Inhalt
Mit anderen Ensembles
Mit anderen Gruppen können aufwendigere Projekte realisiert werden, indem Wissen, Erfahrung und Gemeinschaft geteilt werden. Welche Ensembles, Vereine oder Personengruppen kommen infrage?
Die Zusammenarbeit mit anderen Ensembles kann zu Gemeinschaftsprojekten führen, die für jede Gruppe im Einzelnen zu aufwendig oder nicht realisierbar wäre. So könnten Musik-Festivals oder gemeinsame Veranstaltungen wie ein Workshop mit externen Profis entstehen. Die Kosten und Risiken werden gemeinsam getragen, die Helfer*innenzahl ist größer und man kann auf mehr Werbekanäle zugreifen.
Die Zusammenarbeit muss nicht zwingend mit anderen Musikensembles sein. Welche Projekte entstünden durch eine Kooperation mit einem Tanzensemble? Welche Vereine gibt es noch, die für eine Zusammenarbeit in Frage kämen. Durch eine Projektzusammenarbeit entstehen neue Kontakte, die über das Projekt hinaus nachhaltig bestehen bleiben können.
Die Vernetzung von Ensembleleitenden und Verantwortlichen in Form von regelmäßigen Treffen ist eine Möglichkeit, um über Herausforderungen zu sprechen, die ensembleübergreifend auftreten. Wie gehen andere Ensembles mit Mitgliederschwund um? Wie finanzieren andere ihre Konzerte? Wo kann man Probenfreizeiten durchführen? Bei Vernetzungsinitiativen hilft man sich gegenseitig mit Wissen und Erfahrung.
Impulsfragen
- Welche Projektideen gibt es, die wir mithilfe anderer Ensembles realisieren könnten?
- Welche Stärken und Fähigkeiten haben wir?
Was könnten wir für das Projekt noch gut gebrauchen? Was fehlt uns noch? - Welches Ensemble, welcher Verein oder welche Gruppierung hätte vielleicht noch Interesse an einem Gemeinschaftsprojekt?
- Welches Ensemble, welchen Vereine oder welche Gruppierung könnten wir unterstützen?
Mit Profis aus Musik und Kunst
Mit musikalischen Profis kann für Aufführungen, Proben, Produktionen und Workshops zusammengearbeitet werden. Doch auch die Profis weiterer Kunstformen können die Ensemblearbeit vielfältig bereichern.
Ein Schulterschluss mit Profimusiker*innen kann zu besonderen Musikerlebnissen führen. Profis als Solist*innen bei Konzerten bereichern Ihre Veranstaltung und ziehen Publikum an. Wieso also nicht einmal als Big Band oder Orchester eine Sängerin oder einen Sänger engagieren? Es können aber auch Bands engagiert werden. Als Vokalensemble könnte man passend zu einem Projektmit einem Trio zusammenarbeiten. Bei Kollaborationen profitieren Amateurmusizierende vom Austausch mit den Profis. Sie lernen musikalisch dazu und bekommen Einblicke in und Kontakt mit der Welt der Berufsmusik.
Eine Zusammenarbeit kann auch abseits der Bühne passieren, indem Sie Profimusiker*innen für Workshops, Meisterkurse oder Ensemble-Coachings einladen. Auch hier profitieren Sie als Ensemble von der Erfahrung der Profis.
Durch Kooperationen und Projekte mit Künstler*innen aus anderen Disziplinen können Sie Konzerte und Veranstaltungen bereichern. Laden Sie Multimediakünstler*innen ein, die als VJ (Visual Jockey) das Konzert um die visuelle Performance erweitert. Oder fragen Sie bildende Künstler*innen an und verbinden Sie ihre Aufführung mit einer Ausstellung. Vielleicht könnten Sie auch im Atelier der Künstler*innen gelegentlich auftreten!? Oder Sie machen eine Veranstaltung mit Schriftsteller*innen und kombinieren Konzert und Lesung. Die Möglichkeiten mit Künstler*innen zu kooperieren ist sehr individuell und vielfältig und in jedem Fall ein Gewinn für Sie, die Künstler*innen und das Publikum.
Impulsfragen
- Welche Konzerte stehen in Zukunft an?
- Welche Projekte würden wir gerne einmal realisieren?
- Welche Musiker*innen könnte man für eine Zusammenarbeiten anfragen?
- Welche Künstler*innen könnte man für ein gemeinsames Projekt anfragen?
Mit Partnern aus der Region
Für Ensembles ist es attraktiv, mit Gemeinden, Firmen oder Institutionen zu kooperieren. Wie können hier eigene Ressourcen und die Außenwirkung erweitert werden?
Für Ensemble kann es attraktiv sein mit Gemeinden, Firmen oder Institutionen in den Austausch zu gehen und Kooperationen zu initiieren.
Gemeinden, Kirchen, Brauereien, Weingüter oder allgemein Firmen und Unternehmen verfügen beispielsweise über Räumlichkeiten, die als Probenraum oder als Konzertort genutzt werden können. Wieso nicht eine Konzertreihe im Gewölbekeller des regionalen Weinguts oder ein Lagerhallenkonzert im Industriegebiet?
Auch für Aufführungen kann hier kooperiert werden etwa mit Gastronomiebetrieben, Bäckereien, Getränke- oder Essensherstellern: Beispielsweise sponsert das Unternehmen Verpflegung für das Konzert, Sommerfest, die Weihnachtsaktion, Wanderungen o.Ä. und kann dabei selbst neue Kund*innen aus dem Ensemble und dem Publikum gewinnen.
Aufnahmen und Produktionen sind aufwendig und benötigen teures Equipment. Hier kann ebenfalls mit Partnern kooperiert werden, die Equipment und Expertise haben. Wie wäre es mit einer Anfrage bei einer örtlichen Bühne? Im Gegenzug kann hier eine Werbeaktion für den Veranstaltungsort stattfinden z.B. in Form eines Flashmobs o.Ä. Auch viele Kirchen haben in der Corona-Zeit in Equipment investiert und Erfahrungen mit Tonabnahme und Streaming gesammelt.
Die Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit könnten dazu genutzt werden, um Konzertankündigungen breiter zu streuen. Davon profitiert nicht nur das Ensemble, sondern beispielsweise auch die Region. Gemeinden, Kirchen oder Stadtteile bereichern durch die Unterstützung interessanter Projekte ihr regionales Veranstaltungsangebot. Das kulturelle Angebot wird attraktiver und vielseitiger, für Einwohner*innen und Tourismus. So kann ein Ensemble auch neues Publikum gewinnen und im Allgemeinen bekannter werden.
Gemeinden, Kirchen und Stadtteile können auch Partner von Gemeinschaftsprojekten sein: Ein Stadtteilfest mit Beteiligung der Amateurmusikszene, kurzfristige Projektensembles oder langfristige Stadtteilensembles.
Stellen Sie Ihre Ideen, Vorstellungen und Bedarfe bei möglichen Kooperationspartner*innen vor und lassen Sie sich darauf ein, diese gemeinsam weiterzuentwickeln.
Impulsfragen
- Welche Konzerte und Projekte von uns könnten Unterstützung gebrauchen?
- Welche Unterstützung und welche Ressourcen benötigen wir?
- Welche Unternehmen, Institutionen, Gemeinde oder Kirchen gibt es, mit denen wir zusammenarbeiten könnten?
- Welche guten Gründe und Nutzen hätten Unterstützer*innen und Partner*innen, um mit sich mit uns zusammenzutun?
- Gibt es Projekte, an denen wir uns beteiligen könnten?
Mit allgemeinbildenden Schulen
In Kooperationen mit allgemeinbildenden Stunden eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten der musikalischen Arbeit. Wie profitieren die Partner, welche Perspektiven können gemeinsam entwickelt werden?
Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen haben in Deutschland eine lange Tradition und werden auf verschiedene Arten durchgeführt. Voraussetzung ist die gewünschte Zusammenarbeit von zwei Partnern, bestehend aus einer allgemeinbildenden Schule und einem Verein oder einer Kirchengemeinde. Auch Musikschulen arbeiten oft mit den ortsansässigen Schulen zusammen.
Dauerkooperationen finden über einen längeren Zeitraum statt. Meistens werden sie einmalig festgelegt und werden anschließend über mehrere Jahre fortgeführt. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Musikalische Früherziehung und Grundkurse für bestimmte Instrumente wie Blockflöte, Mundharmonika, Gitarre oder Trommeln/Rhythmik, Bläserklassen, Instrumental-AGs sowie ein Angebot für Vokalensembles, Kinderchöre oder Singklassen.
Für den Unterricht in einer Dauerkooperation ist es sinnvoll, mit einem Konzept zu arbeiten, in dem größere Gruppen (aus)gebildet werden können. Hier gibt es sehr viel und sehr schönes Unterrichtsmaterial, beispielsweise für das gemeinsame Musizieren in Streicher- und Bläserklassen, für Gitarrenklassen, für das Musizieren mit der Melodica oder der Mundharmonika, das Singen in der Gruppe u.v.m. Entsprechende Beispiele findet ihr im Anhang.
Einzelkooperationen werden zwischen allgemeinbildenden Schulen und Vereinen meist für einen festgelegten Zeitraum oder für ein bestimmtes Projekt vereinbart. Sie eignen sich beispielsweise für Instrumentenvorstellungen/-karussells, Konzerte, Ausstellungen oder Projekttage. Besonders bereichernd sind fächerübergreifende Projekte wie (Kinder)Musicals. Hier können sowohl die musikalisch begeisterten als auch die künstlerisch begabten Kinder eingebunden werden, indem die einen singen und musizieren und die anderen malen und basteln oder die Technik bedienen. Beispiele für tolle Kindermusicals findet Ihr im Anhang.
Über die musikalische Kooperation hinaus können auch andere Formen der Zusammenarbeit zum Tragen kommen. So bietet es sich z.B. für ein Ensemble an, in einer Schulaula oder anderen Räumlichkeiten der Schule zu proben – insbesondere in den Abendstunden, wenn dort kein Unterricht mehr stattfindet. Als Gegenleistung könnte das Ensemble beispielsweise im Rahmen von Veranstaltungen der Schule auftreten oder natürlich eine entsprechende Miete zahlen. Eine solche räumliche Kooperation ist in der kalten Jahreszeit zudem energiesparend, weil keine zusätzlichen Gebäude/Räume geheizt werden müssen. Mehr Tipps zu Proberäumen finden Sie auch im Beitrag Proberäume für Ensembles finden. Zudem kann eine Schulaula auch zum (gemeinsamen) Konzertsaal werden. Die gemeinsame Anschaffung und Nutzung von Equipment wie Ton- oder Lichttechnik, Notenpulten oder Pultlämpchen kann sich ebenfalls lohnen. Sie erfordert – ähnlich einer gemeinsamen Raumnutzung – genaue Absprachen, sodass keine Terminkollisionen bei der Verwendung entstehen.
Auch die soziale Komponente sollte in der Kombination von Ensemble/Musikverein und Schule nicht außer Acht gelassen werden. Generationenübergreifend, aber auch zwischen den Kindern und Jugendlichen eines Ensembles und denen einer Schule können, evtl. ergänzend zum Musizieren, gemeinsame Aktivitäten geplant werden. Darüber hinaus kann gegenseitige Unterstützung bei anfallenden Aufgaben wie Kuchen backen, Schulausflüge betreuen oder Unterrichtsräume renovieren hilfreich sein. Wo bestehen noch Anknüpfungspunkte? Hat die Schule einen Förderverein? Welche schon längst erträumten Großprojekte lassen sich vielleicht nur gemeinsam stemmen?
Eine Kooperation richtet sich selbstverständlich immer nach den Gegebenheiten und Bedürfnissen der Partner vor Ort. Der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags gehen intensive Gespräche zwischen den Vereinsvertreter*innen, Instrumental-Lehrkräften und den Schulleiter*innen voraus, in denen festgelegt wird, welches Angebot sinnvoll und durchführbar ist. Es empfiehlt sich, ein Beispielkonzept vorzulegen, das als Gesprächsgrundlage dienen kann. Das Angebot bezüglich der Durchführung sollte möglichst flexibel gehalten werden, um sich an die Unterrichtszeiten und -räumlichkeiten einer allgemeinbildenden Schule anpassen zu können.
Oft finden aus den Kooperationen viele Kinder und Jugendliche den Weg als Nachwuchs in die Musikvereine und Chöre. Ein attraktives Angebot für das Musizieren in Ensembles ist der größte Anreiz, die musikalische Ausbildung fortzuführen. Einzel- und Kleingruppen-Unterricht sollte im Verein ebenfalls möglich sein. Ebenso wichtig ist eine gute und intensive Jugendarbeit: Sie gewährleistet die Bindung von Kindern und Jugendlichen an ein Ensemble und einen Verein oder eine Kirchengemeinde über das musikalische Engagement hinaus.
Die Finanzierung von Kooperationsprojekten kann in mehreren Bundesländern über entsprechende Programme erfolgen. Für Einzelkooperationen findet man vielleicht einen Sponsor, der einen Teil des finanziellen Bedarfs abdeckt. Auch die Förderprogramme für die Amateurmusik kommen möglicherweise zum Tragen. Mit Mut und etwas Kreativität findet man sicher gute und passende Lösungen.
Impulsfragen
- Welche Schule kommt für eine Zusammenarbeit in Frage?
- Streben wir eine Einzel- oder eine Dauerkooperation an?
- Welche Instrumente können wir anbieten?
- Welches Konzept macht für uns Sinn?
- Wer unterrichtet? Wer koordiniert? Wer finanziert?
- Welches Förderprogramm greift?
- Wer kann beim überfachlichen Angebot mithelfen?
Beispiele für passende Förderprogramme der Bundesländer:
- Informationen zur musikalischen Dauerkooperation zwischen Schule und Verein oder Kirche ab 2023 in BaWü
- Kooperationen mit allgemein bildenden Schulen (Verband deutscher Musikschulen – VdM)
- Arbeitshilfe und Materialsammlung zur Kooperation von Musikschule und Ganztagsschule (VdM), PDF
- Kooperationen von Musikvereinen und Schulen (Bund Deutscher Blasmusikverbände – BDB)
Materialsammlung für das Musizieren in allgemeinbildenden Schulen:
- Leitfaden Streicherklasse Lehrerband, für Sekundarstufe 1 (Helbling)
- Die Schneckenklasse, Besetzung Streicherklasse (HUG Musikverlage)
- Gemeinsam lernen und spielen, komplette Schule für Einzel- und Gruppenunterricht (Bläser Schulen Verlag)
- Der kleine Tastenkönig, Melodikaschule (SCHUH Verlag)
- Singen ist klasse Lehrerband mit Online-Material (SCHOTT Music Group)
- Harmonica-Youngsters fürs Klassenmusizieren (Youngstar Musikverlag)
- AkkordiKids 1 Schülerheft, Schulwerk für den Gruppenunterricht für Akkordeon (Musikverlag Holzschuh)
- SwingStundenStücke incl. CD, Klassenmusizieren (Fidula-Verlag)