KONZERTE NEU DENKEN: Moderieren und Einführen

Konzerte und andere Aufführungsformate können stark von Moderationen profitieren. Das Publikum wird so an die Stücke, das Geschehen auf der Bühne oder die Personen herangeführt und die Veranstaltung erhält einen Rahmen. Das Sprechen vor Publikum will gut konzipiert, vorbereitet und durchgeführt sein.

Überlegen Sie sich zunächst den Stil der Veranstaltung: Ist es ein eleganter Konzertabend? Ein Kindermusical? Wer sitzt im Publikum und interessiert sich wofür? Wer steht auf der Bühne und interessiert sich wofür? Was soll die Moderation erreichen?

Welche Person(en) könnten moderieren? Extra engagierte Profis, die Leitung, eine Person aus dem Ensemble, eine ensemblenahe Person? Es kommen gleichermaßen beteiligte Musiker*innen infrage wie auch eine Gruppe, die sich ausschließlich mit der Moderation befasst (z.B. Kinder aus dem Nachwuchsensemble für das Konzert des Erwachsenenensembles).

Welchen Charakter soll die Veranstaltung durch die Moderation erhalten? Hier ist von zurückhaltend-seriös über charmant-unterhaltend bis zu schauspielend alles möglich – doch sollte die Art sowohl zur Veranstaltung, als auch den Musizierenden und der moderierenden Person passen. Für szenische Moderationen eignen sich besonders gut Moderationspaare: So können Dialoge entstehen, Fragen gestellt und Orte gewechselt werden.

Wenn Sie sich für eine passende Art der Moderation entschieden haben, können Sie daran Ihren Kleidungs- und Sprachstil orientieren.

Entscheidend sind auch die Form und Länge der Moderation und Auftritte. Eine längere Einführung bietet sich bei Aufführungen an, die am Stück ablaufen sollen. In anderen Konzertformen können Sie mehrfach moderieren. Dabei gilt: Je öfter Sie auftreten, desto kürzer sollten die Moderationen sein. Moderieren Sie jedes Stück an? Halten Sie es mit 2-3 Sätzen und ihren Auftrittsweg sehr kurz. Moderieren Sie längere Blöcke von Stücken an? Hier lohnen sich ein paar Sätze mehr, eine Anekdote, eine kleine Szene, ein Interview oder eine Interaktion mit dem Publikum.

Führen Sie Interviews, geht die Informationshoheit von Ihnen auf die Interviewten über. Was würden Sie über den Probenprozess wissen wollen? Was ist das persönliche Lieblingsstück des Programms und warum? Stellen Sie Fragen, die zum Erzählen anregen und vermeiden Sie, Antworten vorwegzunehmen. Neben den Beteiligten können auch Gäste wie Expert*innen zu musikalischen oder außermusikalischen Themen des Konzerts interviewt werden.

Interaktionen mit dem Publikum sind besonders für den Beginn oder zur Aktivierung nach einem längeren Abschnitt geeignet. Praktisch sind hier Melde-Fragen oder Bewegungen im Sitzen. Wer spielt selbst ein Instrument? Ist diese Melodie von Brahms oder Mozart? Dafür können Sie auch von Musiker*innen auf der Bühne unterstützt werden. Das Publikum kann selbstverständlich auch selbst musikalisch aktiv werden und mit Ihnen einen kleinen Sprechkanon oder Body Percussion einüben. Vielleicht möchte jemand auch gerne mal selbst einen kleinen Abschnitt dirigieren?

Inhaltlich können Sie sich auf die Musik und die Musizierenden beziehen, sich aber auch weit davon entfernen.

Gibt es ein Konzertthema, sollte es erklärt werden: Was ist es und warum hat man es gewählt? Wie kam es zur Kooperation der Beteiligten? Ist das Programm ein Potpourri wie z.B. bei einem Schüler*innenvorspiel, können Sie auch in den Moderationen erst einen roten Faden entwickeln.

Zu den Musikstücken gibt es viel Erwähnenswertes: Bemerkenswertes aus der Entstehungsgeschichte, die Bedeutung im biografischen Kontext der Komponist*innen oder in der Musikgeschichte. Sie können Liedtexte zusammenfassen, den Kontext des Musiktheaters erklären, die Instrumentierung vorstellen, besondere Melodien oder Zitate erwähnen (am besten mit gespielten Beispielen) oder auf spezielle Momente und Entwicklungen vorbereiten. Wie ausführlich, wie anekdotenhaft, wie humorvoll Sie hier werden wollen, hängt von Ihrem Publikum sowie dem Konzertstil ab.

Interessant sind auch die Musizierenden: Welche Bedeutung hat das Konzert für das Ensemble? Aus welcher Motivation wird das Stück musiziert? Falls passend können Sie hier auch auf lustige Anekdoten der Probenzeit eingehen, Stimmgruppen oder Musiker*innen vorstellen, Instrumente vorführen oder Interviews zu persönlicheren Themen führen.

Sollten Sie sich für eine szenische Moderation entschieden haben, kann diese reale Figuren (etwa Fanny und Felix Mendelssohn) darstellen oder eine eigene Geschichte um das Konzert erzählen.

Vorbereitung

Moderationen, die spontan und locker wirken, sind oft sehr gut vorbereitet, einstudiert und mit viel Routine gepaart. Moderieren Sie freistehend oder in Bewegung und möchten Notizen mitbringen, können Sie dafür große Karteikarten verwenden. Zusätzlich helfen die Karten dabei, eine entspannte Haltung der Hände zu finden. Hier können Sie auch das Textbild für den Vortrag aufbereiten und sich visuelle Anker setzen – durch häufiges Üben verbessern Sie nun Fluss und Souveränität und sind in der Lage, die Länge Ihrer Moderation einzuschätzen sowie auf der Bühne Kapazität für Spontanes zu haben.

IMPULSFRAGEN

  • Welchen Stil hat die Veranstaltung?
  • Wer sitzt im Publikum mit welchen Interessen?
  • Wer steht auf der Bühne mit welchen Interessen?
  • Welchen Charakter soll die Moderation der Veranstaltung geben?
  • Wer könnte moderieren? Eine, zwei oder mehrere Personen?
  • Welcher Stil liegt den Moderierenden? Seriös, humorvoll, inszeniert…?
  • Wann und wie oft soll die Moderation auftreten?
  • In welchem Längenverhältnis sollen die Moderationen zur Musik stehen?
  • Wer könnte zu welchen Themen interviewt werden?
  • Welche Interaktionen könnten dem Publikum Spaß machen?
  • Welche Informationen über die Stücke eröffnen das Hören neu?
  • Welche Hintergründe der Stücke sind amüsant, interessant oder berührend?
  • Wie könnte das Ensemble vorgestellt werden?
  • Gibt es organisatorische Aspekte, die erwähnt werden müssen?