Musizieren entdecken

Es gibt verschiedene Möglichkeiten das Musizieren erfahrbar zu machen. Über Körper, Stimme und Rhythmus, das Kennenlernen von Instrumenten bis hin zum Improvisieren und Experimentieren. Weitere Zugangsform sind gemeinsame Konzert- oder Theaterbesuche oder der Einsatz von Singpat*innen. Lassen Sie sich inspirieren.

Inhalt

Körper, Stimme, Rhythmus

Mit Menschen jeden Alters kann das Musizieren über den eigenen Körper, die Stimme und Rhythmus entdeckt werden. Welche Methoden gibt es hier? Welches Klangmaterial kann einbezogen werden? Worauf sollte geachtet werden?

Mit Menschen jeden Alters kann das Musizieren über den eigenen Körper und die Stimme entdeckt werden. Auch Rhythmik und Klangmaterialien sind hier passende Zugänge, die allen Menschen gemein sind. Um zu motivieren, sollten dabei Themen der Lebenswelt der Teilnehmenden eine Rolle spielen, bei multikulturellen Gruppen auch die eigene Musikkultur.

Mit Klängen, Tönen, Materialien, Rhythmen, Bewegungen und Körpermusik wird experimentiert und eigenes Empfinden ausgedrückt. Dabei ist das Ziel, bei den Teilnehmenden eine Neugier und Spielfreude entstehen zu lassen, um den musikalischen und persönlichen Ausdruck anzuregen. Auch soziales Miteinander, Wertschätzung, Kommunikation und Akzeptanz kann hierdurch geübt werden.

Mit der Stimme kann zunächst gesprochen werden: Rhythmische Erzählungen verwenden erste melodiöse Linien und Grundpulse. Sprechkanons vertiefen diese ersten Erfahrungen und können mit Bewegungen allein und in der Gruppe verbunden werden, die auch beim Rhythmus helfen.

Beim Singen sollte auf eingängige Melodien geachtet werden, wenige und kleinere Sprünge sowie ein kleinerer Ambitus sind zu Beginn am machbarsten. Auch hilft das gemeinsame Singen, um anfängliche Zurückhaltung und Unsicherheiten zu überwinden. Eigene Liedvorschläge einbringen zu können, ist eine zusätzliche motivierende und bestärkende Aktionsmöglichkeit. Dabei sollte das Niveau jedoch immer auf Machbarkeit überprüft werden.

Bewegungen zu Musik zu entwickeln schult das Hören und Wahrnehmen von Musik sowie den eigenen Ausdruck. Hier können abstrakte Tänze entwickelt, aber auch Bewegungsgeschichten erzählt werden, die sich wiederum mit Body Percussion, Sprache und Gesang vermischen können.

Auch Body Percussion eignet sich gut für den Beginn: Klatschen, Stampfen, Schnippen, Schnalzen und vieles mehr klingt in der Gruppe schnell ansprechend und schult das Körper- und Rhythmusgefühl. Eine Sonderform ist hierbei das Beatboxen, das etwas Durchhaltevermögen beim Üben benötigt, aber für gewisse Zielgruppen besonderes motivierend ist.

Rhythmisches Musizieren kann nicht nur mit dem Körper, sondern auch mit Materialien und Instrumenten stattfinden. Hier kann besonders gut experimentiert und erste Töne entdeckt werden: Wie klingen die Stäbe des Xylophons zusammen? Welcher Grundrhythmus kann damit entstehen? Welche Wirkung hat dieses Percussion-Instrument? An welche Szenerie erinnert es? Wie klingen diese Alltagsgegenstände und Materialien?

Für das Musizieren besonders motivierend ist auch, Instrumente selbst zu bauen, vielleicht auch zu verzieren und sie dann spielen zu lernen. Dies können Instrumente aus Alltagsmaterialien sein, jedoch gibt es auch Bausätze etwa für Cajons oder Ukulelen. So existiert bereits eine besondere Bindung zum Instrument, bevor die ersten Klänge gespielt werden.

Impulsfragen

  • Welche Themen beschäftigen die Teilnehmenden?
  • Welche Anknüpfungspunkte gibt es hier für das Musizieren mit Körper, Stimme und Rhythmus?
  • Wie kann die Gruppe miteinander muszieren?
  • Was ist das Ziel für die Teilnehmenden?
  • Wie möchten sich die Teilnehmenden ausdrücken, was möchten sie erzählen?
  • Welche Lieder passen zu den Teilnehmenden? Welche Stile und Themen?
  • Könnten Instrumente selbst gebaut werden?

Instrumente kennenlernen

Welche Möglichkeiten gibt es, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Instrumente vorzustellen und sie für das Erlernen eines Instruments zu begeistern? Welche Veranstaltungen und Formate eigenen sich dafür?

Musizieren kann man mit dem Körper, der Stimme – und mit Instrumenten. Doch diese wollen erst einmal kennengelernt und ausprobiert werden. Welche Möglichkeiten gibt es, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Instrumente vorzustellen und sie dabei auch noch für das Erlernen eines Instruments zu begeistern?

Der Klassiker ist sicherlich die Instrumentenkarussell. Hier werden zum Beispiel im eigenen Vereinsheim die einzelnen Instrumente von den Musiker*innen selbst präsentiert. Danach darf jede*r nach Anleitung der Musiker*innen den Instrumenten selbst die ersten Töne entlocken. Somit kann man sich sehr gut einen ersten Eindruck über den Klangkörper und vor allem das Mundstück und die Tonerzeugung machen.

Während der Corona-Zeit sind viele Ideen aufgekommen, wie man ein solches Instrumentenkarussell auch kontaktfrei anbieten kann. Neben Online-Live-Schulungen über Videokonferenzprogramme haben sich auch viele Vereine oder Verbände die Mühe gemacht, Videos zur Instrumentenvorstellung zu produzieren, wie beispielsweise hier .

Natürlich ist eine Onlinevorstellung nur halb so schön, wenn man nicht auch selbst die Instrumente anspielen kann. Doch auch dafür lässt sich helfen: mit der Jupiter Mouthpiece Try-Out-Box kann eine kleine Sammlung an Testmundstücken erworben und an die Interessierten verschickt werden, die sozusagen das “kleinste Instrumentenkarussell der Welt” darstellt. Die Mundstücke können Ansprache und Tonerzeugen für einen geringen Preis gut verbildlichen und auch für mehrere potenzielle Schüler verwendet werden.

Da bei einigen Instrumentenvorstellungen“vor Ort” nicht immer der ersehnte Besuch herrscht, lohnt es sich auch, eine Instrumentenvorstellung in der Grundschule oder der weiterführenden Schule in der Nähe anzubieten und mit der Schule eine Kooperation einzugehen. Wichtig ist dabei immer, dass auch gleich die Eltern mit ins Boot genommen werden, um nicht nur dem Kind den Spaß am Musizieren zu vermitteln, sondern den Eltern auch klarzumachen, inwieweit musikalische Bildung auch zur positiven Persönlichkeitsentwicklung beitragen kann.

Ein Instrumentenkarussell kann aber auch in abgewandelter Form stattfinden, beispielsweise in Form eines Kinderkonzerts. Hier werden die Instrumente spielerisch (z.B. wie die Tiere in einem Zoo) auf der Bühne vorgestellt. Die Kinder dürfen während des Konzerts die Bühne betreten oder auch einmal das Orchester selbst dirigieren. Wenn sich die Musiker*innen dabei auch noch lustig verkleiden und ein Austausch mit den Kindern herrscht, sind viele Kinder mit Begeisterung bei der Sache.

Ein Instrumentenkarussell kann auch innerhalb eines Workshops oder Projekts möglich sein: Dabei rotieren die Teilnehmenden in den verschiedenen Aktionen oder Stücken an den bereitgestellten Instrumenten und werden im Erlernen der ersten Grundlagen unterstützt. Im Anschluss daran sollten den Teilnehmenden Unterrichtsmöglichkeiten oder ein weiteres Projekt mit einem festen Instrument angeboten werden.

In Workshops können Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch ein bestimmtes Ziel zum Selbstentdecken von Instrumenten motiviert werden. Dieses Ziel kann beispielsweise ein eigener Song sein, der geschrieben und aufgenommen wird – mit Gesang und Instrumenten. Dafür sollte den Teilnehmenden während der Workshop-Zeit mindestens eine Person zur Seite stehen, die beim Kennenlernen der Instrumente unterstützt.

Impulsfragen

  • Könnten wir eine Instrumentenvorstellung organisieren?
  • Was ist der beste Ort dafür?
  • Wie könnten wir Instrumente digital vorstellen oder mit Abstand ausprobieren lassen?
  • Wie kann in einem Konzert Lust auf Instrumente gemacht werden?
  • Wie können in Workshops und Projekten Instrumente kennengelernt werden?

Improvisieren und Experimentieren

Welche Formen des Improvisierens gibt es? Wie können Materialien, Instrumente und Körperklänge einbezogen werden? Wie kann kreativ mit musikalischem Material umgegangen werden?

Improvisieren und Experimentieren passen gut zusammen. Beide leben von der Neugier und bieten Raum für Kreativität. Sie bereichern die musikalische Praxis und regen dazu an, als Ensemble Musik zu erfinden oder zu komponieren und bieten neue musikalische Erfahrungsmöglichkeiten. Dabei können die Einstiege in dieses Musizieren unterschiedlich gestaltet werden. 

Zu improvisieren bedeutet, etwas aus dem Stegreif zu erfinden. Damit bei den Musizierenden keine Überforderung aufkommt, empfiehlt es sich, das Ensemble mit überschaubaren Übungen an diese Musizierform heranzuführen. Dabei kann von Übung zu Übung mit dem Improvisationsrahmen oder den Improvisationsregeln gespielt werden, die den Musizierenden zur Orientierung an die Hand gegeben werden. Denn auch freie Improvisation findet immer in einem bestimmten Rahmen statt. 

Improvisationsregeln könnten sein: Es spielen immer nur maximal zwei Personen gleichzeitig, jede Person singt/spielt nur zwei verschiedene Töne und variiert diese oder es werden Töne gehalten, auf denen eine Person frei improvisiert (und im Anschluss an eine nächste weitergibt). 

Der Improvisationsrahmen kann beispielsweise durch eine zeitliche Vorgabe gesetzt werden (z.B.: „Wir improvisieren bei der nächsten Übung eine Minute frei. Anfang und Ende werden durch ein Signal/Zeichen markiert.“) oder durch das Festlegen einer Reihenfolge und Rolle (z.B.: „Im ersten Durchgang improvisiert Gruppe A, Gruppe B hört zu. Beim zweiten Durchgang wechseln die Rollen.“). Es können auch musikalische Parameter als Fokus der Improvisation gelten (z.B.: „Wie verändert sich die Improvisation, wenn wir auf Pausen achten? Versucht, während der Improvisation mit der Lautstärke zu spielen. Die nächste Improvisation soll möglichst langsam sein.“). Bei der bezogenen Improvisation nimmt man sich musikferne Anker zu Hilfe. Diese Anker können beispielsweise visuell sein (z.B. Fotografien, Kalenderbilder, Videos oder grafische Notationen), aber auch Gedichte und Texte oder Bewegungen können als Inspiration fürs Improvisieren verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist es, sich zu vorgegebenen Kadenzen oder einer bestimmten Akkordprogression musikalisch auszudrücken. Bei dieser Form von gebundener Improvisation ist man in seiner schöpferischen Freiheit an gewisse Vorgaben gebunden. Dieser klare Rahmen ist sogleich der besondere Reiz und zeigt, wie vielseitig man sich in einer immer gleichen musikalischen Struktur bewegen kann. 

Beim Circle Singing werden ebenfalls wiederkehrende, kurztaktige Muster genutzt, um ins gemeinsame Improvisieren zu kommen. Diese musikalischen Muster (Patterns) sind dabei nicht im Voraus vorgegeben, sondern entstehen aus dem Ensemble heraus. Besondere Dirigierformen wie das Sound Painting oder Vocal Painting inspirieren und zeigen Möglichkeiten auf, das Improvisieren in die musikalische Arbeit zu integrieren. 

Beim Improvisieren lässt man sich auf Unerwartetes ein und ist fehlerfreundlich und experimentierfreudig. Die Möglichkeiten, Musik experimentell zu entdecken, sind dabei vielseitig. Ein möglicher Zugang ist, mit dem Gegenstand zu experimentieren, auf dem man musiziert. Für Kinder, Jugendliche wie Erwachsene kann es spannend sein, nach Alltagsgegenständen zu suchen, aus denen ungeahnte Klänge, Geräusche und Musik hervorgebracht werden können. Wie kann eine Wasserflasche erklingen? Welche Geräusche sind einem Stück Papier zu entlocken? Das Erforschen der klanglichen Lebenswelt kann sich dabei ganz an dem Interesse der Musizierenden orientieren. Nachdem die Gegenstände und deren Klänge für sich erkundet wurden, können in der Gruppe ähnliche Übungsstrategien wie für das Improvisieren angewandt werden. Das niedrigschwellige Musizieren ohne Instrumente lässt sich auch gut mit dem Musizieren mit Instrumenten verbinden. So können beispielsweise Gruppen mit unterschiedlichem musikalischem Vorwissen oder Erfahrungstand gemeinsam Musik machen. 

Auch das eigene Instrument, die eigene Stimme oder der Körper können Ausgangspunkt fürs Experimentieren sein. Wie klingen einzelne Teile meines Instruments? Kann man das Instrument noch anders spielen als gewohnt? Spiegelverkehrt oder auf den Kopf gestellt? Welche Instrumente kann ich mit der Stimme imitieren? Welche Klänge kann ich mit meinem Körper erzeugen? Die neu entdeckten Klänge können im Ensemble vorgestellt werden, um sich gegenseitig zu inspirieren und das neue Klangmaterial allen zur Verfügung zu stellen, bevor es in einem nächsten Schritt beispielsweise in eine One-Minute-Impro (freie Gruppenimprovisation über eine Minute) geht. 

Experimentiert werden kann auch mit der Körperhaltung und Position beim Musizieren. Was verändert sich, wenn ich im Liegen spiele/singe? Wie ist das Musizieren in Bewegung? Wie ist es, Rücken an Rücken zu musizieren? Was ändert sich, wenn man ganz nah oder möglichst fern voneinander sitzt? Beim Ausprobieren entstehen immer wieder neue Varianten aus dem Ensemble heraus. 

Ein weiter Zugang ist, mit bestehendem musikalischem Material zu experimentieren und zu spielen. Dieses kann Popsongs, Lieder, Klassiker und Volkslieder, einfache Melodien oder bekanntes Notenmaterial sein. Das Material lässt sich verfremden, fragmentieren, ergänzen, verdichten, verkürzen und trennen oder neu zu Collagen zusammensetzen. Der Kreativität und den künstlerischen Strategien sind keine Grenzen gesetzt. 

Auch Apps können zum Improvisieren und Experimentieren genutzt werden. Einzelne Klänge, Töne, Rhythmen oder kurze Melodien können beispielsweise durch Sampling-Apps aufgenommen und zu einem Song oder einer Klanglandschaft kreativ zusammengestellt werden. Beat-Maker und ähnliche Apps verwenden Patterns, die dazu dienen, experimentell zu musizieren oder recht einfach eine musikalische Grundlage für einen Song oder ein Stück zu produzieren. Wer mag, kann sich im Anschluss alleine oder in der Gruppe in Improvisationen (Text, Melodien, Rhythmen, Klänge u.v.m.) über seine musikalische oder klangliche Basis üben. 

Alle experimentellen Ansätze haben die Neugier und Freude am Erforschen gemeinsam. Musikalische Tabus und Grenzen dürfen überschritten werden, der Perfektionismus kann eine Pause einlegen und wird von der Fehlerfreundlichkeit – sich selbst wie auch den anderen gegenüber – abgelöst. 

Improvisieren und experimentelles Musizieren fördern die Kreativität und regen dazu an, Musik erstmalig oder neu zu erleben. Sie schulen auf spielerische Weise kompositorische Fähigkeiten der Musizierenden und bieten Raum zur Mitgestaltung von musikalischen Übungen. Im Verlauf können aus den Übungen Musikfragmente, Kompositionsideen, Ensemble-Jingles, Rituale oder ganze Musikstücke entstehen oder aber die Musizierform selbst, das Improvisieren, wird als eine ergänzende Aufführungs- und Darbietungsform entdeckt. Durch das Einbinden aller Ensemblemitglieder in den experimentell-gestalterischen Prozess kann das Gruppengefühl aber auch das Selbstbewusstsein der Einzelnen gestärkt werden. 

Impulsfragen

  • Sind Alltagsklänge und Geräusche auch Musik? 
  • Wie erfahren ist das Ensemble im experimentellen Musizieren und Improvisieren? 
  • Welche Klänge lassen sich noch mit dem Instrument oder der Stimme erzeugen? 
  • Mit welchen Gegenständen lässt sich experimentell musizieren? 
  • Zu welchen Bildern oder Fotos ließe sich improvisieren?
  • Welche Filmausschnitte könnte man experimentell vertonen?
  • Möchten wir mit Apps experimentell musizieren und improvisieren?

Konzert- oder Theaterbesuch

Welche Programme eignen sich für einen (ersten) Konzert- oder Theaterbesuch? Welche Angebote gibt es? Mit welchen kreativen Methoden können die Stücke vor- oder nachbereitet werden? Wie können Hemmungen abgebaut werden?

Ein Konzert- oder Theaterbesuch ist für viele Kinder und Jugendliche aber auch für viele musizierende Erwachsene unbekanntes Terrain. Hier kann ein besonderes Erlebnis gemacht werden und große Motivation für das eigene Musizieren entstehen.

Zunächst sollte das passende Konzert ausgesucht werden. Dabei sind nicht nur organisatorische Aspekte von Bedeutung, sondern auch die Form und das aufgeführte Repertoire. Bei Konzerten eignen sich zum Einstieg besonders moderierte und interaktive Konzerte sowie Konzerte in einem persönlicheren oder legereren Rahmen. Auch ein etwas kürzeres Programm bzw. Musiktheater kann hier angenehmer sein als z.B. eine vierstündige Oper. Als Repertoire eignet sich Programmmusik genauso wie weltberühmte Werke oder Werke mit Anknüpfungspunkten zum eigenen Leben. Bei Musizierenden ist das insbesondere Repertoire mit einem Schwerpunkt auf dem eigenen Instrument oder ein Ensemble wie das eigene. Zugängliches Repertoire ist wichtig, muss jedoch nicht ausschließlich vorkommen. Zudem entwickelt sich Zugänglichkeit auch in der Vorbereitung.

In der Vorbereitung wird ein Stück intellektuell, ästhetisch und emotional erkundet.

Viele informative Aspekte dienen dazu, sich der Musik bereits aus einer zugänglichen Perspektive zu nähern und Bezüge zum eigenen Leben herzustellen: etwa Hintergründe zu Entstehung des Werks und ihren Hindernissen oder zu Komponist*innen und ihren Biografien.

Bei einem Hören mit Aufgaben werden bestimmte Aspekte und Wirkungen der Musik erforscht. Durch eine kreative Arbeit an diesen Aspekten sowie an Motiven, Melodien oder Rhythmen kann ein Verständnis für die Stücke geschaffen und ein persönlicher Ausdruck damit gefunden werden. Das kann durch Umsetzen in andere Künste und Ausdrucksformen wie Malen oder Bewegen stattfinden, aber auch durch Ausprobieren mit Konstruktions- und Kompositionsformen oder ein musikalisches Experimentieren zum Thema des Werks. Bei einem Musiktheater liegen weiteren Dimensionen nah: Die Szenerie, Figuren, Beziehungen, Geschichten und Themen der Handlung u.v.m. Diese können auch szenisch interpretiert und weitergesponnen werden.

Zusätzlich sollte hier über Verhaltensweisen beim Konzert im Publikum und auf der Bühne gesprochen werden: Wie zieht man sich an? Wie gibt man sich? Wie sind Abläufe bei Beginn und Ende? Wer tritt wann auf und ab? Wann klatscht man? Was ist gern gesehen, was nicht? Diese Klärung hilft dabei, sich in der Aufführungssituation zugehörig anstatt fehl am Platz zu fühlen und Unsicherheiten auszuräumen.

In einer vorbereitenden Phase kann auch das musizierende Ensemble als Klangkörper erforscht und möglicherweise auch Instrumente kennengelernt und ausprobiert werden. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn eine Begegnung mit Musiker*innen aus dem Ensemble stattfindet und Fragen gestellt werden können. Dies kann auch in einem Probenbesuch passieren. Neben einem Einblick in den professionellen Probenbetrieb werden hier auch die Musiker*innen nahbarer wahrgenommen als später in der Aufführung und es wird ein persönlicher Bezug aufgebaut. Zusätzlich sind Abläufe im Haus dann beim eigentlichen Besuch bereits bekannt und Unsicherheiten werden abgebaut.

In Konzerthäusern und Theatern lohnt sich aus diesem Grund auch eine Führung. Dabei wird der öffentliche Raum wie etwa der Publikumsbereich und das historische oder hochmoderne Gebäude erkundet. Darüber hinaus ist jedoch auch der Betrieb hinter der Bühne spannend und eine eigene Welt: Hier begegnen einem die verschiedensten Gewerke, Räume, Materialien, technische Hilfsmittel, Künstler*innen und Koordinator*innen. Bei einer Aufführung sieht man dann nicht nur das Ergebnis auf der Bühne, sondern hat Verständnis für die Herausforderungen bei der Entstehung und Abläufe auf und hinter der Bühne. Viele Konzerthäuser und Theater bieten außerdem bereits fertige Workshops an, die kreativ und zielgerichtet auf die Aufführung vorbereiten.

Auch eine Nachbereitung hilft, einen (ersten) Konzert- oder Theaterbesuch einzuordnen und Erlebtes zu teilen. Hier können Erfahrungen und Wirkungen der Musik ausgetauscht werden, soziale Aspekte besprochen und aufgetauchte Probleme eingeordnet oder sogar ausgeräumt werden. In einer Nachbereitung kann das Erlebte auch vertieft werden: Vielleicht findet hier ein Treffen mit Musiker*innen statt und ihre Perspektive wird mit der eigenen zusammengebracht. Genauso können nun gehörte und gesehene Instrumente, szenische Spiele oder neues Repertoire ausprobiert werden.

Impulsfragen

  • Was ist das passende Konzert für unsere Interessen? Woran können wir anknüpfen?
  • Wie kann das Repertoire intellektuell, ästhetisch und emotional erkundet werden?
  • Welche Themen, Motive oder Rhythmen sind spezifisch für das Stück?
  • Mit welchen Aspekten kann experimentiert werden? Was eignet sich zur Interpretation in anderen Kunstformen?
  • Wie könnte das aufführende Ensemble erkundet werden?
  • Wie wird das Konzert ablaufen? Wie verhalten wir uns, wie die Menschen auf der Bühne?
  • Was verunsichert uns noch?
  • Könnten wir an einem Probenbesuch oder eine Hausführung teilnehmen?
  • Worüber könnten wir uns nach dem Besuch austauschen?
  • Welche inhaltlichen Themen könnten nach dem Besuch vertieft werden?

Singpat*innen

Die Idee ist, dass ältere Menschen, die gerne selbst und mit Kindern zusammen singen, ihre Erfahrungen weitergeben. Welches Modell gibt es dazu? Und wie werden sie umgesetzt?

Die Bewegung der Singpaten geht auf eine Initiative von Dr. Karl Adamek zurück, der im Jahr 2002 das Projekt »Canto elementar« gründete. Vor allem im Kindergartenalltag sollte das Singen wieder zu einem festen Bestandteil werden – mit dem Ziel, anschließend auch in Familien und mit Freunden zusammen zu singen. 

Singen und Musizieren wirkt sich auf die kindliche Entwicklung besonders positiv aus. Nachweislich werden dabei Hirnareale angesprochen, die auch bei anderen kognitiven Fähigkeiten benötigt werden: Wahrnehmung und Aufmerksamkeit werden geschult, Erinnerung und Lernvermögen gestärkt, Kreativität und Vorstellungskraft gefördert. Deshalb sollte so früh wie möglich mit dem Musizieren begonnen werden. 

Singpat*innen engagieren sich ehrenamtlich, sie sind in Kindergärten und Kindertagesstätten gern gesehene Gäste. Oft sind es Senior*innen, die sich dafür entscheiden, ihre Lebenserfahrung und ihre Musikalität mit Kindern zu teilen. Meistens besuchen sie die Einrichtungen – oder auch Grundschulen – einmal in der Woche. Die Kinder wiederholen im weiteren Verlauf die gesungenen Lieder mit ihren Betreuer*innen. So erweitern sie nach und nach ihr musikalisches Repertoire, das Volks- und Kinderlieder, Bewegungs- und Tanzlieder umfasst. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der allgemeinen Sprachförderung mit Hilfe des Singens, da grammatikalische Strukturen automatisch mitgelernt werden können. Damit die musikalischen Stunden nachhaltig wirken, ist für eine Singpatenschaft ein Zeitraum von ein bis zwei Jahren sinnvoll.  

Die positiven Aspekte einer Singpatenschaft bereichern beide Seiten. Die Kinder erleben sich durch das gemeinsame Musizieren in einer wunderbaren, generationsübergreifenden Gemeinschaft und profitieren von der Ruhe und Hingabe der Älteren. Die Singpat*innen unterstützen die Erzieher*innen und haben eine Aufgabe, die sie regelmäßig fordert. Die wöchentliche Begegnung mit den Kindern ist eine schöne und wertvolle Abwechslung im Alltag, Senior*innen fühlen sich geschätzt und gebraucht. 

Es ist sinnvoll, für die Singpatenschaft eine entsprechende Ausbildung zu absolvieren. Dabei erhält man u. a. eine Einführung in die Kinderstimmbildung, Sing- und Stimmspiele, Umgang mit Orff-Instrumentarium u.v.m. Informationen dazu findet Ihr in den untenstehenden Links. 

Das gemeinsame Singen macht viel Freude! Vielleicht schafft Ihr es, jemanden aus Eurem Verein oder Eurem Ensemble dazu zu motivieren, eine Singpatenschaft anzugehen?

Impulsfragen

  • Warum ist Singen für Kinder so wichtig? 
  • Welche positiven Auswirkungen hat das gemeinsame Singen auf die Kinder und auf die Singpat*innen?
  • Welche singenden Senior*innen in Eurem Verein/Ensemble könnten Lust haben, mit Kindern zu singen?
  • Welche singenden Senior*innen könnten Lust haben, ihnen die musikalische Kultur unserer Heimat weiterzuvermitteln? 
  • Welche Einrichtungen kommen dafür in Frage?
  • Gibt es einen Kindergarten, eine Kindertagesstätte oder eine Grundschule, in der Singpat*innen erwünscht sind?
  • Wie könnten die singenden Kinder langfristig an das Ensemble/den Verein gebunden werden?