Um die Stimme gesund zu halten, ist ein achtsamer und geübter Umgang beim Musizieren wie im Alltag nötig.
Bevor beim Aufwärmen Räume, Stütze und Stimmsitz erkundet werden, sollte der Körper ausführlich aktiviert und die Atmung vertieft werden. Psychische Belastungen lassen das Zwerchfell verkrampfen und können den Hals »zuschnüren«. Daher sollte das Ankommen im Moment des Singens eine große Rolle spielen und jegliche Zustände erst einmal wertfrei angenommen werden. Muskelaktivierung und Atemvertiefung helfen dabei, Stress loszulassen und ein körperlich freieres Singen möglich zu machen.
Beim Musizieren gilt es auf sich zu achten: Fühle ich mich verantwortlich, die Stimmgruppe zu tragen? Will ich laut singen? Spüren Sie nach, unter welcher Spannung ihre Stimme am freiesten und vollsten klingt – das ist ihr Forte! Mehr klingt meist von außen eher gedrückt und nutzt Ihre Stimme sehr schnell ab.
Achten Sie in Probenzeiten auf Regeneration: Vielleicht unterhalten Sie sich in der Pause lieber vor der Tür? In Endproben brauchen Sie viel Kraft: Schlafen Sie viel, ruhen Sie ihren Körper aus, machen Sie leichten Sport, trinken Sie viel und schweigen Sie viel. Hilfreich ist auch, diese Tage so gut wie möglich frei von zusätzlichen Alltagsaufgaben zu halten.
Die Stimme ist im Alltag immer dabei, daher beginnt Stimmpflege nicht erst beim Singen.
Achten Sie beim Sprechen auf einen aktiven Körper: Hier helfen eine aufrechte Sitzhaltung oder Stehen sowie ein Aufwärmen und Einsingen vor Vorträgen oder Besprechungen. An solchen Tagen viel zu trinken und Bonbons zu lutschen hilft nur ein wenig – besser ist die Prävention.
Auch Telefonieren oder digitale Konferenzen können die Stimme sehr belasten: Die eigene Lautstärke wird immer größer und die Stimme immer gepresster. Hier hilft es, regelmäßig bewusst zu überprüfen, ob die eigene Stimme gerade entspannt benutzt wird und frei klingt. Wie wäre es mit einem Klebezettel am Computer zur Erinnerung?
Auch Ihre Sprechlage und Sprachgestaltung können der Stimme im Alltag helfen. Sprechen Sie mal mit vollem Mund oder zwei Fingern zwischen den Zähnen: Hier haben Sie ihre entspannte Lage. Sie können außerdem immer mal wieder auf Ihre Phrasen und Spannungsbögen achten – so wird der Körper aktiviert und sie führen Ihre Stimme gleichmäßiger.
Der Körper ist Ihr Instrument – und der Geist macht die Musik. Achten Sie auf eine regelmäßige Entspannung von beidem. Dabei helfen auch körperlich-geistige Techniken wie Qigong, Yoga, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Meditationen u.v.m.
Um Erkältungen vorzubeugen können Sie Tür- oder Haltegriffe meiden, genauso wie Menschen mit offensichtlichen Symptomen. Händewaschen und Desinfektionsgel helfen bei der Prävention. Auch die Pflege der Schleimhäute ist wichtig: Neben ausreichendem Trinken eigenen sich hier Salzwasser-Nasensprays insbesondere für klimatisierte oder beheizte Räume wie Flugzeuge oder Züge. Nasse Handtücher auf der Heizung sorgen im Winter für eine höhere Luftfeuchtigkeit und fangen Heizungsstaub ab. Auch Nasenduschen haben sich bewährt (auch bei Heuschnupfen): Hier wird die Schleimhaut nicht nur befeuchtet, sondern auch gespült.
Bei Erkältung gilt: Kurieren Sie sich aus und fangen Sie nicht aus Pflichtbewusstsein oder Sehnsucht zu früh oder zu belastend wieder an. Auch wer mit einer Erkältung schweigend in einer Probe sitzt, arbeitet muskulär mit, was den Heilungsprozess nicht unbedingt unterstützt – und steckt darüber hinaus vielleicht noch andere Sänger*innen an.
Nach der langen Corona-Pause muss die Stimme erst wieder aufgebaut werden – sowohl das Körperbewusstsein als auch die Muskulatur. Um dies zu erleichtern, sollte ausführlich mit Körper- und Aufwärm-Übungen gestartet werden. Dabei gilt: Lieber oft und kurz als einmal lang. Integrieren Sie kleine Stimm- und Körperübungen in ihren Alltag – beim Kochen ein paar Glissandi? Beim Duschen ein paar Töne? Eine Atemübung beim Händewaschen? Auch hier helfen Klebezettel.
Im Chor kann mit Stücken begonnen werden, die einen kleinen Ambitus und wenige Sprünge haben. Hier lohnt es sich auch, Einfaches und Altbekanntes aufzuwärmen und das Muskelgedächtnis zu nutzen. Besonders bei Proben draußen wird die Akustik den Sänger*innen stimmtechnisch nicht helfen. Richten Sie das Repertoire entsprechend aus, suchen Sie einen akustisch reflektierenden Ort wie einen Innenhof oder laden Sie Profis zur Unterstützung ein. Um als Leitung ihre eigene Stimme zu schonen, können Sie draußen ein Mikrofon und eine Box nutzen.
IMPULSFRAGEN
- Wie sollte vor dem Singen aufgewärmt werden?
- Wie kann ich beim Singen und in Probenphasen auf die Stimme achten?
- Wie kann gesundes Sprechen im Alltag helfen?
- Wie trägt die Entspannung von Körper und Geist zum Singen bei?
- Wie kann ich Erkältungen vorbeugen und die Schleimhaut pflegen?
- Kann ich mit Erkältung in der Probe sitzen?
- Wie nach der Corona-Pause wieder mit dem Singen begonnen werden?
- Wie können wir draußen das Singen erleichtern?