben der Musikanten.
6: Klanggarten am Bürgergarten
An der letzten Station am Bürgergarten fand einer Verlosung statt. Darüber hinaus konnten die Besucher*innen alle Infos zum Musikverein Gemeindekapelle Plüderhausen erfahren. Dies war eine weitere Möglichkeit interessierte Neueinsteiger*innen für den Verein zu gewinnen.
Besonderheit des Projektes:
An den einzelnen Stationen wurde nicht nur jede Menge Unterhaltung geboten. Imbisse, Getränke, Kaffee und Kuchen; für das leibliche Wohl der Besucher*innen wurde ebenso gesorgt. Die gesamte Strecke war für Familien mit Kindern und Kinderwagen geeignet.
Ziele
Neben den Live-Performances und der Kooperation mit befreundeten Nachbarvereinen aus der Umgebung, war vor allem die Nachwuchsgewinnung das Ziel der musikalischen Wanderung rund um die Rems. Musikalische Vorträge der Instrumentalist*innen, Vorstellung verschiedenster Instrumente und eine abschließende Vereinspräsentation sollten den Besucher*innen sowohl die Musik an sich als auch die Mitgliedschaft im Verein näher bringen und eventuelle Hemmungen aufheben. Ein sofortiger Beitritt vor Ort war ebenso möglich.
Um bereits im Vorhinein die Besucher*innen über die Veranstaltung und Möglichkeiten im Musikverein zu informieren, wurden Flyer mit einer Wegübersicht sowie allen Infos zum musikalischen Mitwirken verteilt.
Förderung
Das Projekt „Rems, Natur und schöne Töne“ des Musikvereins Gemeindekapelle Plüderhausen wurde 2021 mit ca. 7.755 € im Rahmen von NEUSTART AMATEURMUSIK gefördert. Die größten Ausgaben waren: Dirigentenhonorar, Schutzmaßnahmen zur Erfüllung der Corona-Sicherheitsauflagen, Ensemblenoten, sowie Öffentlichkeitsarbeit (Flyer, Plakate, Foto- und Video-Dokumentation)
Consortium Vocale Berlin e. V. „Pest-Of. Berlin zu Zeiten der Pest“ – ein musikalischer Spaziergang
Musikalische Wanderungen bzw. Spaziergänge müssen nicht zwangsläufig in ländlichen Regionen stattfinden – auch die Stadt bietet tolle Möglichkeiten. Dies zeigten uns die Musiker*innen des Consortium vocale Berlin e. V. . Mit dem Projekt „Pest-Of. Berlin zu Zeiten der Pest – ein musikalischer Spaziergang“ luden sie im Sommer 2021 zu einem musikalischen Spaziergang durch Berlin Mitte ein.
Historisch-musikalische Stadtwanderung
Im August 2021 ging es in Berlin auf historische Entdeckungswanderung. Mit Chor und Barockinstrumenten sowie Zink, Dulcian, Bassanello usw. erkundeten die Musiker*innen in einer öffentlichen Stadtwanderung geschichtsträchtiger Orte Berlins, welche mit der Pest-Epidemie im 17. Jahrhundert zu tun hatten. Fachliche Unterstützung erhielt der Verein von einem Historiker, Autor und Stadtführer, welcher den historischen Hintergrund der einzelnen Orte erläuterte und die Musik in einen geschichtlichen Kontext setzte.
1. Marienkirche in Berlin Mitte
In der Nähe des Fernsehturms begann der musikalische Rundgang. Mit einer Prozessionsmusik ging es samt Publikum zur zweiten Station.
2. Ehemaliger Pest-Friedhof
Unter Anderem mit der Motette “Selig sind die Toten” von Heinrich Schütz wurden am ehemaligen Pestfriedhof an der Heilig-Geist-Kapelle die Toten beklagt.
3. Kolonnaden der Museumsinsel
Mit Werken von Michael Praetorius und der großen Schütz-Motette „Es ist erschienen, die heilsame Gnade Gottes“ wurde dieser Abschnitt den Kranken bzw. der Hoffnung nach Heilung gewidmet. Es folgte ein weiterer Prozessionsgang zur letzten Station.
4. Spree Ufer neben dem Humboldtforum
Am Ufer der Spree ging die Musikwanderung mit William Byrds „Domine, non sum dignus“ zu Ende. Dabei wurde das abschließende Gebet gesprochen.
Entscheidend für die Wahl der Orte war zum einen der historischer Bezug zur Thematik und zum anderen wurde auf die Gegebenheiten der Umgebung (Platz, Akustik) geachtet.
Die Kombination von Stadtführung, vokaler und instrumentaler Musik ist eine tolle Möglichkeit die Stadt auf historisch-musikalische Art zur erkunden. Ein besonderes Erlebnis sowohl für alle Mitwirkenden als auch für das Publikum.
weitere Infos zum Chor… oder Lust mitzusingen?
Ziele
Mit dem Projekt „Pest-Of. Berlin zu Zeiten der Pest – ein musikalischer Spaziergang“ haben die Sänger*innen des Consortium vocale Berlin e. V. insgesamt 3 Ziele verfolgt:
- nach langer Online-Proben-Phase, den Sänger*innen gemeinsame Präsenzproben wieder ermöglichen
- Kunst- und Kulturschaffende eine Auftrittsmöglichkeit schaffen
- eine inspirierendes und coronakonformes Konzept entwickeln
Dabei wollte der Verein den Chorgesang in Zeiten der Pandemie in den Mittelpunkt stellen.
Förderung
Das Projekt „Pest-Of. Berlin zu Zeiten der Pest – ein musikalischer Spaziergang“ des Consortium vocale Berlin e. V. wurde 2021 mit ca. 8.630 € im Rahmen von NEUSTART AMATEURMUSIK gefördert. Der Großteil der Förderung wurde als Honorar für Instrumentalist*innen und Dirigenten ausgegeben. Der zweite größere Posten war die Öffentlichkeitsarbeit. Neben Programmhefter und Flyern wurde das Geld vor allem für die Foto- und Videodokumentation eingesetzt.
AktiVokal e.V. „Wanderweg der Lieder“
Eine ganz andere Art der musikalischen Wanderung zeigen die Künstler*innen des AktiVokal e. V.. Nach einjähriger Arbeit wurde im März 2022 der „Wanderweg der Lieder“ eröffnet. Auf dem rund 2 km langen Weg kommen besonders sing- und wanderfreudige Menschen auf ihre Kosten.
Besonderheit des Projektes:
In Zusammenarbeit mit dem Mendener Stadtforst entstanden aus 9 vertrockneten und bereits gefällten Eichen, 9 musikalische Säulen. Um einen passenden Platz auf dem Rundweg am Haunsberg zu wählen, musste zunächst die Umgebung genau erkundet werden. Es folgte die Platzsäuberungen und erste Vorbereitungen könnten getroffen werden. Auf jeder der Natursäulen wurden Tafeln mit Noten, Liedtexten, Akkordbezeichnungen, Informationen über die Stücke und Komponisten bekannter Volkslieder platziert.
Mitsingen mit Hilfe von QR-Codes
Über entsprechende QR-Codes gelangen die Wander*innen zur Karaoke- oder Vollversionen der Werke. Die Liedertafeln werden dabei nach einiger Zeit themenbezogen neu bestückt.
Für entspannende Sitz- und Ausruhmöglichkeiten wurde mit 4 neuen Parkbänken gesorgt. Im Rahmen des Projekts wurden durch AktiVokal ebenfalls 20 Rotbuchen gepflanzt. Hier berichtet die WDR Lokalzeit Südwestfalen über das Projekt!
Ziele
Singen auf einem Wanderweg? In der Öffentlichkeit? Das trauen sich wahrscheinlich die Wenigsten.
Genau das will der AktiVokal ändern. Die Mitwirkenden des Chors möchten die Menschen zum Singen motivieren und dieses wieder „öffentlicher“ machen. Falsche Töne oder Rhythmen sind dabei egal – es geht um den Spaß und die Freude am gemeinsamen Musizieren! Die neu entdeckte Lust am Singen verleitet eventuell die ein oder andere Person zum aktiven Mitwirken in einem Chor?
Begleitet wurde das Projekt unter anderem vom WDR mit einem Videobeitrag. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit erlangte das Ensemble eine größere Bekanntheit.
Förderung
Das Projekt „Wanderweg der Lieder“ des AktiVokal e. V. wurde 2021 mit ca. 3.330 € im Rahmen von NEUSTART AMATEURMUSIK gefördert. Die Fördergelder wurden größtenteils für Honorare (Erstellung der Liedertafeln, Stadtforst, Bauarbeiten), die 9 Singsäulen, 4 Bänke und 20 neue Bäume, Rahmenhalterungen für die Liedertafeln sowie für die Öffentlichkeitsarbeit (u. a. Hinweisschilder) eingesetzt.