COMMUNITY MUSIC: Mit Menschen verschiedener Kulturen

Eine Zielgruppe der Community Music sind Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung jeden Alters. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem Angebot einer künstlerischen Ausdrucksmöglichkeit, dem Erlernen musikalischer Fähigkeiten, der Verarbeitung der Migrationserfahrung sowie dem kulturellen Austausch.

Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen sind oft finanziell und sozial benachteiligt und können daher weniger Kulturangebote wahrnehmen. In Community-Music-Projekten wird ihnen eine Möglichkeit bereitet, sich über die Musik mit Emotionen und Erinnerungen alleine und in der Gemeinschaft künstlerisch auseinanderzusetzen. Durch Mitbestimmung und das Erfahren der eigenen Kompetenz wird ihr Selbstvertrauen gestärkt. Zusätzlich erfordert das Arbeiten in großer Diversität gegenseitige Wertschätzung und Akzeptanz. Hier sollte ein großes Bewusstsein für die Kulturen der Heimatländer herrschen (etwa in der Begegnung von Menschen aus Kriegsgegner-Länder) und Angebote gezielt entworfen werden, um Hemmschwellen zu senken (etwa ein Projekt nur für Frauen).

Als Musizierformen bieten sich Workshops, Kurse, Musiktheater und Chöre an sowie Instrumentalensembles für Anfänger. Hier wird meist mit Körper, Stimme, Rhythmen und in ersten instrumentalen Schritten musiziert und auch Tänze und Bewegungsformen integriert. In Ensembles kann zusätzlich fortgeschrittene Erfahrung an bestimmten Instrumenten eingebracht werden. Auch Musiktheater eignet sich sehr gut, da es noch weitere künstlerische Ausdrucks- und Übungsformen bietet. Besonders für Jugendliche kommen mediale Projekte wie Songwriting und -produktion infrage. Das dabei Erlernte kann im Alltag weiter umgesetzt werden und die Medienkompetenz bietet eine berufliche Qualifikation.

Multikulturelles Instrumenten-, Musik- und Bewegungsrepertoire ist zugänglich und fördert die Motivation, wenn Stücke aus dem eigenen Kulturkreis enthalten sind. Dies hat auch den Vorteil, dass Ensemblemitglieder so für bestimmte Stücke zu Expert*innen werden. Wenn verschiedene kulturelle Anlässe für Auftritte genutzt werden, bekommen die Teilnehmenden noch einen tieferen Einblick in die Kulturen der anderen und auch ihre Familien können einbezogen werden.

Diese Formen der Community-Music-Projekte sind meist per se interkulturell, doch können sie auch gezielt der Begegnung von Deutschen mit Menschen anderer Kulturen dienen. Hier werden alle Kulturen gleichwertig behandelt und neue Musizierstile, Sprachen und Umgangsformen kennengelernt. Durch diese gemeinschaftliche musikalische Arbeit entsteht schließlich auch eine gemeinschaftliche soziale Identität. Ensemblepartnerschaften von Personen aus beiden Gruppen geben neuen Mitgliedern Sicherheit, können aber auch ein ausgewogenes Verhältnis der Gruppen zueinander sicherstellen.

Jenseits des sozialen Aspekts bieten interkulturelle Community-Music-Angebote auch für Vereine und Institutionen Chancen. Neben einer positiven öffentlichen Wahrnehmung werden hier auch neue Zielgruppen erreicht, die in Ensembles oder weiterführenden Angeboten langfristig gebunden werden können. Durch Kooperationen mit sozialen und kulturellen Einrichtungen werden nicht nur die Teilnehmenden akquiriert, es findet auch eine Vernetzung statt. Oft finden sich in der Zielgruppe auch professionelle Musiker*innen, die für die Arbeit im Verein/der Institution gewonnen werden können und das Angebot durch Instrumente, Stile oder Musizierformen ihrer Heimat erweitern.

IMPULSFRAGEN

  • Menschen welcher Kulturen leben in unserer Umgebung?
  • Wie könnten wir diese ansprechen und zum Musizieren einladen?
  • Welche Themen interessieren diese Menschen?
  • Welche interkulturellen Musizierformen kommen infrage?
  • Wie sieht das Musik- und Instrumentenrepertoire in so einem Projekt aus?
  • Wie können Partnerschaften und Verbindungen entstehen?
  • Welche Chancen bieten interkulturelle Projekte für einen Verein/eine Institution?