KONZERTE NEU DENKEN: Vortragen und Lesen

Für jeden Vortrag ist die Vorbereitung wesentlich. Lesen Sie den Text mehrmals, um den Sinn zu erfassen, wichtige Momente zu erkennen und sich einer eigenen Interpretation zu nähern. Lesen Sie anschließend mehrmals laut und achten Sie auf sinngemäße Betonungen der Sätze. Hören Sie Ihrer eigenen Sprachmelodie zu – dafür können Sie sich auch mehrmals aufnehmen, anhören und korrigieren. Wie könnten die Sätze noch betont werden? Wie verändert meine Grundstimmung den Ausdruck und die Bedeutung der Sätze? Ist das Tempo angemessen? Wie groß können die Pausen sein?

Bereiten Sie auch die richtigen Aussprachen vor, besonders die Namen von Beteiligten, von fremdsprachigen Komponist*innen, Stücktitel oder Ausdrucksbezeichnungen.

Mit dieser Vorbereitung können Sie nun auch das Textbild aufbereiten. Wählen Sie große Schriftgrößen und Zeilenabstände, auch für Karteikarten. Setzen Sie an Einstiegsorten in neue Sätze visuelle Anker. Sollten Sie auf der Bühne kurz den Faden verlieren oder zu lange vom Text aufsehen, finden Sie sich so schnell wieder im Text zurecht. Sie können den Text außerdem der Sprache gemäß visuell gliedern (etwa mit Bindestrichen) und Schwerpunkte in der Sprachmelodie markieren (z.B. durch Fett-Formatierung). Wie weit ist das Pult von ihnen entfernt? Wie hoch würden Sie die Karten vor Publikum wirklich nehmen? Probieren Sie das Lesen im richtigen Abstand, mit häufigem Aufblicken und denken Sie an Ihre originalen Hilfsmittel wie eine Lesebrille oder Kontaktlinsen.

Nun geht es ans Üben! Freiere Texte wie Moderationen brauchen gute Formulierungen: Überlegen und memorieren nicht nur inhaltliche Punkte, sondern auch sprachliche Übergänge. Gelesene Texte können immer sicherer in der Betonung, immer freier und kreativer in Melodie und Ausdruck werden. Gestalten Sie Pausen, Geschwindigkeiten und Stimmungen. Auch hier helfen Aufnahmen bei der Eigenwahrnehmung und Korrektur. Stolpern Sie über gewisse Wörter oder verschlucken Sie oft Wortenden, hilft es, die betonten Silben stärker zu betonen und im Tempo etwas herunterzugehen. Nehmen Sie sich immer wieder Zeit für einen ruhigen, tiefen Atemzug. Und dazwischen? Körperliche Aktivität!

Zum Auswendiglernen von Texten gibt es viele Strategien. Merken Sie sich beispielsweise eine Grundstruktur oder wichtige Fixpunkte, etwa die Strophenbeginne als Starthilfe – oft läuft die restliche Strophe dann automatisch hinterher. Merken Sie sich Unterschiede von ähnlichen Strophen zueinander. Sie können auch Bilder malen, die Ihnen beim memorieren eines inhaltlichen Ablaufs helfen, beim Durchgehen Bewegungen machen oder in einem Singsang vor sich hin sprechen. Letzten Endes hilft jedoch nur: Häufig durchgehen, an verschiedenen Punkten starten und noch Souveränitätspuffer für die Bühne aufbauen.

Geht es auf die Bühne ist auch für den Sprachvortrag ein Aufwärmen hilfreich. Sie sind Sänger*in? Singen Sie sich ein! Aber auch sonst: Wärmen Sie den Körper auf und machen Sie einige Übungen, die die Rumpfmuskulatur aktivieren. Kneten Sie Ihr Gesicht oder schneiden Sie ein paar Grimassen. Auch entspannende Atemübungen sowie Zwerchfellaktivierungen sind hilfreich. Benutzen sie in jedem Fall kurz ihre Stimme (z.B. mit w-Glissandi). Jetzt noch kurz an eine entspannte, offene Haltung denken und auch das Auftreten schon als Teil des Vortrags begreifen und – toitoitoi!

IMPULSFRAGEN

  • Wo sind Kernmomente des Textes? Wie können diese herausgehoben werden?
  • Wie verändert eine Grundstimmung den Ausdruck?
  • Ist das Tempo angemessen? Sind die Pausen groß genug?
  • Wie strukturieren Rhythmus, Pausen und Betonungen den Text für die Zuhörenden?
  • Wie kann mir das Textbild beim Vortrag helfen? Wie kann meine Interpretation im Textbild visualisiert werden?
  • Wo sind markierbare Einstiegspunkte im Text?
  • Welches Gerüst kann ich bei freien Moderationen vorher auswendig lernen?
  • Habe ich Souveränitätspuffer für Aufregung, Störfaktoren etc. mit geübt?
  • Mit welcher Ausstrahlung trete ich auf?